Christoph Stebler, Sie gingen im Auftrag der Basler «Mission 21» nach Kamerun. Was bedeutet für Sie «Mission»?
Christoph Stebler: Ich verstehe darunter eine moderne Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe, die aber fest auf christlichen Grundwerten basiert. Diese Werte zu teilen bedeutet viel, auch für die Partner in Übersee. Während meiner Arbeit sah ich: Es war für sie wichtig, dass wir eine gemeinsame christliche Glaubensgrundlage hatten.
Das ist eine moderne Deutung der Missionsarbeit. Die frühere Missionsgeschichte in Kamerun verlief aber ziemlich anders. Sind Ihnen davon noch Spuren begegnet?
Man muss aufpassen, dass es hier kein Missverständnis gibt. Gerade die Basler Mission hat die Arbeit von Anfang an sehr ganzheitlich konzipiert. Es ging nie einfach nur darum, Seelen zu gewinnen. Man wollte Menschen fördern, Lebensgrundlagen sichern, Gesundheit erhalten. Das sieht man dem klassischen Missionsdorf in Kamerun an. Da steht nicht nur eine Kirche, sondern auch ein Spital und eine Schule.
In Kamerun ist das Wort «Missionar» zudem sehr positiv besetzt. Die Missionare wurden als Pioniere erlebt. Sie halfen beim Aufbau von Strukturen, die für uns in Europa selbstverständlich erscheinen, die aber in Kamerun bis heute prekär sind.
Natürlich gab es früher auch die Haltung, die in fataler Weise mit kolonialistischem Gebaren gepaart war, wo man von der Überlegenheit der westlichen Kultur ausgegangen ist. Aber es gibt auch viele Beispiele, wo sich gerade die Mission auf die Seite der Einheimischen stellte. Vielleicht waren die Schweizer Missionen unabhängiger, weil sie keinem Kolonialstaat gegenüber loyal sein mussten. Sie wollten keine Idee überstülpen, sondern eine gute Nachricht bringen.
Was hat Sie persönlich dazu bewegt, sich für die Stelle als «Ökumenischer Mitarbeiter» in Kamerun zu bewerben?
Ich finde es interessant, wie Menschen in einer anderen Kultur leben. Als Pfarrer interessiert mich auch, wie sie den christlichen Glauben in ihrer Kultur interpretieren. Meine Frau und ich haben uns davon erhofft, unseren Horizont zu erweitern. Und das ist auch geschehen.
Wie sah der Alltag in Kumba aus?
Zum einen gab’s den normalen Arbeitsalltag, der in einer schweizerischen Ausbildungsstätte nicht viel anders gewesen wäre. Aber er spielte sich in einer Umgebung ab, die sehr anders war. Es gab oft Stromausfälle, die das Arbeiten mühsamer machen. Auch das Klima erschwert es, effizient zu arbeiten. Kumba liegt im Regenwald und hat über viele Monate eine Luftfeuchtigkeit von über 95 Prozent.
Ihr Aufenthalt scheint sehr inspirierend gewesen zu sein. Interessant ist, dass Sie ein sehr positives Bild der Mission zeichnen, auch von der Vergangenheit. Diese wird heute oft kritisch beleuchtet.
Negatives habe ich am ehesten noch von Leuten gehört, die akademisch sehr gebildet waren und von Beispielen einer missglückten Mission gelesen haben. Aber in der Erinnerung der meisten Leute in Kamerun ist es anders.
Dann erübrigt sich auch die letzte Frage beinahe: Kann man heute überhaupt noch guten Gewissens für eine Mission arbeiten?
Ja, ich habe unsere Arbeit als sehr sinnvoll erlebt. Ganz wichtig ist: Wir kommen ausdrücklich auf Wunsch der kamerunisch-reformierten Partnerkirche. Als mich der Dekan des Seminars vom Flughafen abholte, sagte er: «Es ist gut, dass ihr kommt. Wir brauchen euch, um unseren Horizont zu erweitern.» Für uns ist es dasselbe.
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Umgekehrt ist es auch in der Schweiz eine Chance, wenn Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen und ihre Weltsicht mitbringen. Es ist wichtig, auch andere Stimmen zu hören.