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Not Wanted: Littering Damit die Stadt nicht im Eimer ist

Steigen die Temperaturen, nimmt auch Littering wieder zu. Was lässt sich dagegen tun? Ein Blick auf die Strategie der Stadt Basel.

«Euer Müll nervt!» steht auf einem ausrangierten Grill, umgeben von leeren Pizza-Kartons und Bier-Flaschen an einer Strassenecke in Basel. Die Anwohner haben Littering offensichtlich satt.

Die Schweiz gilt zwar als eines der saubersten Länder der Welt. Doch liegt sie weit vorn, wenn es um Müllproduktion geht.

Littering, das Liegenlassen von Abfall im öffentlichen Raum, stagniert auf unerfreulich hohem Niveau, sagt Timo Weber. Er ist Leiter der Abteilung für Abfall und Rohstoffe bei der Stadt Basel: «Littering verursacht in der Schweiz jährlich Kosten von rund 200 Millionen Franken.»

Einer der Gründe für den Anstieg von Littering in den letzten Jahren sieht Weber in der Verlagerung des Lebens in den öffentlichen Raum. Das zeigte sich deutlich in der ersten Welle der Coronakrise: «Weil weniger Leute in der Stadt waren und viele die Natur aufsuchten, waren auf einmal Gemeinden mit Littering konfrontiert, die das sonst kaum kennen.»

Littering ist kein Jugendproblem

Littering auch ein Problem der Konsumgesellschaft, glaubt Timo Weber. Denn es gibt eine zunehmende Tendenz zu Take-Away-Mahlzeiten, unabhängig von den aktuellen Restaurant-Schliessungen: «Man kann es sich heute leisten, schnell etwas zu holen. Und alles ist vielfach verpackt.»

Weshalb fühlen sich viele Leute nicht für ihren Müll verantwortlich? Weber vermutet, dass die zunehmende Mobilität und Anonymität in der Gesellschaft einen Einfluss darauf haben, wie man sich zu seiner Umgebung verhält.

Abfallplakat vor Abfall am Boden
Legende: Litteringprävention: So viel Müll sammelte sich innerhalb einer Woche 2019 in Basel an. Wie viel wäre es heute? KEYSTONE/Georgios Kefalas

Das Phänomen, betont er, betreffe nicht nur Jugendliche, wie oft vermutet wird: «Littering kommt in allen Altersschichten vor.» Alkohol habe einen Einfluss darauf, ebenso die Gruppenzusammensetzung und der Zustand der Umgebung: «Wo bereits viel Abfall herumliegt, sinkt die Hemmschwelle für Littering.» Deshalb sei es wichtig, dass die Stadtreinigung regelmässig putzt.

«Wer putzt die Schweiz?» – Preisgekrönte «Passage»

Box aufklappen Box zuklappen

Wir leben in einem der saubersten Länder der Welt. Wer sorgt dafür, dass das so ist und bleibt?

Für ihre «Passage» «Wer putzt die Schweiz?» gewann SRF-Autorin Irene Grüter den von der Stiftung Radio Basel lancierten Audio-Förderpreis katalysatOHR.

Könnte man den Müll nicht einfach mal liegen lassen, um auf das Ausmass aufmerksam zu machen? «Damit würde man die Falschen bestrafen», sagt Timo Weber: «Nur fünf Prozent der Bevölkerung littert, doch die haben eine grosse optische Wirkung.»

Keine Patentlösung in Sicht

Die Stadt Basel geht das Problem auf mehreren Ebenen an: «Es gibt keine Patentlösung im Umgang mit Littering», so Weber. Deshalb besteht die Strategie der Stadt aus mehreren Säulen.

Ein wichtiger Teil ist die Prävention und Zusammenarbeit mit Schulen. Weiter gibt es regelmässig Littering-Gespräche mit dem Gewerbe, das für Verpackungsmüll mitverantwortlich ist. Es besteht eine Pflicht für Mehrweggeschirr bei Veranstaltungen. Und auch die Repression gehört zur Strategie, sprich: Bussen.

In der Stadt Basel sind vier Abfallkontrolleure unterwegs, die das Gespräch mit feiernden Gruppen suchen, aber auch Ordnungsbussen verteilen: Wer beim Littering erwischt wird, bezahlt 80 Franken.

Wie wirksam die einzelnen Massnahmen sind, lässt sich nicht genau belegen, sagt Timo Weber. Wichtig sei die Kombination: «Wir sind schon sehr froh, dass Littering im Moment plafoniert ist. Im nächsten Schritt geht es um das Zurückdrängen.»

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur-Aktualität, 17:20 Uhr

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