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Gesellschaft & Religion Warum uns Engel immer noch faszinieren

Im Judentum, Christentum und Islam wimmelt es nur so von Engeln. Die Boten Gottes haben in allen heiligen Schriften ihren Auftritt. Auch in unserer heutigen Zeit nach der Aufklärung spielen die geflügelten Wesen im Leben vieler Menschen eine Rolle.

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Schwülstige Barockengel, nackte Putten, körperlose Wesen mit Flügeln, Lichterscheinungen oder Herzensimpulse. Engel erscheinen den Menschen in vielfältiger Form. Sie bewegen die Menschen weit über die Religion hinaus.

Im Judentum und im Christentum begegnen Engel auf Schritt und Tritt. Engel mit einem Feuerschwert bewachen das Paradies nach dem Hinauswurf der ersten Menschen. Stammvater Jakob sieht in einem Traum Engel auf einer Treppe in den Himmel hinauf und auf die Erde hinuntersteigen.

Engel, wohin man sieht

Im Neuen Testament kündet der Erzengel Gabriel die Geburt Jesu und die Geburt Johannes des Täufers an. Engel erscheinen den Menschen im Traum und leiten dramatische Lebenswenden ein. Engel sitzen im leeren Grab Jesu von Nazareth und verkünden seine Auferstehung.

Auch im Islam wimmelt es von Engeln. Von Anfang an. Bereits der Koran wird dem Propheten Mohammed vom Erzengel Gabriel diktiert. Engel werden im Islam als Diener Gottes gesehen, sind Gott nahegestellt. Für die Menschen sind sie Bewacher und Fürsprecher.

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Nicht nur gute Wesen

Engel sind im Judentum, im Christentum und im Islam unverzichtbares Bodenpersonal Gottes. Die Boten Gottes verbinden Himmel und Erde. Im Judentum gibt es aber auch Traditionen, die vor der Verehrung von Engeln warnen. Die Tradition berichtet von herausragenden Begegnungen mit Engeln. Sie lassen sich nicht einfach ins Heute übertragen.

Im Christentum stellt die Reformation Christus ins Zentrum. Die Anrufung von Engeln rückt in den Hintergrund. Die römisch-katholische Kirche hält bis heute an der Existenz von Engeln fest. Die Gläubigen sollen diese geflügelten Geschöpfe Gottes verehren, aber nicht anbeten.

Sind Engel nur gute Wesen? Mitnichten. In allen drei Religionen sind Erzählungen vom sogenannten Engelssturz oder Höllensturz bekannt. Eine Variante besagt: Himmlische Wesen haben sich mit den Menschentöchtern eingelassen. Sie nahmen sich Frauen, wie es ihnen gefiel. Zur Strafe wurden sie von Gott aus dem Himmel verbannt.

Schutzengel für alle

Beliebt ist in allen drei Religionen der Schutzengel. Jeder Mensch habe einen Schutzengel. Noch heute bitten viele Eltern beim Abendgebet um seinen Schutz für die Kinder.

Eine farbenfrohe Figur, aufgehängt an der Decke der Bahnhofshalle in Zürich.
Legende: «Nana», der schwebende Schutzengel von Niki de Saint Phalle im Zürcher Hauptbahnhof. Keystone

Ein besonderer Schutzengel hängt seit bald 20 Jahren im Hauptbahnhof Zürich: L’Ange protecteuer der Künstlerin Niki de Saint Phalle. Anfänglich gab es kritische Stimmen: Der Engel sei kitschig, die Brüste zu gross, der Kopf zu klein geraten. Inzwischen scheinen sich die Reisenden an den Engel gewöhnt zu haben. Manche werfen einen wohlwollenden Blick in seine Richtung. Vielleicht gar eine Bitte um Schutz auf der Reise?

Engel faszinieren Menschen über die Grenzen der Religionen hinweg. Geflügelte Wesen zieren so manches Wohnzimmer. Engel sollen heute noch Menschen erscheinen – nicht als machtvolle Wesen mit Flügeln. Engel kommen sachter daher, als innerer Impuls, als Trost in der Krise, als Hinweis auf eine persönliche Entwicklung oder als ein Wort eines Menschen, das unser Herz berührt.

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