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«Radio Brhan» Integration am Mikrofon

Menschen aus Eritrea erklären ihren Landsleuten die Schweiz. Beim Zürcher Lokalradiosender LoRa findet monatlich eine Radiosendung in der Amtssprache Tigrinya statt. Ziel der Sendung: praktische Integrationshilfe.

Seit gut zwei Jahren gibt es in Zürich ein neuartiges Integrationsprojekt für Geflüchtete aus Eritrea. Immer am letzten Samstag des Monats wird die Sendung «Radio Brhan» auf dem alternativen Zürcher Lokalradio LoRa ausgestrahlt.

Unter der Leitung der Asylorganisation Zürich AOZ produziert eine Redaktion von freiwilligen Eritreerinnen und Eritreern die Sendung – für Eritreer in der Schweiz.

Radio macht Aufklärungsarbeit

Eine dieser freiwilligen Mitarbeiterinnen ist die Moderatorin Absera Tewelde. Sie hat in Eritrea 15 Jahre lang als Radiojournalistin gearbeitet, vor drei Jahren ist sie in die Schweiz emigriert.

«Das Leben hier in der Schweiz ist ganz anders, eine andere Gesellschaft, eine andere Sprache. Wenn wir aus Eritrea hierherkommen, haben wir keine Ahnung davon. Und diesen Problemen müssen wir uns stellen», sagt sie.

Genau bei diesen Schwierigkeiten setzt Radio Brhan an. Das Wort «Brhan» bedeutet auf Tigrinya soviel wie «Licht», oder «Klarheit». Und das trifft den Nagel auf den Kopf, wie Absera Tewelde sagt.

Ein grosser Teil des Programms von Radio Brhan sei eben Aufklärungsarbeit – darüber, wie das Leben in der Schweiz funktioniert.

Praxistipps vom Zugticket bis zum Schulsystem

Zum Beispiel gibt es Interviews mit Eritreerinnen und Eritreern, die schon eine Weile hier sind, die sich erfolgreich integrieren, und die über ihre Erfahrungen sprechen. Oder Interviews mit Fachpersonen aus der Schweiz.

Die Themen sind divers: Wie löst man am Automat das richtige Zugticket? Wie funktioniert das Schweizer Schulsystem? Von wem werden die Sozialhilfebeiträge bezahlt? Wie verhält man sich korrekt, wenn die Polizei eine Ausweiskontrolle durchführt? Praktischer orientiert kann Journalismus kaum sein.

Integration per Radio

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«Radio Brhan» sendet auf Radio LoRa.

Eine Übersicht über die diversen Projekte von «Radio Brhan», über Aktivitäten und Beitäge finden sich auf der Website .

Radio Brhan ist auch online verfügbar

Insbesondere Informationsbeiträge, die konkret die Situation der Geflüchteten betreffen, erreichen ein stattliches Publikum. Zum Beispiel, wenn es darum geht, wie die Landesregierung in Bern oder auch die EU ihre Flüchtlingspolitik gestaltet. Da hören dann bis 6000 Menschen zu und nicht nur in der Schweiz.

Die Sendung von Radio Brhan ist auch online verfügbar, auf Facebook und YouTube. So erreicht sie Menschen rund um den Globus.

Absera Tewelde sagt, der Fokus liege zwar darauf, wie man sich in der Schweiz gut integrieren könne. Doch einige Prinzipien gelten universell für die Integration in irgendeinem Land: der Wille zu lernen oder Respekt für die fremde Gesellschaft.

Radio Brhan ist ein Erfolg

Das Programm stösst bei seinem Publikum auf der ganzen Welt auf positives Echo. Davon zeugen zahlreiche Kommentare unter den YouTube-Clips und auf Facebook.

Trotzdem würde Absera Tewelde gern noch mehr Leute erreichen. Ihr Wunsch wäre statt einer Sendung, die alle vier Wochen 90 Minuten dauert, vielleicht eine kürzere Sendung, die dafür alle zwei Wochen oder gar wöchentlich ausgestrahlt würde.

Freiwilliges Engagement

Bei allem Herzblut für das Projekt und dafür, ihren Landsleuten eine Hilfestellung zu geben, wird Absera Tewelde wohl nicht ewig bei Radio Brhan bleiben.

Sie sagt, auf Dauer lohne sich das freiwillige, unentgeltliche Engagement dort nicht. Sobald sie in der Schweiz einen bezahlten Job annehmen könne, werde sie das tun.

Erfolgreiches Projekt

Genau deshalb sei das Projekt «Radio Brhan» auch aus Sicht der AOZ ein Erfolg. Denn das sei die Idee hinter solchen Berufsintegrationsprogrammen: der erleichterte Einstieg in die Schweizer Berufswelt, sobald die Teilnehmenden alle nötigen Berechtigungen dazu haben.

Bedauern würde man einen Abgang von Absera Tewelde bei Radio Brhan trotzdem, auch von Seiten der AOZ. Vielleicht hätte sie dann nach wie vor Lust und Zeit, auf freiwilliger Basis weiterhin mitzumachen.

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