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Menschenrechtspreis für Nonne Schweizer Schwester kämpft gegen Hexenverfolgung

Die Baldegger Schwester Lorena Jenal kämpft in Papua Neuguine gegen die Hexenverfolgung. Ein Porträt.

Schwester Lorenas Händedruck ist lang und warm. In ihren Augen blitzt der Schalk. Sie hat gerade eine Tour durch Deutschland hinter sich, hat auf Podien über die Hexenverfolgung referiert und an Schulen Vorträge gehalten. Doch von Müdigkeit ist bei der 68-Jährigen nichts zu spüren.

Im Gegenteil: Die Anekdoten und Erlebnisse sprudeln nur so aus ihr heraus. Woher nimmt sie die Energie? «Ich habe mich vor 40 Jahren in Papua Neuguinea verliebt. In die Menschen. Und wer liebt, kriegt Kraft», erklärt Lorena Jenal.

Frauen stärken in einer patriarchalen Gesellschaft

1979 reiste die Baldegger Nonne zum ersten Mal in den Pazifikstaat. Neun Jahre zuvor war sie ins Kloster eingetreten. Der Freiheit wegen. «Ich wusste immer schon, dass ich in die Mission gehen wollte», erinnert sich Schwester Lorena. Weg aus der Schweiz, weg aus dem engen Tal in den Bündner Bergen, in dem Lorena Jenal aufgewachsen war.

Im Hochland von Papua Neuguinea traf Lorena Jenal auf eine patriarchale Gesellschaft, in der die Clans herrschten. In der die Polygamie normal war. Schwester Lorena vermittelte zwischen den Clans, setzte sich für die Stärkung der Frauen ein. Und wurde vor sechs Jahren mit einem neuen Phänomen konfrontiert: dem «Hexenwahn», wie ihn Lorena Jenal nennt.

Eine Ordensschwester hält ein Kind auf dem Arm. Neben ihr steht eine andere Frau.
Legende: Schwester Lorena Jenal setzt sich vor allem für Mütter und Kinder ein. Karmela Papua-Neuguinea Sr. Lorena Jenal

Frauen – und seltener auch Männer, werden gefoltert, mit heissen Eisen an den Geschlechtsteilen verbrannt und dann zurückgelassen. Hintergrund ist meist ein Todesfall im Dorf, den sich die Menschen nicht erklären können. «Wir holen die Frauen aus den Dörfern, bieten ihnen Schutz», erzählt Schwester Lorena.

Was einfach klingt, ist oft auch gefährlich. «Ich wurde auch schon mit dem Tod bedroht», sagt Lorena Jenal. «Da komme ich ins Grübeln. Frage mich, wie es dazu kommen kann. Denn auch die Täterinnen und Täter sind doch gute Menschen.»

Rasche Modernisierung als Ursache

Die Nonne erklärt sich den «Hexenwahn» mit der raschen Modernisierung in Papua Neuguinea. «Die Menschen sind schlicht überfordert», glaubt Lorena Jenal. 2012 rettete die Baldegger Schwester das erste Opfer. Unterdessen sind 43 dazu gekommen. Und die Verfolgungen nehmen stetig zu.

Eine Ordensschwester inmitten einer Gruppe von Menschen.
Legende: Aus den Bündner Bergen im Hochland von Papua Neuguinea: Schwester Lorena. Karmela Papua-Neuguinea Sr. Lorena Jenal

Trotzdem ist Lorena Jenal überzeugt: «Wir kriegen das Phänomen in den Griff.» Ihr Rezept gegen die Verfolgung angeblicher Hexen ist die Aufklärung – etwa in Workshops in Kirchen. Hilfe erhält die Baldegger Schwester von den Nonnen vor Ort. «Wir haben 40 junge Frauen aus Papua Neuguinea, die sich als Franziskanerinnen organisiert haben.»

Für ihre Arbeit in Papua Neuguinea hat Lorena Jenal im Dezember den Weimarer Menschenrechtspreis erhalten. Sie widmet ihn den Opfern. «Der Preis soll ein Hoffnungsstein sein für den Bau eines neuen Zentrums», erklärt Schwester Jenal. Dort sollen künftige Opfer Sicherheit finden und sich erholen können.

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