Was darf man, was nicht? Immer wieder sorgen Touristen für Schlagzeilen, die an heissen Tagen in den Trevibrunnen steigen. Die sich auf der Spanischen Treppe betrinken oder dort biwakieren.
Vor allem Kunsthistoriker fordern strenge Regelungen für den kulturhistorisch bedeutenden öffentlichen Raum Roms. Andere Zeitgenossen sind davon überzeugt, dass alle Regeln nichts nutzen. Denn eine ganze Stadt könne nicht zu einem komplett geschützten Freilichtmuseum gemacht werden.
Ein Problem – nicht nur in Rom
Auch Florenz und Venedig haben mit Touristenmassen zu kämpfen. In beiden Städten wird – wie in Rom – erfolglos versucht, ungezogene Besucher in ihre Schranken zu weisen. Immer wieder werden harte Regeln verkündet.
Das Zuwiderhandeln wird mit saftigen Strafen belegt. Doch ob in Florenz, Venedig oder Rom: Die «vigili», wie in Italien die Stadtpolizisten genannt werden, kommen mit dem Ausstellen von Strafzetteln nicht mit.
Viele Experten – darunter Architekten, Kunsthistoriker, ehemalige Kulturminister und private Organisationen zum Schutz von Kulturgütern – sehen aber nicht in ungezogenen Touristen das Hauptproblem in der Pflege italienischer Altstädte.
Sie werfen den Stadtverwaltungen vor, viel zu wenig für die Pflege der Altstädte zu tun.
Zum Beispiel Rom
Eine Kritik, die vor allem an Virginia Raggi gerichtet ist, die Bürgermeisterin Roms und Mitglied der populistischen 5-Sterne-Bewegung. Sie war vor etwas mehr als zwei Jahren mit dem Ziel angetreten, Rom gründlich «aufzuräumen».
Doch geschehen ist nur wenig. Was den öffentlichen Raum der Altstadt betrifft, immerhin Weltkulturgut der UNESCO, fällt die Bilanz Raggis besonders negativ aus.
Viel versprochen, wenig passiert
Bausünden an historischen Gebäuden werden immer seltener geahndet. Historische Strassenzüge sind so verschmutzt wie schon lange nicht mehr. Die öffentlichen Parks barocker Villen sind absolut ungepflegt.
Kunsthistoriker wie der ehemalige Vizekulturminister Vittorio Sgarbi fordern Bürgermeister wie Raggi dazu auf, die Pflege und den Erhalt des historisch bedeutenden öffentlichen Raums endlich ganz oben auf ihre politische Agenda zu setzen.
Nur Kavaliersdelikte!
Sgarbi und mit ihm viele andere Experten stellen vor allem die Bürgermeister an den Pranger. Nur wenn diese endlich hart durchgreifen, können echte Probleme – wie illegale Dachterrassen, wie Antennenwälder auf barocken Palästen, wie unerlaubte Neubauten in archäologisch geschützten Zonen und andere Frevel – vermieden werden.
Es sei zwar schlimm, so Sgarbi, dass Touristen Graffitti auf antikes Gemäuer schmieren, ihre nackten Füsse in barocken Brunnen erfrischen und ihren Müll auf der Spanischen Treppe oder der Piazza Navona entsorgen.
Doch dabei handelt es sich, so der Kunsthistoriker, um Kavaliersdelikte im Vergleich zur mangelhaften Kontrolle des Einhaltens kommunaler Regeln zum Erhalt und zur Pflege des historischen öffentlichen Raums.