- 1962 wollten die US-Militärs auf amerikanischem Boden Anschläge inszenieren und Kuba anlasten – mit echten und fingierten Opfern.
- Das Ziel von Operation «Northwoods»: Die Zustimmung der amerikanischen Bevölkerung für eine militärische Invasion Kubas gewinnen.
- Der damalige US-Präsident John F. Kennedy widersetzte sich den Plänen und verhindert damit eine erste drohende Katastrophe .
Streng geheimes Programm
Die Machtübernahme in Kuba durch die kommunistischen Revolutionäre unter Fidel Castro 1959 war ein Schock für die USA. Schon ein Jahr später begann mit der Operation «Mongoose» ein geheimes Programm zur Sabotage und Unterwanderung Kubas, das die Absetzung oder Ermordung von Fidel Castro zum Ziel hatte.
Die Pläne von «Mongoose» sahen unter anderem vor, dass Exilkubaner in ihrem Heimatland Sabotageakte durchführten. Daneben beschäftigten sich 400 Agenten des Auslandgeheimdienstes CIA mit immer wilderen Plänen zur Ermordung Castros.
Mordpläne für Fidel Castro
Er sollte wahlweise vergiftet oder mit LSD in den Wahnsinn getrieben und dann von seinen eigenen Leuten abgesetzt werden. Er sollte an einer seiner geliebten Zigarren sterben, die entweder mit Tuberkulose-Erregern verseucht oder mit einer Sprengladung versehen wäre.
Im April 1961 versuchten die USA mit Exilkubanern und CIA-Agenten von Guatemala aus eine Invasion in der südkubanischen Schweinebucht. Doch die schlecht vorbereitete Aktion scheiterte und wurde zum militärischen und politischen Fiasko für die noch junge Regierung von Präsident Kennedy.
Anschläge fingieren
Mit der Operation «Northwoods» zündeten die Militärs nun die nächste Eskalationsstufe: auf amerikanischem Boden sollten Anschläge mit teils fingierten, teils echten Opfern inszeniert und anschliessend Kuba angelastet werden.
Durch solche Aktionen sollte eine breite Zustimmung der amerikanischen Bevölkerung gewonnen werden – für eine anschliessende militärische Invasion Kubas durch die USA.
Sowohl die Chefstrategen im Pentagon als auch die Joint Chiefs of Staff, die Stabschefs aller Truppengattungen, hatten bereits ihren Segen dazu gegeben.
Zu brisante Pläne
Am 13. März 1962 wurden die Pläne dem Verteidigungsminister vorgelegt. Ihr Inhalt war so brisant, dass selbst der kriegserprobte Robert McNamara Präsident Kennedy dringend empfahl, keine der geplanten Aktionen in die Tat umzusetzen.
So sollte ein amerikanisches Marineschiff in der Bucht von Guantanamo versenkt oder gar eine ganze US-Militärbasis in die Luft gesprengt werden. Ein plötzlicher Unfalltod des US-Astronauten und Nationalhelden John Glenn sollte als kubanischer Sabotageakt dargestellt werden.
Ein Passagierflugzeug abschiessen?
Amerikanische Piloten sollten in russischen MIG-Kampfflugzeugen eine US-Militärmaschine abschiessen oder – um den Volkszorn noch zu steigern – ein Passagierflugzeug voll amerikanischer Studenten.
Dazu sollte eine von der CIA hergestellte exakte Kopie als unbemannte Drohne den Kurs der Passagiermaschine kreuzen. Während das Flugzeug mit den Studenten in Florida gelandet wäre, sollte die Drohne weiter in Richtung Kuba fliegen und nach einem angeblichen Angriff durch ein kubanisches Kampfflugzeug ein Notsignal absetzen.
Präsident John F. Kennedy widersetzte sich den «Northwoods»-Plänen und verhinderte damit – schon sechs Monate vor der Eskalation der Kuba-Krise – eine erste drohende Katastrophe.
Verschwörungstheorien
Die irren Pläne der damaligen Militärs wurden erst 1998 durch den «Freedom of Informations Act» deklassifizert und sind heute online im National Security Archive der Universität Washington abrufbar. Sie dienen Verschwörungstheoretikern als Beweis dafür, wozu die USA – zumindest theoretisch – imstande sind.
Welche Pläne CIA und Pentagon der heutigen amerikanischen Regierung vorlegen, und wie diese darauf reagiert, wissen wir derzeit noch nicht.