Silvan Wegmann hat die Ausstellung «Gezeichnet 2021» im Museum für Kommunikation in Bern mitgestaltet. Unter dem Namen «SWEN» ist er selbst als Karikaturist tätig und weiss genau, welche Themen Zeichnerinnen und Zeichner dieses Jahr beschäftigt haben.
SRF: War 2021 ein gutes Jahr für Presse-Zeichnungen?
Silvan Wegmann: Es war ein sehr gutes Jahr. Wenn es der Welt schlecht geht, dann geht es den Karikaturisten meistens gut. Die Corona-Pandemie hat uns weiterhin fest im Griff – für uns Karikaturisten ist das nach wie vor ein «gutes» Thema.
Hatten es da andere Themen schwer?
Im Gegensatz zu 2020 sind dieses Jahr doch auch andere Themen wieder etwas mehr in den Vordergrund zurückgekommen. In der Schweiz waren es die Abstimmungen oder die Wahlen in Deutschland.
Karikaturen-Highlights aus dem Jahr 2021
Gab es Themen, die sie weggelassen haben? Weil sie zu heikel waren?
Nicht weil sie zu heikel waren. Aber es gingen einige Themen unter, wie zum Beispiel die «Ever Given», das Frachtschiff im Suezkanal war. Das war eigentlich auch ein gefundenes Fressen, aber da ging es noch um Trumps Abschied und das ganze Chaos in Washington. Und Corona natürlich.
Wie war denn das Jahr für die Karikaturisten in Hinblick auf die Arbeitsbedingungen?
Die werden leider von Jahr zu Jahr etwas schlechter. Der «Nebelspalter» war zum Beispiel ein Sprungbrett für junge Talente – der fällt jetzt weg, weil Satire dort fast keine Rolle mehr spielt. Andere Blätter verschwinden, oder es wird alles zusammengelegt zu einem Unternehmen. Der Platz für Karikaturen schwindet.
Aber es gibt auch neue Wege – wie die neue Satireplattform «Petarde».
Ja. Das war eine Schnapsidee nach dem Verkauf des «Nebelspalter». Wir haben gemerkt, dass wir eine neue Plattform anbieten müssen, sonst springen uns viele Karikaturisten ab, weil sie keine Arbeit mehr haben. Das ist ein grosses Problem, weil ich finde, dass die Karikatur wichtig ist für eine Demokratie. Wenn wir sie verlieren, haben wir ein schwerwiegendes Problem in der Schweiz.
Die Ausstellung findet heuer zum 14. Mal statt. Welche Veränderungen gab es in dieser Zeit?
Mir ist aufgefallen, dass die Karikatur heute viel mehr wahrgenommen wird in der Schweiz. Es gibt ein Bedürfnis danach, weil die Zeiten unsicherer geworden sind. Und gleichzeitig gibt es keine Abnehmer mehr für die Karikaturisten. Sie haben einen viel schweren Stand als vor 14 Jahren.
Das Gespräch führte Fabienne Nägeli.