Soll der Eintritt in Museen gratis sein? Würde das wirklich neue Besucher anziehen? Eine Studie in Baden-Württemberg hat untersucht, ob Gratiseintritte überhaupt wirkungsvoll sind – und sieht darin Vorteile, aber kein Allheilmittel.
Wie steht der Verband der Museen der Schweiz dazu? Vorstandspräsident Stefan Zollinger ist der Meinung: freie Museumseintritte alleine lösen die Probleme nicht.
Wie steht der Verband der Museen der Schweiz zum Thema Gratiseintritte?
Wir haben dieses Thema aktuell nicht diskutiert. Auch unterscheidet sich die Schweizer Museumslandschaft von der in Baden-Württemberg, wo die Studie gemacht worden ist: Wir haben in der Schweiz keine Tradition der grossen staatlichen Museen.
Hierzulande stehen die meisten grossen öffentlichen Häuser in den Städten und werden von den Städten betrieben. Sehr viele Museen sind private Trägerschaften und die sind auf Eintritte angewiesen. Das Eintrittsgeld ist wesentlicher Bestandteil ihres Budgets.
Sind die Eintrittskosten überhaupt eine Schwelle für einen Museumsbesuch?
Für Besucherinnen und Besucher, die mit der Museumslandschaft vertraut sind, ist es keine sehr hohe Schwelle. Auch weil die Preise in der Schweiz häufig moderat sind. Wahrscheinlich könnte man aber mit kostenlosen Eintritten jüngere Menschen erreichen.
Der Museumsbesuch muss als gutes Erlebnis wahrgenommen werden
Die Frage ist aber: Kann man ihnen auch ein gutes Erlebnis bieten? Nur der freie Eintritt allein reicht eben nicht. Die Jugendlichen müssen den Museumsbesuch als etwas Positives wahrnehmen. Nur so kann man sie als zukünftige Besucherinnen und Besucher für die Häuser gewinnen.
Viele Museen haben Probleme, Besucherinnen und Besucher in ihre Dauerausstellung zu bringen. Sonderausstellungen sind viel gefragter. Könnten da Gratiseintritte helfen?
Das kann ich mir durchaus vorstellen. Man muss aber auch differenzieren: Bei kleineren Häusern, die nicht die ganz grossen, spektakulären Sammlungen haben, könnte das eine Möglichkeit sein.
Bei den grossen Häusern sind die Dauerausstellungen gut besucht, zum Beispiel beim Schweizerischen Nationalmuseum oder auch beim Verkehrshaus in Luzern. Da würden Gratiseintritte keinen grossen Unterschied machen.
Wie könnte man sonst neues Publikum erreichen?
Im Bereich der jüngeren Leute ist es wichtig, dass man die Schulen erreicht. Sei das im Bereich der visuellen Bildung mit Kunstmuseen oder im Bereich der historischen Bildung mit den kulturhistorischen Museen.
Grundsätzlich gilt aber auch hier: Die Schülerinnen und die Schüler müssen den Museumsbesuch als gutes Erlebnis mit nach Hause nehmen. Sonst ist die Chance klein, dass sie wiederkommen.
Das Gespräch führte Sarah Herwig.