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Ich, die Mehrheit Das Experiment «Ich, die Mehrheit» – Rückblick und Fazit

Während drei Wochen enthielt sich die Kunstfigur Pony M. ihrer Stimme, gab Entscheide der Community, dem Stimmvolk zur Abstimmung frei und tat damit bewusst einen Schritt in die Fremdbestimmtheit. Freiwillig. Wie viele der Stimmbürger in der Schweiz es auch tun, indem sie nicht abstimmen.

Viele Schweizerinnen und Schweizer gehen nicht mehr an die Urne. Die Stimmbeteiligung an eidgenössischen Volksabstimmungen ist in den letzten Jahren stark gesunken, nämlich auf knappe 44 Prozent. Mehr als die Hälfte der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger stimmen also nicht ab, eine schweigende Mehrheit.

Und wer sind jene, die an die Urne gehen? Wer sind die Jüngeren unter ihnen? Wie funktioniert ihre Meinungsbildung? Für die Generation unter 40 führt das automatisch zur Frage: Wie funktioniert Meinungsbildung im Netz? Wie werden dort Informationen zusammengetragen und ausgetauscht? Wie eine Meinung gebildet? Gehen die Schnelllebigkeit der sozialen Medien und die Langsamkeit eines demokratischen Prozesses zusammen?

Mit dem Projekt «Ich, die Mehrheit» hat sich SRF Kultur diesem Thema angenähert, die Diskussion angestossen und in Foren sichtbar gemacht. Foren, die entstehen, wenn am Netz themenbezogen diskutiert wird. In Blogs, auf Twitter, in Facebook-Kommentaren oder direkt auf der App.

Netz-spezifische Bedürfnisse der «digital natives»

Audio
Pony M.: «Mein Fazit»
aus Kultur kompakt vom 19.05.2014.
abspielen. Laufzeit 9 Minuten 1 Sekunde.

Die Generation der sogenannten «digital natives» hat, wie wir heute wissen, durchaus auch Netz-spezifische Bedürfnisse: In einer Abstimmung im Projekt selbst sprachen sich 75 Prozent der Beteiligen dafür aus, die Stimme bei Volksentscheiden auch online abgeben zu dürfen.

Ferner wurde mehrmals in Kommentaren oder Tweets deutlich, dass Ausländerinnen und Ausländer das Bedürfnis haben, sich am politischen Leben der Schweiz zu beteiligen. Schliesslich wurde in einem Blogbeitrag auch dargelegt, dass die Stimmabgabe durchaus nicht als der Akt einer Ich-AG zu verstehen ist. Sondern als eine verantwortungsvolle Handlung, die bei der Entscheidung für oder gegen eine Vorlage den Gedanken an Minderheiten miteinbeziehen darf.

Bedürfnis nach Diskussion

Diese Bedürfnisse werden in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion der nächsten Jahre sicher Thema werden. Deshalb verfolgt SRF Kultur diese Themen und Fragestellungen nach Abschluss des Projektes weiter.

Das Special «Ich, die Mehrheit» mit allen ergänzenden Programmbeiträgen finden Sie nach wie vor unter www.srf.ch/kultur.

«Ich, die Mehrheit»

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Demokratie – alle finden sie gut und doch gehen immer weniger an die Urne. Wird Demokratie zur Nebensache? «Nie und nimmer!», sagt Pony M. Im SRF-Projekt «Ich, die Mehrheit» stellte sich die Bloggerin der direkten Demokratie und liess die Mehrheit vom 27. April bis am 18. Mai 2014 über ihr Leben abstimmen.

Ein Rückblick auf 22 Tage Fremdbestimmung

22 Tage fremdbestimmt sein: Das war nicht immer einfach für Pony M. Sie, die seit sie stimmberechtigt ist, keine Abstimmung verpasst hat. Wir haben die fünf berührendsten, schwierigsten und intensivsten Momente für Sie zusammengetragen.

1. Die Abstimmung mit den meisten Wählern

Über 9‘000 User haben darüber abgestimmt, wie Pony M. am 18. Mai den Stimmzettel zum Thema Mindestlohn ausfüllen soll. Eine Mehrheit von 62 Prozent befand: Pony M. soll «Nein» stimmen. Die Vorlage zu einem gesetzlichen Mindestlohn wurde am 18.5. vom Volk klar abgelehnt. Mehr darüber lesen

2. Die meist diskutierte Abstimmung

Am meisten diskutiert wurde die Tagesabstimmung zum Thema Organspende. Pony M. wollte von den Usern wissen: Soll jeder Bürger automatisch Organspender sein, es sei denn, er lehnt dies ausdrücklich ab? Die sogenannte Widerspruchslösung? Die Mehrheit fand: Ja. Spannend daran ist: Die hier angesprochene Widerspruchslösung zum Thema Organspende wurde im Herbst 2013 vom Ständerat abgelehnt. Mehr darüber lesen

3. Die emotionalste Abstimmung

DNA-Test: ja oder nein? Soll Pony M. erfahren, ob sie Trägerin der Krankheit Zystische Fibrose ist? Nein, fanden die User. Dies, obwohl Pony M. betonte, wie wichtig es für sie ist, dies in Erfahrung zu bringen, weil sie die Krankheit nicht an ihre zukünftigen Kinder weitergeben möchte. Eine Entscheidung, die Pony M. zu schaffen machte. Mehr darüber lesen

4. Die herausfordernste Abstimmung

Mehr Schwierigkeiten bereitete Pony M. die Abstimmung zum Thema vegan leben: Die Mehrheit fand, Pony M. müsse das schon eine ganze Woche lang ausprobieren und nicht nur einen Tag – ein harter Entscheid für die Frau, die von sich sagt: «Ich bin eine Fleischfresserin. War dann aber alles halb so schlimm – wobei: So ein Leben ohne Käse – nein, danke.» Mehr darüber lesen

5. Die User-Initiative

Nach einer Woche waren die User an der Reihe: Sie sollten die Initiative ergreifen, ein Thema wählen und genügend Stimmen dafür sammeln. Der Favorit war bald sehr klar: das Thema Zivilcourage. Der Fall eines 15-Jährigen, der einen Hirnschlag erlitten hatte und der über eine Stunde lang von mindestens zehn Passanten ignoriert wurde, beschäftigte die User nach wie vor stark. Mehr darüber lesen

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