Die riesigen, runden Brillengläser, die Iris Apfel immer trägt, geben ihrem Gesicht tatsächlich etwas Vogelhaftes. Sie sind zu ihrem Markenzeichen geworden.
Bereits als Kind sei sie von Brillen fasziniert gewesen, sagte sie einmal, und habe angefangen, solche zu sammeln. Als sie dann eine Brille brauchte, war ihr klar: Sie muss gross sein.
Mix aus Muster und Materialien
Wer sie frage, warum sie so grosse Brillengläser brauche, dem antwortet die Betagte wie der Wolf aus «Rotkäppchen»: Sie brauche die grossen Gläser, damit sie ihr Gegenüber besser sehen könne. Den Durchblick hat sie immer noch. Seit Jahren.
Anders als der Wolf aus besagtem Märchen wechselt sie ständig ihre Bekleidung, nie jedoch ihre Identität. Ihr wilder Mix aus Textilien, Mustern und Materialien, aus den verschiedensten Epochen, prägt seit 40 Jahren ihren Stil.
Sie wirkte im Weissen Haus
Iris Apfel erblickt als Iris Barrel in Brooklyn in einem jüdischen Elternhaus das Licht der Welt. Das an den schönen Dingen interessierte Mädchen studiert als junge Frau Kunstgeschichte.
Gemeinsam mit ihrem Mann Carl, mit dem sie bis zu seinem Tod im Alter von fast 101 Jahren verheiratet war, gründete sie eine Textilfirma. Immer wieder wirkte sie als Innenarchitektin, unter anderem bei verschiedensten Präsidenten im Weissen Haus.
Ausstellung in New York
Ihre Outfits und Accessoires haben es 2005 sogar ins Metropolitan Museum of Art in New York geschafft. Die Ausstellung hiess «Rara Avis», Lateinisch für seltener Vogel. Vor drei Jahren, im zarten Alter von 97 Jahren, hat sie ihren ersten Modelvertrag bekommen.
Noch immer ist sie fit wie ein Turnschuh, wie ein schillernder Sneaker. Klar, dass sie immer wieder gefragt werde, was eigentlich Stil ausmache. Stil sei Haltung, nichts als Haltung. Nicht was man mache, sondern wie man es mache, sagt Iris Apfel gegenüber der «New York Times».
Stil schlägt Schönheit
Dass es einzig darauf ankomme, hat sie schon in jungen Jahren erfahren. Als sie ein damals angesagtes New Yorker Warenhaus besuchte, habe sie die Besitzerin angesprochen: Sie besitze zwar keine Schönheit, dafür etwas viel Besseres: Stil.
Noch etwas anderes hat Iris Apfel: eine ausserordentliche Mischung aus Nonchalance und Selbstbewusstsein. Oder anders gesagt: Sie pfeift darauf, was andere von ihr denken. Womit wir wieder beim schrägen Vogel wären.