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Phänomen «Prepper»
Aus Kultur-Aktualität vom 14.04.2020. Bild: Imago
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Prepper Wo bitte geht's zum Weltuntergang?

Anarchie, Erdbeben oder ein Virus: Prepper sind für alles gerüstet. Ein Ethnologe sagt, was wir in Corona-Zeiten von ihnen lernen können.

Noch vor wenigen Monaten war für die meisten Menschen ein Lockdown undenkbar. Nicht für die «Prepper» – jene Menschen also, die sich auf genau solche Krisen jahrelang einstellen.

Die Prepper-Bewegung entstand in den USA. Dort versteht sich 1 Prozent der Bevölkerung als «Vorbereitende». Dieser Subkultur wollte der Ethnologe Bradley Garrett auf den Grund gehen.

ein Mann trinkt Kaffee im Wald
Legende: Für seine Recherchen reiste der Ethnologe Bradley Garrett bis in die Sperrzone von Tschernobyl. Bradley Garrett

Für sein aktuelles Forschungsprojekt begleitete Garrett «Doomsday Preppers» auf der ganzen Welt: Menschen, die sich mit einem eigenem Bunker, Sauerstofffiltern und massenhaft Vorräten aktiv auf eine Katastrophe vorbereiten.

«Ich habe sie bei ihrer Planung beobachtet, ihre Bunker besucht und versucht, ihre Weltsicht zu verstehen», erzählt Garrett.

Krankheit, Krieg, Klimakrise

Prepper fühlen sich wohl zu Zeiten von Corona ziemlich bestätigt. Die aktuelle Situation beunruhigt viele. Doch Prepper bereiten sich nicht nur auf reale, sondern auch auf weniger reale Bedrohungen vor.

Prepper hätten einen dunklen Blick auf die Geschichte, sagt Garrett: «Sie sehen die Menschheitsgeschichte als eine Abfolge von Katastrophen: Stürme, Vulkanexplosionen, Krankheitsausbrüche oder Kriege.» Aus Sicht eines Preppers sei es also durchaus rational, sich darauf vorzubereiten.

Prepper seien aber nicht grundsätzlich Pessimisten, sagt Garrett. «Sie sind optimistisch, was die Widerstandskraft ihres Staates oder ihrer Gemeinde angeht.» Sie versuchten diese Widerstandskraft durch ihr Verhalten zu stärken.

Solidarisch preppen

Es gehe Preppern um die Kontrolle des Unkontrollierbaren. Und um die eigene Sicherheit. Preppen scheine zunächst egoistisch, sagt Garrett.

Es geht auch anders. Garrett besuchte Mormonen in Utah, die sich als ganze Gemeinschaft auf das drohende Ende vorbereiten – inklusive unabhängigem Telefonnetz. Die gemeinsame Vorbereitung mache die ganze Gemeinschaft stärker.

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Zeigefinger auf die unangenehmen Fakten

Die aktuelle Situation zeige, dass nur ein Staat effizient Katastrophenschutz für alle organisieren könne, sagt Garrett. Wenn sich jedoch alle ein wenig vorbereiteten, dann könne das die Gesellschaft als Ganzes entlasten.

Da könnten wir doch auch etwas lernen von Preppern, findet Garrett. Denn Prepper würden sich damit auseinandersetzen, womit sich niemand auseinandersetzen wolle: Im Kern sind wir alle verwundbar.

Es gelte eben sowohl für Staaten, wie auch für Individuen: Wer vorbereitet sei, der oder die könne nicht nur auf sich selbst schauen, sondern auch auf andere.

Radio SRF 2 Kultur Aktualität, 14.4.2020, 17:10 Uhr

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5 Kommentare

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  • Kommentar von Alfons Bauer  (frustriert)
    Prepper nehmen sich und das Leben viel zu ernst.
    1. Antwort von Shane O'Neill  (Diddleydoo)
      Was soll denn man sonst ernst nehmen, wenn nicht das Leben?
  • Kommentar von Andreas Müller  (Hugh Everett)
    In den 80er Jahren waren alle Schweizer "Prepper". Aus Angst vor einem Atomkrieg musste jedes Haus über einen Luftschutzkeller verfügen. Es war üblich sieche eine Notvorrat (Teigwahren, Reis, Oel, Salz, Streichhölzer, einen Gasbrenner usw.) für etwa einen Monat anzulegen. Das hat man dann irgendwann in den 90ern vergessen.
  • Kommentar von Lukas Gubser  (Mastplast)
    Wenn eine Katastrophe ein Ausmass erreicht dass in der Schweiz mehr als 100'000 Personen gleichzeitig betrifft fällt die öffentliche Ordnung relativ schnell in sich zusammen. Wenn man sich jetzt Gedanken dazu macht wie man in diesem Fall seine Familie mehrere Wochen versorgen und schützen kann, ist das von mir aus gesehen nicht preppen sondern nur gesunder Menschenverstand.