Blau ist die vorherrschende Farbe auf der Berner Religionskarte. Blau für christlich, in den verschiedensten Schattierungen für die unterschiedlichen Konfessionen.
Doch dazwischen finden sich andere Punkte: gelbe, die buddhistische Gemeinschaften anzeigen – violette für jüdische, grüne für islamische, orange für hinduistische, türkis für die Bahai, rot für die Aleviten, braun für die Sikhs.
Religionslandkarte
«Die Karte soll zeigen, wo welche Religionsgemeinschaften aktiv sind», sagt Evi Allemann, die zuständige Regierungsrätin. «Gleichzeitig soll sie helfen, den Kontakt zu den privatrechtlich organisierten Religionsgemeinschaften zu erleichtern.»
Denn bis anhin hatte der Kanton Bern vor allem Kontakt zu den Landeskirchen, der evangelisch-reformierten, der römisch-katholischen und der christkatholischen. Beziehungen zu anderen Religionsgemeinschaften fehlten.
Heftige Kritik an ähnlicher Karte in Österreich
Die neue Karte ist der erste Schritt, um dies zu ändern. Der Kanton hat Informationen zu den verschiedenen Religionsgemeinschaften zusammengetragen und sie auf der Karte notiert: Adressen, Kontaktpersonen und Telefonnummern. Diese Informationen gesammelt öffentlich zugänglich zu machen, ist nicht unproblematisch.
Das zeigt ein Beispiel aus Österreich. Dort hat eine Karte, die islamische Gemeinschaften auflistet, jüngst heftige Kritik ausgelöst. Muslime und Musliminnen befürchteten, die Informationen würden missbraucht und könnten zu Übergriffen führen.
Er kenne die Diskussion um die Karte in Österreich, sagt David Leutwyler, der Beauftragte für kirchliche und religiöse Angelegenheiten des Kantons Bern. Das Risiko für einen Missbrauch der Berner Karte schätzt er jedoch als gering ein.
Denn die Berner Karte unterscheide sich grundlegend von jener in Österreich. So zeige sie alle Religionsgemeinschaften, nicht nur die islamischen. «Zudem haben wird die Zustimmung eingeholt von allen Gemeinschaften, die wir aufführen», erklärt Leutwyler. Und die Karte sei wertungsfrei, die Religionsgemeinschaften werden nicht eingeteilt in Kategorien wie liberal oder konservativ.
Beziehungen aufbauen
Das Echo der Religionsgemeinschaften auf die Initiative des Kantons sei denn auch positiv, sagt David Leutwyler. «Die Reaktionen waren sehr wohlwollend. Unser Anliegen, Kontakt aufzunehmen, wurde als Anerkennung gedeutet und geschätzt.»
Das bestätigt auch Mustafa Memeti, Imam im Berner Haus der Religionen. «Die Karte ist ein positiver Schritt. Und eine innovative Idee, die die neue Realität hier in der Schweiz gut aufzeigt.» Diese neue Realität sei divers und multireligiös – da sei es wichtig, gemeinsam Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln.
Genau das will auch der Kanton. In einem nächsten Schritt geht es nun darum, mehr über die Religionsgemeinschaften zu erfahren, Bereiche zu identifizieren, in denen Ungleichbehandlungen bestehen, und diese dann anzupacken.