Als «Jahrhundertprojekt» wurde es im Vorfeld gehandelt: Nun hat der auffällige neue Anbau des Landesmuseums in Zürich eröffnet. Die Basler Architekten Emanuel Christ und Christoph Gantenbein entwarfen ein markantes Gebäude, das eine Brücke zum historischen Schloss an der Limmat schlägt.
Dieses wurde 1898 von Gustav Gulls gebaut. Der neue Teil tritt mit dem alten Landesmuseum in einen Dialog: So nimmt etwa der Sichtbeton des Neubaus den Tuffstein der Altbau-Fassade auf. Die geschliffenen Betonböden im Neubau setzen den Terrazzoboden des Altbaus zeitgenössisch fort.
Umgeben von Bäumen und Türmchen
Durch den Zusammenschluss der beiden Gebäude entsteht ein Innenhof, der
sich mit der Brücke des Neubaus zum Park hin öffnet. Im Innern fallen die monumentalen Treppen und runden Fenster ins Auge.
Ebenso wie Alt und Neu verbinden sich Innen und Aussen: Die Fenster lenken den Blick auf die alten Bäume des Parks und die Limmat. Oder in die andere Richtung: Zu den vielen Türmchen, Fenstern und der Fassade des Altbaus.
15 Jahre zog sich die Planungs- und Realisationszeit hin, bis das beliebte kulturhistorische Museum hinter dem Hauptbahnhof Zürich neue Ausstellungsräume und eine moderne Infrastruktur erhielt.
Über 110 Millionen Franken hat der Bau gekostet. Dafür bietet der neue, mehrstöckige Trakt eine zusätzliche Fläche von 2200 Quadratmetern für Ausstellungen.
Der erste Mensch und Gletscherfunde
Diese nutzt das Landesmuseum aktuell für zwei neue Ausstellungen: Im ersten Stock des Neubaus befasst sich eine Daueraustellung mit der «Archäologie der Schweiz». Funde aus Bergregionen, Städten und Dörfern, aus Gletschern und Seen führen den Museumsbesuchern das archäologische Kulturerbe der Schweiz vor Augen.
Chronologisch zeigt die Ausstellung auch die wichtigsten Etappen der Menschheitsgeschichte auf: Von den ersten Menschen vor mehr als 100'000 Jahren, bis zur Ausbreitung des Christentums um 800 n. Chr.
Auf einen Ausflug in die Renaissance
Die eigentliche Eröffnungsausstellung des Landesmuseum widmet sich dem Thema «Europa in der Renaissance». Eine turbulente Zeit: Zwischen 1400 und 1600 fanden einige der bedeutendsten Umbrüche der Weltgeschichte statt. Der Buchdruck wurde erfunden, ein neues Menschenbild entwickelt.
Davon zeugen zahlreiche Bilder und Bauten, Skulpturen und Literatur aus der Renaissance. Das Landesmuseum lädt ein, die Spuren dieser Umbrüche zu entdecken: Kunstwerke, Instrumente und Dinge des Alltags werden zu historischen Zeugen.
Eine Feier zum 1. August
Neben den neuen Ausstellungshallen und einem Auditorium wurde im neuen Haus auch ein Studienzentrum mit einer Bibliothek eingerichtet. Dieses verbindet das Nationalmuseum stärker mit seiner Sammlung: Dort, in Affoltern am Albis, werden rund 850‘000 Objekte und jede Menge Archivmaterial gelagert.
Neben dem geistigen wurde beim Neubau auch dem leiblichen Vergnügen Platz eingeräumt: Für ein Bistrot mit dem Namen «Spitz», in Anlehnung an die beliebte grüne Oase des Platzspitzes, die Alt- und Neubau umschliesst.
Und: Pünktlich zum 1. August wird das neue Gebäude gefeiert. Nach der offiziellen Eröffnung durch Bundesrat Alain Berset am Sonntagabend gibt es ein 26-stündiges Fest für die Bevölkerung, das Museum bleibt die ganze Nacht offen.
Sendung: Radio SRF 1, Regionaljournal Zürich/Schaffhausen, 29. Juli 2016, 06:32 Uhr