Wer in Basel unterwegs ist, kann die Elisabethenkirche fast nicht übersehen. Über 70 Meter hoch ist der Turm der Kirche, die direkt hinter dem Theaterplatz steht, an zentralster Lage in der Stadt.
Es gibt noch etwas anderes, das man nicht übersehen kann: Am Eingang der Kirche hängt eine riesige Regenbogenfahne, das Symbol der Schwulen- und Lesbenbewegung. Auf dieser Fahne steht geschrieben: «Gott ist (jede) Liebe».
Eine solche Fahne an einer Kirche ist ungewöhnlich, könnte man denken. Aber Monika Hungerbühler, Co-Leiterin der Offenen Kirche Elisabethen, sagt, der Ort sei schon lange offen für alle Formen von Sexualität und für jedes Geschlecht.
Schon vor 30 Jahren habe man den ersten Gottesdienst durchgeführt, in dem explizit auch Schwule und Lesben angesprochen worden seien: «Das ist keine Eintagsfliege. Es gehört in die DNA der Offenen Kirche Elisabethen.»
Monika Hungerbühler ist katholische Theologin. Frank Lorenz, mit dem sie die Kirche zusammen leitet, ist reformiert. Die Elisabethenkirche ist ökumenisch. Sie gibt aber auch Menschen Platz, die keine jüdisch-christliche Tradition haben. So arbeitet die Kirche auch viel mit Flüchtlingen zusammen, die einen muslimischen Hintergrund haben.
Dass sich die Elisabethenkirche speziell auch für die LGBTI-Community einsetzt, findet Frank Lorenz nur logisch. Es sei halt immer noch so, «dass die LGBTI-Community ähnlich wie Geflüchtete oder Armutsbetroffene zu einer Gruppe unserer Gesellschaft gehören, der Rechte vorenthalten werden.»
Lorenz und Hungerbühler sehen es als ihre Berufung, mit dem Hebel der Kirche an der Seite dieser Gruppen zu stehen und deren Anliegen laut werden zu lassen.
Gleichwohl kann man sich fragen: Warum sollten Leute, die wegen ihrer Sexualität in der Kirche jahrhundertelang unterdrückt oder sogar verfolgt wurden, ausgerechnet wieder dorthin zurückkehren? Frank Lorenz sagt, dass er jede Person verstehe, die sage: «Mit einem «Laden», der uns unterdrückt hat, will ich nichts zu tun haben.»
Aber man erlebe auch immer wieder eine unglaubliche Überraschung und Dankbarkeit, wenn Menschen merken, dass die Offene Kirche sie ihn ihrem Wesentlichen anspreche und vertrete.