Es gibt sie noch, die Menschen, die von ihren Erlebnissen mit Untoten erzählen: Mitten in der Schweiz, in der Abgeschiedenheit des Isentals, des Schächentals oder im Entlebuch erzählen sich Älpler und Bauern von «armen Seelen», die keine Ruhe finden: Geister poltern in Dachstühlen, lassen Glocken läuten und jagen den Lebenden nicht selten einen gehörigen Schrecken ein.
Diese Berichte gibt es nicht nur in der Schweiz: Spätestens seit 1897, der Veröffentlichung von Bram Stokers Roman «Dracula», haben Untote ihren festen Platz in der Erzähltradition – bis heute, wie das Beispiel der Twilight-Saga belegt.
Attraktiver Vampirstoff
Die Liebesgeschichte von Bella Swan und Edward Cullen lockte Teenager rund um die Welt erst zu den Büchern, danach in die Kinosäle. Der Vampir-Stoff findet dabei eine neue Ausprägung. Nicht gruselige Zähne, Fledermäuse oder Ratten sorgen für Gänsehaut, sondern die komplizierte Liebesbeziehung zwischen der Schülerin Bella und dem Vampir Edward.
Der Stoff bietet attraktive Aspekte: Der Vampirbiss, der die Verwandlung des Menschen in einen Vampir einleitet, unterbricht den menschlichen Alterungsprozess. Die Vampire sind auf ewig jung und schön – ein Umstand, den Hollywood nur zu gern akzentuiert.
Arme Seelen versus Romantik und Freundschaft
Die Kampfszenen halten die Spannung hoch und die schwierige Liebe zwischen einem Menschen und einem Vampir sorgt für Romantik. «Ich liebe diese Bücher, denn von Romantik, Leidenschaft und Freundschaft ist alles dabei», äussert sich ein Mitglied auf der Fanseite bella-und-edward.de.
Von der religiösen Vorstellung, dass arme Seelen oder Wiederkehrer noch nicht ins Jenseits gelangt sind, weil sie sich im Diesseits Schuld aufgeladen haben, ist die Welt der Vampire allerdings weit entfernt.
Flut von Zombie-Filmen
Die Fans der Vampirfilme interessieren sich vor allem für die Fantasy-Figuren: «Ich finde spannend, dass sich ein Vampir in einen Menschen verliebt. Es ist aufregend, wie sich die Vampire verhalten und wie sie leben», erklärt einer von ihnen.
Die Magie der Untoten hat jüngst zu einer Flut von Zombie-Filmen geführt. Lady Gagas Clip zu «Born This Way» mit dem tätowierten Model «Zombie-Boy», Serien wie «The Walking Dead» und der neue Film von Marc Foster, «World War Z», sind nur ein paar Beispiele.
Und die Fiktion reicht in die Realität hinein: An sogenannten «Zombie Walks» treffen sich verkleidete, blutverschmierte Besucher zum gemeinsamen «untoten Herumschlurfen». So theatralisch sehen «Der Grissjuni», «Der Dräckpätscher» und «Der Manschettler» aus Edwin Beelers Film «Arme Seelen» nicht aus. Dafür ist der Schauer, den sie über den Rücken jagen, umso grösser.