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Neue Studie zu Homeoffice: Chefs sind positiv eingestellt
Aus Kultur-Aktualität vom 29.03.2021. Bild: Keystone
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Neue Homeoffice-Studie Chefinnen und Chefs glauben an Produktivität zu Hause

Eine neue Homeoffice-Studie zeigt: Chefinnen und Chefs glauben an die Produktivität der Mitarbeiter. Andere Bereiche leiden jedoch.

Die Deutsche Bertelsmann Stiftung hat 500 Führungskräfte zum Thema Homeoffice befragt. Resultat der Studie: Nur jede vierte Chefin oder jeder vierte Chef glaubt, dass die Produktivität zu Hause sinke. Sie gehen also davon aus, dass auch zu Hause ordentlich gearbeitet wird. So eine klare Aussage überrascht auch den Studienautor Martin Spilker ein wenig.

«Es ist ein bisschen überraschend, weil ja immer wieder auch Gerüchte kolportiert werden, dass es sich die Mitarbeitenden im Homeoffice dann gemütlich einrichten, man sie nicht immer so kontrollieren kann und deshalb dann die Produktivität leitet. Aber das haben die Ergebnisse unserer Führungskräfte Befragung nicht ergeben.»

Zuhause wird also brav gearbeitet. Doch es leidet etwas anderes: die Unternehmenskultur. Man sieht sich nicht so oft, man verliert das Gefühl, sich zusammen fürs Gleiche einzusetzen. Drei Viertel der befragten Führungspersonen beklagen dies, auch wenn das Gefühl des Zusammenhalts noch gut sei.

Unternehmenskultur wird in Frage gestellt

«Mittelfristig, würde ich allerdings sagen, besteht ja schon ein gewisser sozialer Sprengstoff, dass die Unternehmenskulturen nicht mehr in der Form aufrechterhalten werden können», sagt Martin Spilker.

Was kann man dagegen tun? Man muss sich häufiger virtuell treffen, auch dann, wenn man kein konkretes Besprechungsziel habe.

«Es wird sicherlich wichtig sein, diese informellen Begegnungen in den digitalen Raum zu übertragen. Es gibt mittlerweile auch Firmen, die einen digitale Lunch oder eine digitale Kaffeepause machen. Oder man beginnt die Sitzung mal mit sehr persönlichen, privaten Stellungnahmen und widmet sich dann erst später dem Beruflichen.»

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Homeoffice – von der Ausnahme zur Regel
Aus ECO vom 26.10.2020.
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Plaudern ohne Ziel, einfach, dass man sich besser spürt. Fragt sich: Was bleibt von einer neuen Homeoffice-Kultur übrig, wenn Corona überwunden ist und man wieder an den Arbeitsplatz darf? Werden wir Homeoffice nur als Notlösung wahrnehmen und diese Arbeitsform vergessen?

Die grosse Ernüchterung zu Hause

Grund zu dieser Annahme hat man schon. Denn nach der anfänglichen Euphorie ist die grosse Ernüchterung eingekehrt. Viele Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und auch Frauen und Männer aus der Chefetage haben die Nase gestrichen voll vom Arbeiten am Küchentisch. Martin Spilker von der Bertelsmann-Stiftung ist da nicht so kategorisch:

«Meine Prognose ist: Wir werden sehr stark in hybriden Arbeitsformen unterwegs sein. Es wird das Homeoffice weiterhin geben. Es wird aber auch die Termine vor Ort geben. Aber man muss sehen, dass der Koordinationsaufwand zwischen Führung und Mitarbeitenden, aber auch unter den Mitarbeitenden untereinander zunimmt. Wer ist wann vor Ort oder im Homeoffice? Die zentrale Frage ist: Wie kann man Gespräche ermöglichen und Entscheidungsfindung herbeiführen.»

Die Lösung scheint also eine Mischform zu sein. Ein paar Tage im Büro, ein paar zu Hause. Schon vor der Corona-Krise bauten einige Unternehmen auf dieses Modell – auch um teure Bürofläche zu sparen. Corona wird wohl diesen Trend bestärken.

Kultur aktuell, Radio SRF 2 Kultur, 29.3.2021, 7.06 Uhr

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