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Bild 1 von 10. Der triumphale «Independence Arch» (Public Works Departments, 1961) ist seit Jahren gesperrt – und der Beton bröckelt. Bildquelle: Manuel Herz.
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Bild 2 von 10. Den hohen Turm des Hotels Ivoire in Abidjan (Côte d’Ivoire) entwarfen Heinz Fenchel und Thomas Leitersdorf 1962-1970. Bildquelle: Iwan Baan .
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Bild 3 von 10. 1956 baute James Cubitt die School of Engineering KNUST in Kumasi, Ghana. 1957 endete die Kolonialgeschichte Ghanas. Bildquelle: Alexia Webster .
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Bild 4 von 10. Ebenfalls bei der KNUST (Kwame Nkrumah University of Science and Technology): Das Stadium. KNUST Development Office, 1964-1967. Bildquelle: Alexia Webster .
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Bild 5 von 10. Begegnungsorte in der University of Zambia in Lusaka, gebaut vom südafrikanischen Architekten Julian Elliott, 1965-1970. Bildquelle: Iwan Baan .
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Bild 6 von 10. Das Kenyatta International Conference Centre in Nairobi von innen ... Bildquelle: Iwan Baan .
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Bild 7 von 10. ... und von aussen. Architekt: Karl Henrik Nostvik, 1967-1973. Bildquelle: Iwan Baan.
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Bild 8 von 10. Diese Pyramide in Abidjan (Côte d’Ivoire) baute der italienische Architekt Rinaldo Olivieri 1973. Bildquelle: Iwan Baan .
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Bild 9 von 10. Das Hotel Independence in Dakar (Senegal) hat 17 Etagen. Architekten: Henri Chomette und Roland Depret, 1973-1978. Bildquelle: Iwan Baan.
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Bild 10 von 10. Diese Bauten planten Jean Francois Lamoureux und Jean-Louis Marin 1974 für die «Foire Internationale de Dakar». Bildquelle: Iwan Baan.
Ein Kongresszentrum im Ufo-Stil, ein Hochhaus in Form einer Pyramide, ein Hotel mit einer Silhouette wie aus einem Science-Fiction-Film – in Afrika würde man solch futuristisch anmutende Architektur nicht unbedingt vermuten. Doch es gab gute Gründe: Allein im Jahr 1960 löste sich mehr als ein Dutzend Staaten südlich der Sahara von ihren Kolonisatoren. Die Architektur wurde gezielt als Mittel eingesetzt, um diesen Staaten ein progressives Image zu verpassen.
Es entstanden ambitionierte Regierungs- und Konferenzgebäude, Universitäten, Nationalmuseen, Sportstadien, Flughäfen und Hotels. Ein Geist der Hoffnung wurde aufgebaut.
Die grösste Kirche der Welt
Das Vitra Design Museum zeigt jetzt mehr als 800 Fotos, dazu Pläne, Entwürfe und historisches Material von über 80 Bauten aus Kenia, der Elfenbeinküste, Sambia, Ghana und dem Senegal. Zusammengestellt hat die Schau der Basler Architekt Manuel Herz.
Noch heute zeugen diese architektonischen Monumente vom Grössenwahn und Optimismus, vom Überschwang und Stolz der 1960er-Jahre. Zum Beispiel in Yamoussokro, der Hauptstadt der Elfenbeinküste: Zwölfspurige Autobahnen führen vorbei an protzigen Regierungsgebäuden. Der Präsident, der in dem einstmals kleinen Ort geboren wurde, hatte es so gewollt. Auch die grösste Kirche der Welt steht hier in der Savanne, als Muster diente der Petersdom in Rom.
Auf Augenhöhe mit dem Westen
Alles scheint hier eine Nummer zu gross. Denn der eigentliche Puls des Landes schlägt 250 Kilometer südlich in der Hafenstadt Abidjan, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes, dessen Elite korrupt bis auf die Knochen ist. Dass sich an dieser Architektur auch die Widersprüchlichkeiten des Unabhängigkeitsprozesses ablesen lassen, macht sie brisant. Denn die Architekten kamen selten aus Afrika selbst, sondern aus Skandinavien, Osteuropa, Israel oder aus den Ländern der ehemaligen Kolonialmächte. Deshalb stellt sich die Frage, ob dieses Entwickeln einer neuen nationalen Identität auch eine Projektion von aussen war.
Die Architektur wollte einerseits auf Augenhöhe mit dem Westen sein. Andererseits musste sie an die klimatischen Bedingungen Schwarzafrikas angepasst sein. So entstanden imposante Bauten, die auf wunderbare Weise mit der Ausdruckskraft von Materialität umgehen: expressiv und experimentell, einzigartig in ihrer Zeit.
Ein Bogen aus Beton
Regional ist diese Architektur sehr unterschiedlich ausgeprägt. In Sambia gibt es Ziegelbauten wie sonst nirgendwo in Afrika. Kenianische Architektur wirkt durch gitterartige Fassadenstrukturen oft erstaunlich luftig und transparent.
Manche Bauten sind regelrechte Manifeste. Über dem riesigen Unabhängigkeitsplatz der ghanaischen Hauptstadt Accra spannt sich ein gewaltiger Bogen aus Beton triumphal und hoffnungsvoll in den Himmel. Doch das Bauwerk ist seit Jahren gesperrt, der rissige Beton bröckelt trostlos vor sich hin.
Der Aufbau Afrikas geht weiter
Tatsächlich haben sich die Verheissungen dieser Bauwerke oftmals nicht erfüllt. Viele sind Symbole gescheiterter Hoffnungen. Architektur in politischer Mission ist freilich immer problematisch. Die Zeit um 1960 war eine «kostbare Konstellation», wie der Architekt Manuel Herz es nennt. Und eine Chance, die in der Dauerkrise des schwarzen Kontinents bemerkenswerte Spuren hinterlassen hat. Der Aufbau Afrikas aber nimmt die Architekten auch weiter in die Pflicht.