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Kleinstädte und Innovation Was die Grossen können, können die Kleinen schon lang

Liestal, Lenzburg, Langenthal: Die Schweiz ist ein Land der kleinen Städte.

Dabei gibt es hierzulande einen Unterschied zum Ausland: Schweizer Kleinstädte sind nicht nur verschlafene Käffer, sondern auch wirtschaftsstarke Innovationszentren.

Was macht Schweizer Kleinstädte aus und was brauchen sie, um weiterhin attraktiv zu bleiben? Fragen an die Wirtschaftsgeographin Heike Mayer vom Geographischen Institut der Universität Bern.

Heike Mayer

Wirtschaftsgeographin

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Heike Mayer ist Professorin für Wirtschaftsgeographie an der Universität Bern. Einer ihrer Forschungsschwerpunkte ist Unternehmertum und Innovation in sekundären und peripheren Räumen.

SRF: Sie haben eine Studie zur Funktion und Bedeutung kleiner Städte in der Schweiz verfasst. Was sind kleine Städte in der Schweiz?

Heike Mayer: Es geht um Städte wie Thun oder Spiez im Kanton Bern oder Adliswil und Wädenswil in der Region Zürich.

In Schweizer Kleinstädten sind Firmen zuhause, die auf den Weltmarkt exportieren

In der Schweiz gibt es sehr viele Städte dieser Art: Von 162 Städten gehören 152 zur Kategorie der kleinen oder mittelgrossen Städte.

Welche Rolle spielen kleine Städte in der Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern?

Eine wichtige! Die Schweiz ist ein Land der kleinen Städte. Schweizer Kleinstädte sind sehr gut mit den grösseren Städten wie Zürich, Basel und Genf vernetzt. Sie sind zudem sehr heterogen.

In kleinen Städten ist der Austausch mit unterschiedlichen Menschen viel heterogener.

Es sind nicht nur Schlafstädte, sondern auch Standorte, an denen innovative Produkte entwickelt werden. In Schweizer Kleinstädten sind Firmen zuhause, die auf den Weltmarkt exportieren und auch im Dienstleistungsbereich angesiedelt sind. Das ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr speziell.

Eine Szene aus Langenthal.
Legende: Innovation gibt es nicht nur in grossen Städten, sondern auch an kleineren Orten wie hier in Langenthal. Keystone

Sie haben eine Studie erstellt, die zeigt, dass kleine Städte oft innovativer sind als die grossen. Auf welchem Gebiet sind denn die Kleinen so innovativ?

Ich würde nicht sagen, dass sie innovativer sind als die grossen. Aber sie sind eben auch innovativ. Eigentlich argumentiert man ja immer, dass Zentren wie Zürich, Genf oder Basel innovativ seien, weil dort viele Menschen leben und man mit ähnlichen Firmen in Kontakt kommt.

Wir wollten jetzt mal wissen, wie das denn die Unternehmen in den kleinen Städte machen. Da haben wir gesehen, dass in kleinen Städten der Austausch mit unterschiedlichen Menschen viel heterogener ist.

Man trifft sich beispielsweise im Verein, auf dem Markt oder in der Kantine. Dieser Austausch über unterschiedliche Gruppen kann sehr befruchtend sein.

Ist dieser Austausch auch das, was kleine Städte so attraktiv macht?

Er ist sicherlich ein Grund. Ein weiterer Grund ist die Erreichbarkeit der kleinen Städte: Wir haben in der Schweiz ein sehr gutes öffentliches Verkehrssystem, das die kleinen Städte mit den Zentren verbindet.

Die Nähe zum grösseren Zentrum spielt in vielfacher Weise eine wichtige Rolle.

Es gibt in kleinen Städten auch immer noch viele Arbeitsplätze in Familienbetrieben. Wahrscheinlich ist es ein bunter Strauss, der diese Städte attraktiv macht.

Welche Rolle spielt die Nähe zu den Zentren für kleine Städte?

Die ist sehr wichtig. Wir haben in der Studie gesehen, dass die wirtschaftliche Entwicklung von der Nähe und der Anbindung an die Zentren abhängt. Das hat damit zu tun, dass man damit Fachkräfte anziehen kann, die dann in den kleinen Städten arbeiten.

In Wädenswil im Kanton Zürich hat man beispielsweise aber auch den Hochschulstandort ausgebaut. So zieht man Studierende aus dem Zentrum an. Die Nähe zum grösseren Zentrum spielt in vielfacher Weise eine wichtige Rolle.

Das Gespräch führte Alice Henkes.

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