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Gesellschaft & Religion «Wetten, dass..?» – Ein Nachruf

Die Nachricht ist bekannt, das Datum fixiert. Doch jetzt wird es ernst: «Wetten, dass..?», die erfolgreichste Unterhaltungs-Sendung Europas geht zum letzten Mal über den Sender. Muss man das bedauern?

Die Statistik ist eine Auszeichnung: die meisten Sendungen, die meisten Zuschauer sowieso, weltweit als Format verkauft und das in mehr als drei Jahrzehnten Gesamtlaufzeit. Über tausend Wetten, weit über tausend Wettpaten. Wenn das möglich ist im Fernsehen, dann ist wirklich etwas passiert. Etwas Besonderes zwischen Gerät und Betrachter. Dann geht es um Grundsätzliches, um das Medium Fernsehen selbst und um seine Bedeutung.

Ein LKW auf vier Biergläsern

Die Grundidee ist einfach, die Durchführung übersichtlich: Einer wettet, dass er etwas kann, was andere nicht können. Je abseitiger die Wette, desto besser. Gerne arbeitet er oder sie mit schwerem Gerät, Auto, Bagger, LKW; aber auch mit Tieren und Luftballons, wenn es dem Wetterfolg dient.

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Alle wollen jetzt wissen, ob das geht: Geheimsprache sprechen, ohne zu reden und sich zu bewegen. Einen Bumerang werfen, so dass der Apfel auf dem eigenen Kopf getroffen wird. Radwechsel am fahrenden Auto. Und ja, es geht.

Zehn Weizenbiergläser aus fünf Metern Höhe fallen lassen, ohne dass sie kaputt gehen. Nach den ersten fünf ist klar, das geht wohl nicht. Aber der LKW steht am Ende tatsächlich auf vier Biergläsern. Auch das geht also. Haben Sie es gesehen? Wahrscheinlich schon.

Der Mann ist das Spiel

Blödsinn ist das, natürlich. Ganz und gar sinnfrei, und auch verrückt. Aber darum geht es. «Wetten, dass..?» ist die Entlastung von Sinn, ist pure Neugier und Klamauk. Ein Klamauk der exzentrischen Art. Das war so zu Beginn und dabei blieb es. Nur die Moderatoren wechselten, vom Erfinder Frank Elstner zu Thomas Gottschalk. Die unglücklichen Zwischenspiele von Wolfgang Lippert oder Markus Lanz kann man übergehen. Lanz darf nun den Schlüssel abgeben.

Thomas Gottschalk war «Wetten, dass..?». Der Mann und das Spiel kamen so überein, dass man bei ihm sogar Kanzler Schröder und die schlimmen Drei der Musik – Peter Maffay, Herbert Grönemeyer, Marius Müller-Westernhagen – ertragen konnte. Und die waren oft dabei. Beiwerk sie alle, wie Tom Hanks mit der Katzenmütze und die Stars aus den USA, die zuletzt mitalbern mussten und sich dann bitter beklagen wollten.

Das Lagerfeuer

-Im Ritual liegt Geborgenheit. Das ist der Sinn der Long-Runner im Fernsehen. Ein Lagerfeuer, um das sich alle versammeln, wenn das Signal ertönt. Ein Feuer gegen die Einsamkeit und für die Illusion von Gemeinschaft. Als Frank Elstner 1981 mit «Wetten, dass..?» begann, gab es noch kein Privatfernsehen, kein Internet und keine Spartenprogramme für tausendundeine Nutzung. Hans-Joachim Kulenkampff machte noch EWG: «Einer wird gewinnen», das Europaquiz mit hochkulturellem Anspruch. Die Wirkung war die gleiche. Die Bedeutung auch.

War es schon lange vorbei?

Das war so und das blieb so. Bis jetzt. Denn jetzt ist Schluss. Oder war es schon lange vorbei? Eine Sendung wird beendet, der zuletzt nur noch (oder nur mehr) fünfeinhalb Millionen zuschauen wollten. Die Couch ist weg, das Lagerfeuer zum Wochenende erloschen. Wird es nicht mehr gebraucht? Will keiner mehr hingehen? Daran kann man zweifeln. Vielleicht ist es doch nicht ganz so schön, wenn jeder allein und für sich das Gleiche tut. Vielleicht fehlt etwas? Ja, vielleicht.

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