Das jüdische Jenseits
Im Judentum gibt es Himmel und Hölle nur als vage Kategorien. Aus dem Tanach, der «jüdischen Bibel», haben sich zwei Lehrmeinungen herausgebildet. Eine besagt, dass es eine körperliche Auferstehung der Toten geben wird. Diese Vorstellung wird vor allem im Buch Daniel gefördert, wo es heisst: «Und viele, so unter der Erde schlafen liegen, werden aufwachen: etliche zum ewigen Leben, etliche zu ewiger Schmach und Schande.» Der Gedanke eines Gerichts ist hier mit dabei.
Die andere jüdische Lehrmeinung nimmt an, dass eine «reine» Seele rein zu Gott zurückkehrt. Diese unsterbliche Seele lebt nach dem Tod des Körpers weiter – eine Meinung, die etwa von den herrschenden Priestern zur Zeit Jesu vertreten wurde.
Das christliche Jenseits
Im Christentum kommt das Jenseits in der Johannesapokalypse zum Ausdruck: Dort wird in furchterregenden Bildern beschrieben, was am Ende der Tage geschieht. Die Toten werden auferstehen und die Seele erhält statt eines irdischen Körpers einen himmlischen, unvergänglichen.
Und auch hier kommt wieder der Gerichtsgedanke vor – die Menschen werden dereinst gerichtet und kommen je nachdem in den Himmel oder die Hölle. «Je nachdem» heisst je nach Auffassung: Je nach Taten oder Sünden; es gibt aber auch die Vorstellung, dass alle und alles am Heil teilhaben werden und so bildlich gesprochen in den Himmel kommen.
Das Jenseits im Islam
In der Auffassung des Islam kommt mit dem Tod ein Engel, der den Körper von der Seele trennt. Auch hier ist die Seele unsterblich – doch sie kommt nach einer Art Zwischengericht zurück ins Grab, in den Körper des Verstorbenen und wird dort befragt. Kann der Verstorbene die Fragen nicht richtig beantworten, muss er bereits im Grab Qualen erleiden.
Nach dieser Befragung folgt eine Wartezeit. Bis zum Tag des Jüngsten Gerichts, dessen Zeitpunkt den Menschen nicht bekannt ist. Dann gibt es auch im Islam eine Auferstehung der Toten – und eine Unterscheidung, wer in die Hölle wandert und wer ins Paradies, wo Ströme von Milch, Honig und Wein oder einladende Sofas und Teppiche warten.
Der Weg in den Himmel führt über eine schmale Brücke, unter der die Hölle als Feuergrube lauert. Alle Seelen der Toten müssen über diese Brücke gehen, lediglich die Verdammten fallen ins Feuer, wenn sie nicht durch die Gnade Allahs erlöst werden.
Das hinduistische Jenseits
Im Hinduismus ist das Leben nicht durch Geburt und Tod begrenzt. Vielmehr kommt man so lange wieder zur Welt, bis man zu Moksha, zur Erlösung gelangt. Entscheidend für die Wiedergeburt ist das Karma, das man im aktuellen aber auch in früheren Leben erworben hat, also die Summe der positiven und negativen Taten.
Dieser Kreislauf kann durchbrochen werden, etwa indem man sich vom Nichtwissen oder anderen Grundübeln befreit. Das hinduistische Moskha ist aber kein Paradies oder ein Himmel, wo ein Mensch als Mensch ewig lebt – vielmehr ist es die Vorstellung, dass die individuelle Seele (Atman) in Gott oder der universellen Seele (Brahman) aufgeht oder erlöscht.