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Gesellschaft & Religion Philippinen: Der Wiederaufbau kommt nur langsam voran

Verwüstete Landstriche, 8000 Tote, 4,4 Millionen Menschen obdachlos: Der Jahrhunderttaifun im November 2013 hat in den Philippinen grosses Leid hinterlassen hat. Helena Jeppesen vom Hilfswerk Fastenopfer war zum Zeitpunkt der Katastrophe im Land und berichtet im Interview von der heutigen Situation.

Frau Jeppesen, Sie waren dort, als der Taifun im November 2013 über die Philippinen fegte. Wie haben Sie die Katastrophe erlebt?

Helena Jeppesen: Ich war zur Zeit des Taifuns in Mindanao, im Süden. Dort spürte man vom Taifun praktisch nichts. Doch das ganze Land stand in den folgenden Wochen unter Schock. Nach dem Taifun habe ich aber eines unserer Projekte mit Kleinbauernfamilien auf der Insel Panay besucht, die getroffen wurden. Ein anderes Projekt mit Fischerfamilien auf der Insel Samar konnte ich gar nicht erst erreichen, weil alle Transportwege abgeschnitten waren.

Video
Reportage aus den Philippinen
Aus 10 vor 10 vom 15.11.2013.
abspielen. Laufzeit 5 Minuten 54 Sekunden.

Damals sprach die ganze Welt über Verwüstungen. Wie geht es den Betroffenen heute?

Noch immer sind viele Menschen in Evakuationszentren oder in Zeltstädten untergebracht. Der Wiederaufbau geht langsam voran. Doch im Allgemeinen sind die Filipinas und Filipinos sehr «zäh». Sie kämpfen sich mit viel Kraft und Energie aus dem Elend heraus. Selbst Ban Ki Moon fand im Dezember nach seinem Besuch in den betroffenen Gebieten, die Menschen seien sehr stark, praktisch «unverwüstlich». Da spielt sicher auch ihre Religiosität eine Rolle. Sie finden Gemeinschaft und Unterstützung in der Kirche und Kraft in ihrem Glauben.

80 Prozent der Menschen auf den Philippinen sind katholisch. Welche Rolle spielen die Kirchen beim Wiederaufbau?

Die Kirchgemeinden waren eine wichtige Unterstützung in der Katastrophensituation. Die Kirche in den Philippinen kümmert sich um die Ärmsten in der Gesellschaft, auch wenn sie nicht zu ihrer Glaubensgemeinschaft gehören.

Wie beurteilen Sie die nachhaltige Wirkung der Nothilfe? Wie nachhaltig war sie für die Zeit danach, für den langfristigen Wiederaufbau?

Helena Jeppesen

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Helena Jeppesen ist bei der Hilfsorganisation Fastenopfer Programmverantwortliche für die Philippinen.

Nothilfe und internationale Hilfe sind bei solchen Katastrophen notwendig und unbestritten. Die heiklen Punkte sind die Koordination der eintreffenden Hilfe und die Korruption. Für Fastenopfer ist es deshalb wichtig, dass wir in der Entwicklungszusammenarbeit lokale Gemeinschaften unterstützen und stärken. Starke Gemeinschaften sind der Schlüssel, auch in Katastrophen. Wo Menschen ihre lokalen Behörden herausfordern, sind die Chancen für nachhaltige Entwicklung viel besser. In unseren Projekten haben wir so erfolgreich Katastrophenprävention gemacht und deshalb ist niemand umgekommen beim Taifun: alle wurden frühzeitig evakuiert. Die Verteilung der Nothilfe klappt auch besser, wenn Dörfer organisiert sind und selber alles in die Hand nehmen können.

In wenigen Tagen werde ich wieder auf die Philippinen fliegen. Ich befürchte, dass ich resignierte Menschen antreffen werde, weil der Wiederaufbau langsam vorankommt. Aber im Allgemeinen sind die Filipinos und Filipinas wie gesagt nicht schnell unterzukriegen, sie machen sich immer grad auf, um neu anzufangen. Das ist meine Erfahrung in unseren Projekten.

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