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Sitzplatz mit Herz
Aus Kultur-Clips vom 15.08.2014. Bild: Güzin Kar
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 22 Sekunden.
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Hüsnü hilft Sitzplatz mit Herz

Woher kommt die Lust der Schweizer am Nörgeln? Machen andere Völker das auch? Hüsnü erkennt die internationale Dimension des Problems, das seinen Anfang bei der Handtasche seiner Schwester nahm, und rät zu einem nervenschonenderen Verhalten. Hören Sie.

Hüsnü hilft

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Hüsnü Haydaroglu ist Kolumnist und Lebensberater. Der Mann mit Schnurrbart weiss in seinem eigenwilligen «Tiefdeutsch» eine Lösung für jede verzwickte Lage. Hüsnüs Kolumnen erscheinen regelmässig auf srf.ch/kultur.

Hüsnü Haydaroglu ist eine Kunstfigur von Güzin Kar, gelesen von Hilmi Sözer. Mit Ihren Fragen können Sie sich hier an Hüsnü wenden.

Lieber Hüsnü, warum nörgeln bei uns alle so gern? Ich habe den Eindruck, dass die Menschen hier ständig damit beschäftigt sind, alles zu kritisieren und mies zu machen. Aber selten hört man mal ein Lob für etwas, das gut ist. Ist das typisch Schweizerisch oder wie siehst du das? Gabriella, 32, über Facebook

Liebe Frau Gabriella, willst du mir sagen, mein Grossschwester Handan ist ein Schweizerin? Kenne ich kein Person, wo gebt mehr Kritik als ihr. Egal ob ist im Autogarage, Internetkafé oder Bahnhof, der Handan legt ihre grosse Handtasche, wo ausseht wie eine Panzer, auf die Tisch und schreit: «Kann ich dem Chef sprechen?» Natürlich, du weisst auch, wann ein Frau sagt sprechen, sie meint bombardieren. Am schlimmsten ist im eine Kaféhaus, wo wir jede Donnerstag gehen zum Sütlaç essen. Einmal wir gehen Mittwoch, wo arbeit eine junge, neue Kellner. Der Handan ruft ihm zu unsere Tisch, zum schimpfen und sagen, was ist falsch am Sütlaç. So sie sagt und schimpft, schimpft und sagt. Aber der Liste wird nicht kürzer, sondern länger und noch mehr länger. Am Ende, der Kellner ist klein wie eine Kind, und der Handan schaut vom oben wie Kinderfressermonster.

Güzin Kar

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Die Drehbuchautorin und Filmregisseurin («Lieber Brad», «Die wilden Hühner», «Fliegende Fische», «Achtung, fertig, WK!» etc.) schreibt obendrein Kolumnen und Bücher. Sie mag: Chips, Charme und alles, was scharf ist. Sie mag nicht: Geiz, Besserwisserei und Witze auf Kosten von Schwachen. Güzin ist auf Facebook.

Ich sag: «Grossschwester, bitte, lasst du die arme Mann im Ruhe. Essen wir einfach andere Sache». Dann der Handan dreht sein Kanone zu mir: «Steckst du dein Nase nicht im meine Sache oder ich stopfe dir dem ganze Sütlaç im deine hässliche Nasenlöcher!» Und sie schreit und schiesst noch mehr. Dabei hatt ich nur Mitleid mit der arme Kellner, aber das enteressiert dem Handan nicht. Wann sie ist bisschen beruhigt, sagt sie zu mir mit Zuckerstimme: «Weisst du, kleine Hüsnü, im Welt, du musst immer deine Platz verteidigen. Diese Kellner ist noch jung und muss lernen, ist er Bedienung und nicht König. Sonst plötzlich du musst nicht nur für Essen zahlen, sondern auch für deine Sitzplatz».

So, was kann ich dir sagen, Frau Gabriella? Menschen kritisieren nicht, zum andere Personen klein machen. Sie kritisieren, zum selbergross werden. Vielleicht weil Schweiz ist so eine kleine Land, die Menschen müssen bisschen schimpfen für Sitzplatz haben im eigene Heimat. Ich weiss es nicht. Aber erzähl ich dir die Ende vom meine Geschichte: Natürlich der Handan bezahlt auch dem Rechnung mit viel Schimpfen und Schreien. Aber der junge Kellner sagt plötzlich: «Entschuldigum, habe ich nicht genau verstanden, was haben Sie gesagt, weil bei so eine schöne Gesicht, kann ich nicht auf Wörter konzentrieren». Der Handan schreit noch mehr, aber von diese Tag, wir müssen immer am Mittwoch zum Sütlaç essen gehen. So: Mit Nörgelei bekommst du Sitzplatz, mit süsse Wörter bekommst du Herzplatz. Nicht nur im Schweiz, sondern überall.

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