Die europäische Monarchie übt heute wenig direkte Macht aus: Demokratische Stimmvölker wählen, Parlamente und Ministerpräsidenten lenken Geschicke. Der monarchistische Hochglanz ist heute auf Illustriertenseiten zuhause. Die guten und schlechten Zeiten der Hochwohlgeborenen füllen die Klatschspalten: Im 20. Jahrhundert sind die einst einflussreichen Adelsgeschlechter alle vom Sockel gestiegen.
Aber es gibt auch die anderen, die wirklich Mächtigen: Absolutistische Herrscher von altem Schrot und Korn, die in Personalunion vereinigen, was in westlichen Demokratien ein halbes Kabinett beschäftigen würde. Die repräsentieren nicht, sie regieren.
Anlässlich des Dreikönigstags stellen wir drei Monarchen-Exemplare vor, bei denen es den Anschein hat, sie seien aus einer anderen Zeit.
König Mswati von Swaziland
Von den drei verbliebenen nationalen afrikanischen Königreichen Marokko, Lesotho und Swaziland ist nur letzteres eine absolute Monarchie: König Mswati III. aus Swaziland wurde 1986 im Alter von 18 Jahren zum König gekrönt.
Hinter ihm steht seine Mutter. Ohne sie geht wenig oder genauer gesagt: nichts. Sie «berät» ihn in Personalentscheidungen, ohne ihren Segen bekleidet niemand ein öffentliches Amt.
Es gibt zwar ein Parlament, das natürlich nichts gegen Mswati beschliessen darf und eine Verfassung, die aber wohl nur Ornament ist.
Die Kritik des Auslands an seinem Privatbesitz von 200 Millionen Dollar in einem bitterarmen Land verhallt genauso ungehört wie die Polygamie mit 15 Ehefrauen in einem Land mit bestürzender AIDS-Rate. Innerhalb des Landes sei Mswati III. beliebt, sagen Umfragen, besonders bei den Mädchen.
König Abdullah ibn Abdulasis al-Sa'ud von Saudi-Arabien
Er ist 89 Jahre alt und herrscht über eines der reichsten Länder der Welt: über Saudi-Arabien.
Er ist ein Feudalherrscher und vereinigt in Personalunion Staatspräsident, Regierungschef, Oberbefehlshaber und – als Hüter der Heiligen Stätten Mekka und Medina – auch noch religiöser Anführer. König Abdullah ist ein langsamer Reformer in überschaubaren Grenzen.
Er hat den Frauen zumindest das Wahlrecht in Aussicht gestellt, den Führerschein hingegen noch nicht. Der Schritt ist wohl zu gross für die männliche Bevölkerung in Saudi-Arabien.
König Abdulla ist kein Alleinherrscher, muss aber innenpolitisch weder unabhängige Gerichte noch sonst jemanden fürchten. Er geniesst einen hohen Rückhalt im Volk. Vielen könnten die Reformen schneller gehen, aber sie fürchten mehr, was nach Abdullah kommt. Und so ist man zufrieden mit dem, was man an ihm hat.
Hassanal Bolkiah, Sultan von Brunei
Brunei ist ein winziger Staat ganz am äussersten Zipfel des süostasiatischen Borneo. Seinen Reichtum verdankt das Land dem Öl.
Das Sultanat war einst ein mächtiges Reich, das während der Kolonialzeit auf seine heutige Grösse von 5000 Quadtratkilometer zusammenschrumpfte – doppelt so gross wie Luxemburg.
Seit 700 Jahren wird es von einer Herrscherfamilie regiert, mal mit mehr oder weniger viel Macht ausgestattet, aber doch immer: «family business». Heute vertreten durch Sultan Hassanal Haji Bolkiah, Sultan in 29. Generation: Ein Staat als Familienunternehmen.
Als absoluter Monarch ist er in Personalunion: Sultan, Premierminister, Verteidigungsminister, Finanzminister, zudem oberster Verantwortlicher für islamische Belange: Jede Predigt im Land muss ihm zur Bewilligung vorgelegt werden.
Könige sind sie alle drei, jeder auf seine Art. Wie weise sie sind, ist schwer zu sagen. Und Demut ist ihre Sache nicht. Ins Abendland an eine Krippe zögen sie wohl kaum.