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Mediennutzung von Jugendlichen Handys sind allgegenwärtig, aber nicht unbedingt schädlich

Chatten, Liken, posten: Jugendliche nutzen das Smartphone immer häufiger. Das ist nicht unbedingt schlecht, besagt eine neue Studie. Am Ende zähle nicht wie, sondern was kommuniziert wird.

«Kinder und Jugendliche brauchen das Smartphone nicht nur zur Unterhaltung, sondern auch, um sich zu informieren», sagt Lilian Suter. Sie ist Medienpsychologin und Mitautorin der JAMES-Studie 2022, die regelmässig die Mediennutzung von Jugendlichen in der Schweiz untersucht.

Jugendliche schauten etwa die Abfahrtszeiten von Zügen auf dem Smartphone nach. Aber sie nutzten das Handy auch kreativ, liessen sich von Botschaften und Videos in sozialen Netzwerken inspirieren, sagt Suter.

So wird die JAMES-Studie erhoben

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Die JAMES-Studie liefert seit 2010 repräsentative Zahlen zur Mediennutzung von Jugendlichen in der Schweiz und wird von der ZHAW im Zweijahresrhythmus durchgeführt.

Es werden jeweils über 1000 Jugendliche im Alter von 12 bis 19 Jahren aus den drei grossen Sprachregionen der Schweiz befragt. Drittmittelgeberin der Studie ist die Swisscom AG.

Die JAMES-Studien bilden den Medienumgang von Jugendlichen in der Schweiz ab. JAMES steht für «Jugend, Aktivitäten, Medien – Erhebung Schweiz».

Die aktuelle Studie blickt auf die gesamten 10 Jahre zurück, die die JAMES-Studie bislang untersucht hat.

Das Internet ist auch ein Ort der Wertschätzung

Vielen Eltern bereitet die Omnipräsenz des Smartphones Sorgen. Vereinbarungen, wie eine limitierte Bildschirmzeit werden absurd, wenn selbst in der Schule Lehrerinnen und Lehrer das Handy als Unterrichtsmittel einsetzen. Die Angst vieler Eltern ist gross, dass die Kinder süchtig werden.

Lilian Suter beschwichtigt: Die ganz normalen Phasen der Jugend, wie die allmähliche Abgrenzung von den Eltern und die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, würden trotzdem stattfinden. Das Smartphone verhindere nichts davon.

Für Jugendliche mit unüblichen Interessen, sei das Internet eine gute Möglichkeit, Gleichgesinnte zu finden. «Es gibt grosse Online-Communities und Fan-Netzwerke, die sich gegenseitig unterstützen und Wertschätzung zeigen», sagt die Studien-Autorin. Jugendliche fänden im Internet den Rückhalt, der ihnen im «analogen» Netzwerk womöglich fehle.

Neues Medium, alte Sorgen

Die Kritik, dass Plattformen wie Instagram und TikTok eher eine Traumwelt als die Realität zeigen, lässt die Medienpsychologin nicht gelten. Früher hätten die Bilder in Zeitschriften unser Schönheitsideal geprägt, heute gebe es eben eine Vielzahl verschiedener Absender. «Jugendliche haben mehr Möglichkeiten und mehr potenzielle Vorbilder. Das kann durchaus positiv sein», so Lilian Suter.

Die Studie zeigt, dass Jugendliche heute Kontakte zu einer geringeren Anzahl unterschiedlicher Menschen pflegen, und Begegnungen nicht mehr nur Face-to-Face stattfinden. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der ZHAW beobachten aber, dass diese Kontakte oft intensiver sind – mitunter auch die digitalen.

Inhalt vor Form

«Am Ende zählt nicht, wie ich kommuniziere, sondern was ich dabei sage», so Suter. Das Liken eines Bildes könne für Jugendliche bereits ein Freundschaftsbeweis sein, man wolle die Person mit der kleinen Geste unterstützen.

Auch wenn die 12- bis 19-Jährigen morgens mit dem Smartphone aufstehen und abends wieder mit ihm ins Bett gehen, erleben sie dazwischen ganz viel Reales. Das Handy sei da eine Erweiterung, sagt Suter. Mit ihm können Jugendliche in Kontakt bleiben, auch wenn sie sich nicht am gleichen Ort befinden.

Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 2.3.2022, 17:10 ; 

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