In der letzten Folge unserer Sommerreihe soll ich als Deutschschweizerin also mit den Vorurteilen und Klischees der anderen konfrontiert werden.
Die Geschichte beginnt beim sogenannten «Fressbalken», der Autobahnraststätte Würenlos. Gerade will ich versuchen, mich geistig mit Gegenargumenten zu rüsten, da werde ich jäh ausgebremst. Und zwar von einem beeindruckenden «mise en place» auf der Damentoilette. Ich kann behaupten, wir Deutschschweizer seien freigeistig wie die Romands, erdverbunden wie die Rätoromanen oder lebenslustig wie die Tessiner. Aber unseren Ruf, die «Tiptops» der Schweiz zu sein, den kann ich bei diesem Anblick kaum entkräften. Zum Glück hab nur ich das gesehen.
Warum bin ich in der Schweiz geboren?
Als ich vor Arno Camenischs Haus aus dem Auto steige, trete ich unweigerlich auf ein Stück Kunst. «Warum bin ich in der Schweiz geboren», fragen mich die Pflastersteine der Bieler Altstadt. Der nächste Pflasterstein stellt keine Fragen, bringt mich aber ins Grübeln. «Umgang» steht da bloss. Bis die Kameramänner in Stellung gehen, habe ich Zeit, ein wenig zu fabulieren. Wie gehe ich damit um, dass ich in der Schweiz geboren wurde?
«Same Same But Different»
Was uns Rätoromanen, Tessiner, Deutschschweizer und Romands nun wirklich trennt, haben wir – mit Verlaub – auch nach vier Wochen nicht dingfest gemacht. Was uns sicherlich verbindet, ist der Volkssport «Klischee-Reiten». Ich bin überzeugt davon, dass wir unsere Unterschiede vor allem dann gerne betonen, wenn wir uns näher kommen wollen. Eine Art Schweizer «Smalltalk-Codex» also.
Auf den Punkt gebracht hat unsere Reihe die Künstlerin Joëlle Flumet, die aus Genf stammt und heute in Zürich lebt. Angesprochen auf mögliche Mentalitätsunterschiede kommt sie nach längerem Überlegen zum Schluss: «Same Same But Different»!