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Kontroverse Werbekampagne Blauäugig & brisant: Sydney-Sweeney-Plakat entzweit Amerika

Warum ein Werbespot mit Sydney Sweeney die amerikanische Rechte elektrisiert – und Donald Trump persönlich reagiert.

Warum reden plötzlich alle über Sydney Sweeney? Es begann mit einem Plakat. Darauf liegt Schauspielerin Sydney Sweeney – bekannt aus Serien wie «Euphoria» oder «The White Lotus» – in Jeans gekleidet auf dem Boden. Darauf steht: «Sydney Sweeney has great Genes». Das Wort «Genes» ist durchgestrichen, ersetzt durch «Jeans». Ein simpler Werbegag, wie man ihn aus der Modewelt kennt. Könnte man meinen. Doch an ihm entzünden sich aktuell die ideologischen Linien der USA. Zusätzlichen Zündstoff bekam die Debatte, als öffentlich wurde, dass Sweeney als republikanische Wählerin registriert ist. Und das nicht erst seit gestern.

Person betrachtet American Eagle Jeans-Werbung.
Legende: Das neue Postergirl der politischen Rechten oder alles nur ein Missverständnis? Sydney Sweeney in einer Werbung der Modemarke «American Eagle». americaneagle/Instagram

Was macht die Werbung so kontrovers? Rechte Kommentatoren feiern das Plakat als augenzwinkerndes Statement gegen «woke» Ideologien, ein sogenannter «Dogwhistle», also eine codierte Botschaft, die nur bestimmte politische Gruppen entschlüsseln können. Der durchgestrichene Begriff «Genes» wird als Kommentar gegen Political Correctness, Gender-Debatten und «Cancel Culture» gelesen.

Linke Stimmen werfen Sweeney hingegen vor, mit dem Slogan eine Nähe zu eugenischem Denken zuzulassen: eine blonde, blauäugige Frau als Symbol für «gute Gene». Andere wiederum sagen: Das ist einfach nur ein Wortspiel und die Aufregung übertrieben.

Wie reagierten die Werbetreibenden auf die Kritik? American Eagle, das Unternehmen hinter der Kampagne, hat sich in einem Instagram-Post zur Kontroverse geäussert – allerdings ohne direkt auf die politischen Vorwürfe einzugehen. Darin heisst es, es gehe «nur um Jeans». Dass Sweeney selbst sich bisher nicht zur Kontroverse geäussert hat, heizt die Spekulationen dagegen weiter an.

Warum trifft die Werbung gerade bei Rechten einen Nerv? Weil Sydney Sweeney nicht ins übliche Hollywood-Schema passt. Sie ist jung, erfolgreich, attraktiv und laut öffentlich zugänglichen Daten als republikanische Wählerin registriert. Für konservative Medien ist sie damit die perfekte Projektionsfläche: eine Schauspielerin, die nicht «woke» ist, sondern «normal». Die Meme-Maschine sprang sofort an. Sweeney wurde zur Heldin einer Bewegung, die sich gegen das progressive Establishment richtet – ob sie das will oder nicht. Die Offenlegung ihrer Parteimitgliedschaft sorgte dabei nur als weiterer Katalysator.

Wie weit reicht die Debatte? Bis ins Weisse Haus. Auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social lobte Präsident Trump Sweeney für die «‹HOTTEST› ad out there» und nannte sie in einem Interview mit dem Fernsehsender CNN «fantastisch». Sie sei ein Gegenentwurf zu «woken», gescheiterten Unternehmen. Dass ein Präsident sich zu einer Jeans-Kampagne äussert, zeigt, wie stark Popkultur und Politik in den USA miteinander verwoben sind. Trumps Kommentar wird von rechten Medien als Ritterschlag gefeiert – und von progressiven Stimmen als weiterer Beleg für die politische Aufladung des Alltags.

Was bedeutet die Causa für Sweeneys Image? Sydney Sweeney war bislang vor allem Schauspielerin. Jetzt ist sie auch politische Figur – ob sie will oder nicht. Für die einen ist sie eine Ikone, für die anderen eine Enttäuschung. Womöglich wollte sie tatsächlich nur Jeans bewerben. Doch in einem Land, das tief gespalten ist, wurde sie zur politischen Projektionsfläche. Die Diskussion um ihre Werbung ist weniger Modekritik als ein Spiegel gesellschaftlicher Konflikte.

Radio SRF 1, 3.8.2025, 18 Uhr

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