Von Games fürs Leben lernen: In einer neuen Erweiterung des Computerspieles «Die Sims 4» können Spielerinnen und Spieler Müll trennen und Rohstoffe recyceln. Es gibt eine ganze Reihe aktueller Spiele, in denen es um die Natur und das Klima geht.
Solche Spiele mit ökologischer Botschaft können dabei helfen, das Bewusstsein für die Umwelt zu schärfen, sagt Game-Design-Dozent Dominik Rinnhofer.
SRF: Was spricht dafür, das ökologische Bewusstsein von Jugendlichen mit Computerspielen zu schärfen? Würde man nicht besser mit ihnen in die Natur gehen?
Dominik Rinnhofer: Mit Computerspielen können wir Jugendliche da abholen, wo sie tatsächlich sind. Wenn wir die Inhalte entsprechend gestalten, kommen wir quasi durch die Hintertür an die Jugendlichen heran.
Ich glaube nicht, dass diese Trennung – ein Jugendlicher geht entweder in die Natur oder er spielt – so scharf zu zeichnen ist.
Wenn man den letzten Fisch aus dem Bach geangelt hat, ist die Ressource ausgestorben.
Wie kann ich mir ein aktuelles ökologisches Videospiel vorstellen?
Ein gutes Beispiel für ein kooperatives Spiel mit ökologischem Thema ist «Eco». Darin muss man mit begrenzten Ressourcen haushalten und gemeinsam mit anderen Spielern eine Gesellschaft aufbauen.
Dabei muss man darauf achten, dass man die Ressourcen schont. Wenn man zum Beispiel den letzten Fisch aus dem Bach geangelt hat, ist die Ressource Fisch ausgestorben – und kommt nicht mehr zurück.
Games mit Öko-Thematik
Haben Jugendliche Spass an solchen Spielen? Wollen sie nicht lieber kämpferische Figuren steuern, die mit Superkräften ausgestattet sind?
Was uns grundsätzlich spielen lässt, ist die Freude, wenn wir eine Herausforderung meistern. Wenn wir in Inhalte mit Superheldenfiguren eine Thematik bringen, in der es darum geht, Verantwortung für eine Gesellschaft zu übernehmen, dann ist das gar kein so grosser Unterschied.
Denn das Spielprinzip kann immer noch bleiben, eine Herausforderung zu meistern und dafür eine Belohnung zu bekommen.
Wenn man mit Games das Bewusstsein für ein Thema schärft, hat das dann auch einen Einfluss auf das Verhalten im realen Leben?
Wir lernen ja durch Konditionierung. Im Computerspiel «Sims 4 - Nachhaltig leben» – das ist ein Gesellschafts-Simulator, mit dem man sein Haus und seine Familie simulieren kann – gibt es die Möglichkeit, den Müll zu trennen und in Mülltonnen nach verwertbaren Rohstoffen zu suchen.
Wenn man das mehrere Stunden gespielt hat, verändert das die Wahrnehmung. Wenn ich das nächste Mal an einer Mülltonne vorbeigehe, kommt mir dann der Gedanke: Da könnten Ressourcen drinstecken, die recycelt werden könnten.
Ich gehe davon aus, und Studien zeigen das auch, dass wir durch Simulationen eine Veränderung des Bewusstseins erreichen können.
Das Spielen braucht aber viel Energie. Machen solche ökologischen Spiele dann überhaupt Sinn?
Natürlich, Computerspiele verbrauchen Energie. Ich denke aber, dass es sinnvoll ist, das Bewusstsein mit einem ökologischen Spiel zu schärfen und dann seine Verhaltensweise zu verändern.
Vermutlich ist es langfristig wirksamer, wenn wir möglichst viele Menschen mit einem ökologischen Bewusstsein haben.
Das Gespräch führte Irene Grüter.