Ausstellungstipp
Heiterkeit statt Horror. HR Giger ist für düstere Atmosphären und dystopische Kreaturen bekannt. Mit seinem «Alien» schrieb er im gleichnamigen Film von 1979 Geschichte. Dass es auch eine Welt vor den apokalyptischen Bildern gab, zeigt die aktuelle Ausstellung im Bündner Kunstmuseum. Bisher unveröffentlichte Fotografien aus dem Giger-Nachlass zeugen von innigen Familienmomenten – und gleichzeitig sind sie Ursprung jener Kunst, mit der HR Giger später berühmt werden sollte. (Daniel Sager)
Kinotipp
Elegant und raffiniert. Die Berner Zwillingsbrüder Ramon und Silvan Zürcher haben ihre «Tier»-Trilogie abgeschlossen. Der Nachfolger ihrer Berlinale-Erfolge «Das merkwürdige Kätzchen» und «Das Mädchen und die Spinne» heisst «Der Spatz im Kamin». Noch immer geht es um Familie und Wahlverwandtschaft, aber dieses Mal mit ausgefahrenen Krallen. Beim grossen Familientreffen im alten Haus am See sagt der Sohn der Mutter, dass er sie hasse. Und die Tochter droht damit, das Haus anzuzünden. Der Film ist so elegant und raffiniert wie seine Vorgänger, schafft aber ein neues Gleichgewicht aus Charme und Schrecken. (Michael Sennhauser)
Literaturtipp
Komisch und konfus. «Verehrte Lauscher und Lauscherinnen versuchen Sie nicht das Geheimnis dieses Textes zu lüften» – Das gilt für viele Werke von Friederike Mayröcker. Die Österreicherin schuf wunderbare Sprachbilder, aber eingängige Storys haben ihre Texte nie. Für Illustrator Nicolas Mahler kein Grund, Berührungsängste zu haben: In seiner zeichnerischen Adaption von Mayröckers Kurztext «Larifari» tummeln sich ulkige Männchen mit Knollennasen, Dalí-Karikaturen und hingepinselte Miniatur-Szenen neben ausgewählten Textschnipseln mit Mayröckers grosser Dichtkunst. Spielerisch komisch und wunderbar konfus. (Tim Felchlin)
Albumtipp
Drei Alben, drei Volltreffer. Nilüfer Yanya ist auch auf dem neusten Werk «My Method Actor» kreativ, weitsichtig und vielschichtig. Einen thematischen Bogen gibt’s darauf zwar nicht, doch die Parallele zum Method Acting zeigte sich bei Nilüfer Yanya immer wieder. Beim Method Acting versuchen Schauspielerinnen und Schauspieler mit ihrem gespielten Charakter zu verschmelzen, um ein authentischeres Spiel zu kreieren. Sie wollen die Emotionen der Rolle nicht nur zu spielen, sondern sie tatsächlich zu fühlen. Nilüfer Yanya ist zwar keine Schauspielerin, doch genau dieser Method-Acting-Ansatz braucht sie auch beim Songschreiben und Performen. (Lea Inderbitzin)
Konzerttipp
Von zart bis sperrig. Ab Sonntag im Zürcher Jazzclub Moods: Sechs nominierte Nachwuchsformationen aus der ganzen Schweiz spielen um den renommierten ZKB Jazzpreis. Dieser wird dann am Donnerstag darauf vergeben. Die stilistische Breite ist wie immer gross: Von zarten Latin-Sounds bis sperrigen Elektronik-Grooves ist für alle etwas dabei, die die angesagten Acts von morgen hören wollen. Denn die Vergangenheit hat gezeigt: Den Gewinnerinnen und Gewinnern des Preises öffnen sich oft weitere Karrieretüren. (Roman Hošek)