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Gesellschaft & Religion Wenn am chinesischen Neujahr Valentinsherzen zum Himmel steigen

Das Laternenfest beendet die chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten. Besonders bekannt daran sind die Himmelslaternen. Dieses Jahr ist das Fest genau auf den Valentinstag gefallen. Eine Tradition, die längst auch in Ostasien Einzug gehalten hat. Und mit ihr die westliche Vorstellung von Romantik.

«Ich liebe dich ein ganzes Leben lang», hat das Ehepaar Wu auf die rosarote Laterne in Herzform geschrieben. Seit elf Jahren sind die beiden verheiratet, zum ersten Mal feiern sie den Valentinstag gleichzeitig mit dem chinesischen Laternenfest.

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In den Hügeln im nordtaiwanischen Pingxi steigen jedes Jahr Tausende von Himmelslaternen in die Höhe. Mit dem Laternenfest begehen die Chinesen das Ende der traditionellen Neujahrsfeierlichkeiten. In diesem Jahr fällt das Fest, das nach dem Mondkalender berechnet wird, mit dem westlichen Valentinstag zusammen.

Fliegende Herzen

Deshalb gibt es jetzt in Pingxi nicht nur traditionelle Himmelslaternen, sondern auch solche in Herzform. Damit wolle man Paare ansprechen, die nicht auf ihren Valentinstag verzichten möchten, so das örtliche Tourismusbüro.

Das erste Mal habe sie vom Valentinstag Ende der 80er-Jahre gehört, erinnert sich die taiwanische Kulturwissenschaftlerin Yin C. Chuang. Plötzlich hätten sich alle Pralinen geschenkt, nachdem der Valentinstag vorher stark in den Medien beworben worden war.

Pralinés statt Opfergaben

In Japan hat sich der Valentinstag bereits in den 70er-Jahren etabliert, einige Jahre später schwappte der Trend dann auch nach Taiwan über. Wie Weihnachten oder Halloween, die aus dem Westen importiert wurden, habe auch der Valentinstag vor allem einen kommerziellen Hintergrund, beklagt Chuang.

Man schenkt sich Schokolade, geht fein essen und verbringt die Nacht in einem Love Motel, einem romantisch gestalteten Hotel für Liebespaare. Dabei hätten sich Paare in der chinesischen Kultur ursprünglich nicht auf diese Weise gegenseitig beschenkt. Geschenke gab es vielmehr in Form von Opfergaben an Götter. Etwa während des Qixi, des traditionellen chinesischen Pendants zum Valentinstags, der am siebten Tag des siebten Monats im Mondkalender gefeiert wird.

Dank den neuen Lampion-Motiven wird das Fest weiter gefeiert

Das Laternenfest hat mit dem westlichen Valentinstag wenig gemeinsam. Mit Herz-Laternen oder anderen Motiven könne sie persönlich nicht viel anfangen, sagt Kulturwissenschaftlerin Chuang. Ihr selbst gefallen die traditionellen Lampions aus Bambus und Reispapier am besten. Beklagen will sie sich dennoch nicht: «Dank den neuen Lampion-Motiven wird zumindest das Laternenfest weiterhin gefeiert.»

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