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Gesellschaft & Religion Steff la Cheffe und Oswald Grübel im Kloster Kappel

Jugendliche sollen sich für das Theologiestudium begeistern – das ist das Ziel vom «Campus Kappel». Der fünftägige Event fand diese Woche statt und wartete mit prominenter Besetzung auf: Rapperin Steff la Cheffe und Ex-Banker Oswald Grübel leiteten Workshops, die unterschiedlicher nicht sein können.

Steff la Cheffe

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Stefanie Peter (geb. 1987) heisst die «Queen des Mundartrap» mit richtigem Namen. Sie wuchs im Breitenrainquartier in Bern auf. Die Rapperin und Beatboxerin tourte mit Andreas Vollenweider und wurde 2009 Vize-Beatboxweltmeisterin. Sie hat bisher zwei Alben herausgegeben und gewann dieses Jahr den «Prix Walo».

In einem Raum des ehemaligen Klosters Kappel sitzen 36 Jugendliche und hängen der Rapperin Steff la Cheffe an den Lippen. Ein bunt gemischtes Völkchen, zu sehen sind Rastalocken, Nietenhalsband und Normalos. Es ist kein Treffen frommer Jugendlicher, deren Weg vorgezeichnet ist.

Hier, in Kappel am Albis zwischen Zürich- und Zuger-See, ist Diskutieren und Zweifeln gefragt. Die Jugendlichen haben sich für eine Woche auf den «Campus Kappel» eingelassen: ein Seminar, das ihnen die Vorzüge eines Theologiestudiums nahe bringen soll. Organisiert ist das Treffen von den reformierten Kirchen und den Theologiefakultäten Basel, Bern und Zürich.

Wenig gefragtes Theologiestudium

Der Arzt, der Lehrer und der Pfarrer waren einmal die Autoritäten im Dorf. Heute hat der Pfarrberuf das Renomée eines einsamen Rufers in der Wüste. Während andere Studiengänge an den Universitäten hoffnungslos überlaufen sind, ist das Theologiestudium wenig gefragt.

Die Offensive der Kirchen gegen den eklatanten Pfarrermangel scheint erste Früchte zu zeigen: Im letztjährigen «Campus Kappel» haben sich immerhin 13 Jugendliche für ein Theologiestudium interessiert gezeigt, einige von ihnen haben ihr Studium bereits begonnen.

Steff la Cheffe: Worauf vertrauen?

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Was interessiert Steff la Cheffe am «Campus Kappel«?
00:49 min
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Vertrauen hänge bei jedem Menschen ab vom Start ins Leben – aber man dürfe sich nicht der Verantwortung entziehen und alles auf schwierige Lebensbedingungen abwälzen, erklärt die Rapperin Steff la Cheffe. Es wird über Grundsätzliches diskutiert, was junge Menschen umtreibt, die Fragen aus der Runde haben viel mit Selbstfindung und Selbstvertrauen zu tun. Es wird meditiert, gesungen, diskutiert. Und dann ist Beatboxen angesagt, der Workshop von Steff la Cheffe.

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Beatboxen mit Steff la Cheffe im Kloster Kappel
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Wie kommt Steff la Cheffe dazu, fürs Theologiestudium zu werben? Das tue sie nicht. Sie sei für einen Beatbox-Workshop angefragt worden und sei eben neugierig, sagt die 27-Jährige. Sie interessiert sich für spirituelle Fragen. Das Wort «Manitu», habe sie kürzlich erfahren, heisse «grosses Geheimnis» – das sei für sie eine gute Beschreibung für einen Schöpfer oder eine Schöpferin.

Oswald Grübel

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Oswald Grübel (geb. 1943 in der DDR) absolvierte eine kaufmännische Lehre in einer Bank und arbeitete sich in der Credit Suisse hoch. 2003 wurde er CEO der CS, 2007 trat er in den Ruhestand. Zwei Jahre später holte ihn die UBS zum «Aufräumen» an die Konzernspitze. Nach Milliardenverlusten in London (Fall Adoboli) kam es zum abrupten Abgang.

Steff kommt bei den Jugendlichen sehr gut an. Sie fühlen sich verstanden, inspiriert von ihrer selbstsicheren, direkten Art. Am Ende des Workshops tönen die Beats schon ganz passabel. Doch wie wird es sein, wenn Oswald Grübel vor ihnen steht? Der ehemalige CEO von CS und UBS mit dem Image des eiskalten Sanierers?

Vom Waisenkind zum Topbanker

Als Oswald Grübel vor den Jugendlichen sitzt, heisst das Motto «Lohnt es sich, uneigennützig zu sein?». Grübel erzählt von seiner Herkunft als Vollwaise aus der DDR, der sich aus dem Nichts hochgearbeitet hat. Er sei für eine KV-Lehre in die Bank gegangen, weil sich dort am leichtesten Geld verdienen liess. Grübel spricht darüber, dass Geld weder glücklich noch unglücklich mache, dass sich aber der Erfolg im Vermögen manifestiere.

Immer wieder fragen die Jugendlichen nach seinem Verhältnis zu Geld und seiner Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft. Grübel wiederum betont, dass auch die Armen eine Verantwortung hätten. Kurz: Die Welten der idealistischen Jugendlichen und des pensionierten Bankers könnten nicht weiter auseinanderklaffen.

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Oswald Grübel, an was glauben Sie?
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Nach dem Podium gibt es im Publikum enttäuschte Stimmen zu hören: Nicht auf den Punkt gebracht, lautet ein Verdikt. «Es war eine offene Diskussion», bilanziert Grübel das Treffen knapp. Er sei hier, weil er sich gerne mit Studenten und jungen Leuten austausche. Sein Verhältnis zum Glauben sei Privatsache. Glauben beginne dort, wo das Wissen aufhöre.

Anregung und Provokation

Die Diskussion wird den Jugendlichen ihren Studienentscheid nicht leichter gemacht haben. Die Worte, die Grübel über Religion findet, sind nicht sehr freundlich. Auch Steff ist nicht hier, um für die Pfarrerausbildung zu werben. Doch für Anregung und Provokation ist gesorgt.

Noch ist nicht klar, wie viele der anwesenden 36 Jugendlichen ein Theologiestudium tatsächlich ins Auge fassen. Und ob diese zukünftigen Theologen dann tatsächlich Pfarrer werden und die drängenden Nachwuchsprobleme lösen – darauf können die Veranstalter nur vertrauen.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Blickpunkt Religion, 20.7.2014, 8.08 Uhr.

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