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Memoiren des Schauspielers Elliot Pages Reise zu sich selbst

Er spielte Männer und er spielte Frauen. Heute ist der Schauspieler Elliot Page («Juno») stolzer Transmann. Seinen Weg dahin beschreibt er in seinen Memoiren.

Man kennt Elliot Page aus «Inception» mit Leonardo DiCaprio oder der Filmreihe «X-Men». Die Rolle der ungewollt schwangeren «Juno», die ihr Kind zur Adoption freigibt, hat ihn 2007 bekannt gemacht.

Elliot Page spielte vorwiegend Frauen. Doch seit neuestem nicht mehr. Seine Transition zum Mann im echten Leben fand zeitgleich auch vor der Kamera in der 2019er-Serie «Umbrella Academy» statt.

Das andere Mädchen

Schon als Kind im kanadischen Halifax fühlte sich Elliot Page anders als die Mädchen im Umfeld. Damals hiess er noch Ellen Page. Er teilte nicht die gleichen Interessen und kleidete sich anders. «Mir war das schon klar, als ich vier Jahre alt war. Glasklar», sagte er kürzlich in einem Interview mit der «Kulturzeit» von 3sat.

Erste Versuche, seine Queerness anzusprechen, scheiterten oder wurden von Mitschülerinnen und Mitschülern zum Anlass genommen, ihn auszuschliessen. Sein Bett wurde zu seiner Fantasiewelt, in die er eintauchen und in verschiedenen Rollen die Welt retten konnte. Von den Eltern wurde er ermahnt: «Spiel nicht so viel mit den Jungs!» Später dann: «Kleide dich weiblicher!»

Versteckspiel in Hollywood

Die Kritik an der Kleidung zog sich bis zu seiner Schauspielkarriere in Hollywood durch. Für jede Filmpremiere oder jeden roten Teppich wurde Elliot Page in ein Abendkleid gesteckt. Sein Management riet ihm, er solle seine Zuneigung zu Frauen verschweigen, da ein Coming-out als lesbisch seiner Karriere schaden würde.

Das ewige Versteckspiel von Sex-Affären, Beziehungen und das wachsende Unwohlsein im eigenen Körper führten zu Essstörungen, Panikattacken und Depressionen.

Das Outing in Las Vegas

Im Jahr 2014 konnte er es nicht länger für sich behalten. An der damaligen «Time to Thrive»-Konferenz in Las Vegas – einem LGBTQIA+-Netzwerk – ermutigte Elliot Page die Community weiter für ihre Anliegen einzustehen und sich selbst zu lieben.

Und er gab bekannt, dass auch er zu dieser Community gehöre. Auf «I am here today, because I am gay» folgte ein tosender Applaus. Ein Befreiungsschlag für den 27-Jährigen. Und doch war er noch immer nicht ganz bei sich angekommen.

Neue Euphorie

Es dauerte weitere sechs Jahre, bis Elliot Page sich auf Instagram als trans outete und er die Pronomen he/they für sich annahm. Heute posiert der 36-Jährige in Bildern oben ohne, mit flacher Brust und mit breiterem Lächeln denn je.

In Interviews spricht er über die Euphorie, die ihn sein neuer Körper empfinden lässt. Der Weg dahin war alles andere als leicht. Davon schreibt Elliot Page in seinen kürzlich auf Deutsch veröffentlichen Memoiren «Pageboy».

Ein verschlungener Weg

«Pageboy» ist nicht linear geschrieben, springt von Kapitel zu Kapitel in verschiedene Lebensabschnitte von Elliot Page. Dies sei die richtige Form, schreibt der Autor im Vorwort des Buches, da auch Queerness ein verschlungener Weg sei.

Dass man sich im einen Kapitel einen jungen Elliot Page, im nächsten einen Erwachsenen vorstellen soll, erschwert den Lesefluss. Und doch berührt das Buch mit ungeschönter, rauer Sprache und intimen Momenten.

Auf die Frage, warum Elliot Page seine Geschichte gerade jetzt erzählen wollte, antwortete er, das politische Klima in den USA werde immer transfeindlicher. Ihm selbst hätten Bücher in schwierigen Situation immer geholfen. Er wolle mit «Pageboy» seinen Beitrag leisten und Repräsentation schaffen.

Buchhinweis

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Elliot Page: «Pageboy. Meine Geschichte», übersetzt von Katrin Harlass, Lisa Kögeböhn, Stefanie Frida Lemke, S. Fischer Verlag 2023

Radio SRF 2 Kultur, 14.06.2023, 17:20 Uhr

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