Ein Jahr dauert das englischsprachige «Interior Design Development Programme» : An der ZHdK gibt es zuerst Unterricht in Design-Grundlagen und -theorie.
Danach folgt ein sechsmonatiges Praktikum beim blau-gelben Möbelriesen. Begleitet von Tutoren der ZHdK lernen die Absolventen dort praktisches «Interior Design», wie es im Fachjargon heisst.
Gezielte Ausbildung für Ikea
«Die Ausbildung geht in Richtung Inneneinrichtung und Beratung», erklärt Michael Krohn, Leiter des Masterstudiengangs Design und Verantwortlicher des Programms an der Zürcher Hochschule der Künste.
Ikea reagiert mit dieser spezifischen Weiterbildung auf ein Bedürfnis ihrer Kunden. «Es kommen viele Leute zu Ikea mit einem Grundriss ihrer Wohnung und sagen: Ich brauche eine Einrichtung, bitte beratet mich», erzählt Krohn.
Vollzeitstelle inklusive
Nach Abschluss erhalten die neun Teilnehmenden auch eine Vollzeitstelle bei Ikea Schweiz. Auch die Ausbildungskosten übernimmt Ikea.
Einen kompletten Lehrgang von einem Industrie-Unternehmen bezahlen zu lassen, sollte das nicht ein Tabu sein für eine Hochschule?
«Nein», sagt Michael Krohn. Er sieht das neue Weiterbildungsangebot klar als Chance. «Ikea ist ein Big Player. Eigentlich könnten sie die Leute auch selbst ausbilden.» Die Motivation, dass ein solches Unternehmen auf eine Hochschule zugeht, ist nachvollziehbar. «Ikea sagt: Wir wollen eine Partnerschaft, weil wir vermuten, dass ihr bei der Entwicklung ganz vorne seid», erklärt Krohn.
Eine Win-Win-Situation
Der Vergleich mit einem bezahlten Lehrstuhl an einer Universität sei deshalb falsch: Das neue Programm an der ZHdK sei eine Weiterbildung, die gezielt für ein bestimmtes Berufsfeld ausbildet.
Wir wollen keine arbeitslosen Akademiker produzieren.
Sozusagen eine Win-Win-Situation: Das Möbelhaus sucht an der Fachhochschule die guten Leute – und die Fachhochschule bekommt mehr Praxisbezug.
Bestimmt der Markt die Ausbildung?
Nah am Puls der Zeit, nah an den Bedürfnissen der Wirtschaft – das ist schön und gut. Aber ist es nicht eine Ökonomisierung der Bildung, wenn nur noch das angeboten wird, was auf dem Markt besteht?
Michael Krohn von der ZHdK relativiert: Die Wirtschaft – das seien jene Unternehmen, bei denen die Fachhochschul-Absolventen irgendwann arbeiten würden. Deswegen werde man aber noch lange nicht zu deren Erfüllungsgehilfen: «Natürlich sind Kontakte zur Wirtschaft wichtig für uns – aber eben nicht nur.»
Genauso gepflegt werde an der Zürcher Fachhochschule das Eigenständige, Innovative – kurz: Kreativität.
Nah an der Realität
Das Beispiel werde Schule machen, davon ist Michael Krohn überzeugt. «Wir als Hochschule haben Theorien über Entwicklungen. Aber wir brauchen auch immer wieder einen Realitäts-Check.», sagt Krohn.
Ziel sei eine gute Balance: «Wir wollen keine arbeitslosen Akademiker produzieren, sind aber auch keine Berufsschule. Wir brauchen als Hochschule Innovation und Zukunftsfähigkeit, aber wir brauchen auch den Draht zur Wirtschaft - zu Unternehmen, die unsere Absolventen auch einstellen.»
Die Weiterbildung der Designstudenten der Zürcher Hochschule der Künste gemeinsam mit dem Möbelhaus Ikea ist ein Versuch in diese Richtung.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 26.4.2018, 6:50 Uhr