Italiens Hauptstadt war nie ein Zentrum der Kaffeehauskultur. Aber das «Greco» machte da immer eine Ausnahme. Von Johann Wolfgang Goethe bis Günter Grass verkehrten hier die ganz Grossen der europäischen Kulturszene.
Jetzt wird darum gerungen, ob aus dem Caffè eine Modeboutique werden soll.
Die zehnfache Miete
Das Kaffeehaus eröffnete 1760 in der Via dei Condotti, in unmittelbarer Nähe der Spanischen Treppe.
Nun steht seine Zukunft auf dem Spiel, weil die Eigentümerin der Räumlichkeiten, eine private Krankenhausstiftung, das Zehnfache der bisherigen Miete von 18'000 Euro pro Monat einfordert.
Diese Mieterhöhung wird damit begründet, dass die Mieten in der sehr teuren Gegend in den vergangenen Jahren enorm gestiegen seien. Ein anderer Grund ist die dringend notwendig gewordene Anschaffung moderner medizinischer Geräte für das Krankenhaus.
Das Unternehmen Antico Caffè Greco Srl akzeptiert diese Mieterhöhung nicht. Die Folge ist ein Rechtsstreit, in dem bisher noch nichts entschieden ist.
Ein Kaffeehaus als Kulturgut?
Im Fall des «Caffè Greco» hat allerdings auch Italiens Kulturminister Alberto Bonisoli ein Wort mitzureden. Die historische Einrichtung des Kaffeehauses ist nationales Kulturgut. Sie kann also nicht entfernt, auseinandergenommen, verkauft oder gar zerstört werden.
Die Modeunternehmen Dior und Moncler, die italienischen Medien zufolge an den Räumlichkeiten des Caffès interessiert sein sollen, müssten also ihre Edelkleidung in einem komplett eingerichteten Kaffeehaus ausstellen.
Doch dazu wird es wahrscheinlich nicht kommen. Egal wie der Rechtsstreit ausgehen wird: Der Kulturminister wird wahrscheinlich verhindern, dass aus dem Caffè eine Boutique wird. Wahrscheinlich wird ein Kompromiss in Sachen Miete ausgehandelt werden.
Gentrifizierung allerorten
Der Fall des «Caffè Greco» ist symptomatisch für Rom. In der Altstadt machten in den vergangenen Jahren rund 30 historische Geschäfte dicht: Hut- und Buchläden, Mode- und Lebensmittelgeschäfte. Aus ihnen wurde elegante Modeboutiquen, schicke Weinbars und Fast-Food-Filialen.
Wo Mieten für Geschäfte steigen, steigen auch die Wohnungsmieten. Alteingesessene Römer ziehen an den Stadtrand: Wohnraum im Zentrum ist fast nur noch für Wohlhabende erschwinglich.
Monti als Beispiel
Monti in der Nähe der Kaiserforen ist ein gutes Beispiel dafür, wie Gentrifizierung und Kommerzialisierung ein sozial noch heterogenes Stadtviertel zu zerstören drohen. Die Stadtverwaltung will dort Strassen verkehrsberuhigen und die Bürgersteige verbreitern.
Die Folge: Dort stehen bald noch mehr Tische und Stühle von Bars und Fast-Food-Filialen. Monti droht zu einer trendigen Open-Air-Vergnügungsmeile zu werden.
Alteingesessene Handwerker, denen ihre Werkstätten nicht gehören, müssen schliessen. Viele Bewohner Montis ziehen aufgrund steigender Mieten fort. Wohnungsbesitzer machen aus ihren Apartments lukrative Bed & Breakfasts oder verkaufen sie an wohlhabende Ausländer. Das soziale Gefüge kippt.
Monti droht zu einer schönen, aber vor allem touristischen Fassade zu werden.