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Neue Studie Politologin: «Frauen unterschätzen ihre politische Wirkung»

Geht es um die Zukunft, sind Frauen optimistischer eingestellt als Männer. Zu diesem Schluss kommt die Sonderpublikation des Chancenbarometers, eine Studie der LARIX Foundation. Für Tina Freyburg, die Leiterin dieser Umfrage, bedeutet das vor allem eins: Frauen gehören in die Politik.

Tina Freyburg

Professorin für Vergleichende Politik an der Universität St.Gallen

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Tina Freyburg (*1979) ist eine deutsche Professorin für Politikwissenschaft.

Sie lehrt Vergleichende Politikwissenschaft an der School of Economics and Political Science der Universität St. Gallen.

Ihre Forschungsgebiete sind neben der vergleichenden Politikwissenschaft auch Demokratieförderung und Europastudien.

SRF: Die Sonderpublikation des Chancenbarometers nimmt vor allem Schweizerinnen in den Blick. Was zeichnet die Schweizerinnen denn aus?

Tina Freyburg: Leider als erstes die Tatsache, dass Frauen ihre politische Wirkung unterschätzen. Laut unserer Umfrage im Herbst 2020 sehen sich Männer und Frauen zwar als gleichermassen kompetent an, wenn es um politische Mitsprache geht. Doch Frauen sind signifikant weniger davon überzeugt, dass ihre Stimme einen Unterschied macht.

Dem wollten wir mit unserer neuen Umfrage nachgehen. Wir haben herausgefunden: Es sind trotz allem bedeutend mehr Frauen als Männer, die sehr grosse Chancen für politische Gestaltung sehen.

Studie: Chancenbarometer

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Der Chancenbarometer, eine jährlich erscheinende Umfrage der LARIX Foundation, geht der Frage nach, wie wir die Schweiz von Morgen gestalten. Prof. Dr. Tina Freyburg, Professorin für Vergleichende Politikwissenschaft an der Universität St. Gallen, leitet die Studie.

Schweizweit wurden 3'298 Bürgerinnen von August bis September 2020 für die repräsentative Studie befragt.

Die Haupterkenntnis der Studie ist: Schweizer und Schweizerinnen sind im Grunde realistische Optimisten. Es zeige sich, dass der Souverän in vielen Fragen optimistischer sei als es die öffentlichen Debatten vermuten lassen.

Mehr Informationen zur Studie gibt’s hier .

Wo genau sehen die Frauen denn mehr Chancen als Männer?

Vor allem bei umstrittenen, gesellschaftlich polarisierenden Themen. Namentlich bei der Zuwanderungsfrage, Klimaerwärmung, den Beziehungen der Schweiz zur Europäischen Union und auch der Alterung der Bevölkerung.

Das sind ja vier grosse Herausforderungen, zu denen wir dringend konstruktive Antworten brauchen. Gerade in diesen Bereichen sind Frauen Chancen-orientierter als Männer.

Sollten sich deshalb Frauen mit dieser Einstellung in der Politik engagieren?

Wir haben beobachtet, dass wir uns oft negativ mit den Entwicklungen in der Welt und auch in der Schweiz zu beschäftigen. Das beeinflusst nicht nur unser Denken, sondern auch unser Handeln. Optimistische Einstellungen braucht es, weil uns sonst ein bewusster Blick auf die Chancen um uns herum entgeht.

Der Barometer soll darum dazu einladen, Probleme und Risiken als Herausforderungen zu begreifen und darin das Potenzial für positive Veränderungen zu erkennen. Laut den Ergebnissen sind es Frauen, die bereits jetzt schon dazu neigen.

Frauen, nutzt eure Gestaltungskraft. Sie ist wichtig für die Schweiz.

Ihre Visionen sind eine Ressource, die eine zukunftsorientierte Gesellschaft zu nutzen weiss. Und trotzdem: Ein halbes Jahrhundert nach der Verfassungsänderung unterschätzen Frauen ihre politische Wirkung noch immer.

Deshalb sagen wir: Frauen, nutzt eure Gestaltungskraft. Nutzt eure Kreativität. Und beweist eure Wirkung. Sie ist wichtig für die Schweiz.

Das Gespräch führte Alice Henkes.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 18.03.2021, 07:06 Uh ; 

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