Papst Franziskus räumt auf. Und er will sparen – im Medien- und Kommunikationssektor. Denn der warf in den letzten Jahren nicht nur immer weniger ab, sondern schrieb auch rote Zahlen. Was lag da also näher, als diesen Bereich einmal einer genauen Kontrolle und einer anschliessenden Reform zu unterziehen.
Päpstliche Medien schreiben rote Zahlen
Damit beauftragte Franziskus den Geistlichen und Medienfachmann Dario Edoardo Viganò. Ihm und seinem neu geschaffenen Kommunikationssekretariat untersteht jetzt nicht nur der defizitäre, weil werbefreie Sender Radio Vatikan, sondern auch die ebenfalls keine Gewinne einfahrende offizielle Papstzeitung «Osservatore Romano».
Rote Zahlen schrieben auch die vatikanische Druckerei, der Vatikanverlag und die Vatikanwebsite. Alle diese zum Teil altehrwürdigen Einrichtungen wurden von Viganò mit dem Pressebüro zusammengefasst.
Neuer Kommunikationschef
Damit diese Medien- und Kommunikationsreform etwas wirklich Neues darstellt, ganz im Sinn des Papstes, haben sämtliche Einrichtungen, von Vatikanradio bis zur Website, ihre bisherige redaktionelle Autonomie verloren. Sie alle unterstehen Dario Edoardo Viganò. Und der gibt fortan den Ton und die Kommunikationsrichtung vor.
Der Kommunikationschef des Papstes erklärt diese Zusammenlegung sämtlicher Verantwortlichkeiten mit den Bedingungen der aktuellen Medienwelt. Das bedeutet für Viganò vor allem die Konzentration auf digitale Medien wie das Internet, und die Zusammenfassung sämtlicher Kommunikationsstrukturen. Wie bei grossen Unternehmen, so erklärte Viganò, spreche jetzt auch im Vatikan eine einzige Stimme.
Mitarbeiter üben Kritik
Doch Viganòs Reformumsetzung stösst auch auf Kritik. Vor allem bei vielen Mitarbeitern in den Redaktionen der Vatikanmedien. Hauptsächlich bei Radio Vatikan. Der bislang über Mittelwelle ausstrahlende Sender erreichte früher jede noch so entfernteste Weltgegend. Heute ist das nicht mehr der Fall, denn Viganò verlegt die Vatikankommunikation zunehmend ins Internet. Das bedeutet, dass viele Menschen weltweit, die keinen Internetanschluss haben, jetzt leer ausgehen.
Steht die Verlegung der Vatikankommunikation primär ins Internet den Anforderungen und Aufgaben des kirchlichen Missionsauftrages im Wege? Genau das sehen viele Vatikanmitarbeiter so. Denn der Kirche, so argumentieren sie, müsse es darum gehen, möglichst viele Menschen zu erreichen, und Millionen von Menschen vor allem in unterentwickelten Regionen hätten nur Transistorradios zur Verfügung und kein Internet.
Unbehagen am päpstlichen Reformeifer
Die Kritik an der Medien- und Kommunikationsreform im Kirchenstaat ist Teil eines breit angelegten Unbehagens am päpstlichen Reformeifer. Kritik kommt seitens erzkonservativer Bischöfe und Kardinale am Reformwillen des Papstes. Aber kritische Tönen kommen auch von den Befürworter des päpstlichen Reformwillens.
Sie sind davon überzeugt, dass in nicht wenigen Fällen zu schnell und zu unbedacht bisher bestehende Institutionen umgebaut werden – ohne, wie im Fall von Radio Vatikan, die sich daraus ergebenden weitreichenden Konsequenzen zu bedenken.
Sendung: Kultur aktuell, 4.1.17, 17.10 Uhr, Radio SRF 2 Kultur