In einem Zürcher Szene-Lokal sitzt die 32-jährige Yonni Meyer, vor sich ein Cola Zero, die goldene Halskette mit den verschnörkelten Buchstaben «Pony M.» identifizieren sie zweifelsfrei. Die Begrüssung ist fröhlich, Sprüche werden geklopft. «Humor ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens», erklärt Meyer. Dies spiegelt sich nicht nur in ihren Texten wieder: Über mehrere Jahre hinweg forschte sie im Bereich Humor – ihre Masterarbeit verfasste sie über das Phänomen der Schadenfreude.
Kein Jahr ist es her, dass die junge Frau ihren Blog auf Facebook startete. Über 26'000 Menschen folgen ihr aktuell, zudem schreibt sie für «Watson» und «Kult». Inhaltlich reicht Meyers Blog von Halligalli – wie sie die leichten Texte selbst bezeichnet – über Alltäglichkeiten bis zu gesellschaftlichen Themen. Meyer selber zieht den Begriff der Kolumne vor, «es geht ja um Meinungsäusserung». Diese Meinung äussert sie pointiert, aber in behutsam gewählten Worten. Nicht aus Angst vor kritischen Reaktionen, sondern aus Respekt vor Andersdenkenden: «Ich plärre meine Meinung frei ins Universum hinaus – bin mir aber bewusst, dass dies eine Meinung und nicht die Wahrheit ist.»
Eine extrovertierte Frau
Meyer alias Pony M. möchte unterhalten, scheut sich aber auch nicht, gesellschaftliche Themen oder private Erfahrungen, wie etwa die Behandlung beim Psychotherapeuten, mit der Öffentlichkeit zu teilen. «Ich habe keine Mühe damit, persönliche Dinge zu erzählen, wenn ich damit tabuisierte Themen ansprechen kann. Meine Schamgrenze ist niedriger als die anderer Menschen.»
Woher kommt dieser Drang, persönliche Geschichten publik zu machen? «Ich war stets eine extrovertierte Person – jetzt kann ich es richtig ausleben.» Yonni Meyer strahlt Leidenschaft für ihr Tun aus: Sie gestikuliert lachend, ist sehr präsent. Keine Spur von Zweifel oder Unsicherheit: Meyer hat ihre Berufung gefunden.
Lieber naiv als verbittert
Sich selber bezeichnet Yonni als äusserst privilegiert. Mit ihrem älteren Bruder wuchs sie im Zürcher Weinland auf, in einem Elternhaus mit bildungsbürgerlichem Hintergrund und viel unterstützender Aufmerksamkeit. Von der Mutter, selber Kolumnistin, erbte sie die pointierte Schreibe. Die Scheidung ihrer Eltern habe Narben hinterlassen, «doch mir wurde von Kind auf vermittelt, dass die Welt ein sicherer Ort ist und ich alles sein kann, was ich will».
Geprägt hat sie auch ihr Vater, ein Mann, der seinem Gegenüber in einer grundlegend wohlwollenden Haltung gegenübertritt. Meyer wird ruhig, als sie von ihm spricht: «Er ist eine aussergewöhnliche Person». Seine Haltung gegenüber den Mitmenschen hat die Tochter übernommen – auch sie glaubt an das Gute im Menschen, in der Überzeugung, die Menschen würden nach bestem Wissen handeln. «Das mag treuherzig sein. Ich bin jedoch lieber naiv als verbittert.»
In dieser Naivität liegt die Kehrseite des Erfolgs von Pony M.: Einige der Leser und Leserinnen meinen, Meyers «best Friends» zu sein und bitten um Gefallen, ohne sie je getroffen zu haben. Für Meyer irritierend – ihre echten Freunde hingegen sind ihr äusserst wichtig, wie sie stolz betont: «Ich habe einen exquisiten Freundeskreis. Das ist etwas vom schönsten, das ich je zustande gebracht habe.»
«Die Leute sollen sich Gedanken machen»
Die Teilnahme am Demokratie-Projekt von SRF Kultur ist für die junge Frau eine willkommene Herausforderung. Dass fremde Leute während drei Wochen online über ihr Leben bestimmen, bereitet der Psychologin keine Probleme.
Im Gegenteil: «Die Diskussion über grosse gesellschaftliche Fragen darf spielerisch sein», erklärt Meyer mit der ihr typischen Begeisterung.