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Modedesigner Pathé'O Kleidung für ein selbstbewusstes Afrika

Der Modemacher Pathé’O von der Elfenbeinküste ist so erfolgreich, dass selbst Nelson Mandela seine Hemden trug. Ein neues Buch zeigt den Werdegang der Design-Ikone.

Es war ein ungewöhnlicher Anblick unter all den Anzugträgern am Weltwirtschaftsforum 1999: Nelson Mandela, damaliger Präsident von Südafrika, trägt ein buntes Hemd mit traditionellen afrikanischen Mustern. Ein Hemd, wie sie auch das Markenzeichen des Modedesigners Pathé’O aus der Elfenbeinküste sind.  

Mann mit grauen Haaren trägt ein beiges Hemd mit auffälligem Muster
Legende: Nelson Mandela auf dem WEF 1999 in Davos. Wie Pathé'O hat Mandela eine Vorliebe für afrikanische Stoffe. KEYSTONE / PATRICK AVIOLAT

Und tatsächlich: Mandela trug Pathé’Os Hemden und bescherte ihm damit den Durchbruch als Modemacher. «Die südafrikanische Sängerin Miriam Makeba hat eines Tages bei mir Kleider machen lassen und dabei meine Hemden gesehen», erinnert sich Pathé’O im Gespräch.

«Weil sie ihr so gefielen, hat sie Mandela ein paar Hemden mitgebracht.» Wirklich geglaubt, dass Mandela sie trage, habe er nicht. «Doch er war sehr zufrieden damit und hat mir einen Brief geschrieben.» Darin schrieb er, dass das Afrika der Zukunft jenen gehöre, die Reichtum erzeugten.  

Ein starkes Zeichen für afrikanische Identität

Erst als Pathé’O den südafrikanischen Präsidenten persönlich traf, sei ihm die Bedeutung der Worte klar geworden. «Mandela sagte mir, dass mein Hemd Reichtum bedeute, weil ich es mit meinen Händen gefertigt habe», erinnert sich Pathé’O. «Das war überwältigend für mich.»

Mandela setzte mit dem Tragen afrikanischer Kleidung als Staatsmann ein starkes Zeichen für die afrikanische Identität. Dies ist auch Pathé’Os Anliegen.  

Um Modedesigner zu werden, legte er einen langen Weg zurück. Pathé’O wurde 1950 als Sohn von Bauern in Guibaré geboren, einem kleinen Dorf in Burkina Faso. Pathé Ouédraogo erhielt eine Schulbildung, die auf Landwirtschaft ausgerichtet war.

«Doch ich wollte weg, denn andere, die weg gingen, kamen mit Neuem wie einem Fahrrad oder einem Radio zurück», sagt Pathé’O. Das Ziel des damals 15-Jährigen: Abidjan an der Elfenbeinküste.  

Alles begann mit einer Nähmaschine

Ein schicksalhafter Entscheid: In Abidjan entdeckte er den Beruf des Schneiders. «Ich habe ein Schaufenster mit Kleidern gesehen», sagt er. «Das war so schön.» Jedes Mal, wenn er ausging, ging er dorthin.

Also hat er eine Schneiderlehre gemacht: «Damals hat man während der Lehre im Atelier geschlafen.» Nach und nach habe er begriffen, was Mode ist. Erst lernte Pathé’O Herren-, dann Damenschneider. Nach neun Jahren eröffnete er ein eigenes Atelier, erst nur mit einer einzigen Nähmaschine. Pathé’O brauchte Geduld. Doch allmählich machte er sich einen Namen.  

Ein Mann mit grauen Haaren steht neben einer alten Nähmaschine
Legende: Er startete als einfacher Schneider und ist heute eine Design-Ikone Afrikas: Pathé'O. «Die Mode in Afrika hat sich enorm entwickelt», sagt er. Edition Patrick Frey / Flurina Rothenberger

In Afrika gab es in den 1970er-Jahren noch keine Modeindustrie. Als chic galt, was aus Europa kam. «Unsere Vorgänger kamen oft aus Frankreich und haben Blazer genäht.» Erst ab den 1980er-Jahren hätten die Leute angefangen, Mode zu entwerfen. Auch Pathé’O schneidert nach, was er in europäischen Katalogen findet. Doch dann hat er eine Vision: «Anfangs der 1990er-Jahre beschloss ich, die Modelle aus heimischen Materialien zu fertigen.»  

Neues Selbstbild

Einen Markt für solche Kleidung gab es nicht: «Wenn die Leute ausgehen wollten, zogen sie lieber ein Kleid aus Europa an.» Pathé’O kämpfte mit seiner Mode für ein neues Selbstbild der afrikanischen Identität.

Ein Schwarzes Modell in einem langen Mantel-Kleid mit auffälligem Muster. Im Hintergrund der Collage eine Grossstadt.
Legende: Sein Label steht für ein modernes und grossstädtisches Lebensgefühl. Pathé’O-Modeschau am «Forum for Africa» in Montreal, 2013. Pathé’O / Flurina Rothenberger / Collage: Hammer

Und dafür, Handwerkstraditionen zu bewahren und weiterzuentwickeln. Auch wirtschaftlich sei noch viel zu tun: «Doch die Politik interessiert sich nicht für die Modebranche.» Also kämpft Pathé’O weiter. Auch mit über 70 Jahren: «Wer weiss, wie lange ich noch lebe, aber auf jeden Fall lebe ich für die Mode».

Buchhinweis

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Pathé'O, Flurina Rothenberger, Hammer und Catherine Morand: «Pathé'O». Edition Patrick Frey, 2023.

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 09.01.2024, 09:05 Uhr

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