Wer durch Abu Dhabi fährt, sieht viele islamische Bauten. Am prächtigsten ist die Scheich-Zayid-Moschee. Sie ist eine der grössten Moscheen der Welt. Die blankweisse Fassade reflektiert die Wüstensonne. Ein wenig erinnert der Prachtbau an den Taj Mahal.
Der Traum vom Paradies in weiss
Von einer «Moschee wie das Paradies» war die Rede, als das Gotteshaus 2007 eröffnet wurde. Der Schmucktitel kam nicht von ungefähr. Ein Paradies auf Erden, freilich zu Ehren Gottes, das hatte sich Scheich Zayid gewünscht.
Der Gründungsvater der Vereinigten Arabischen Emirate gab den Bau in Auftrag, übernahm die Kosten und wurde auch Namensgeber der Moschee. Die Menschen vor Ort nennen sie aber oft nur die «Grosse Moschee».
Prachtbau für 40'000 Menschen
Koransuren über das Paradies waren den Architekten und Künstlern Inspiration. Auf dem weissen Marmor sind etwa Dattelpalmen zu sehen – so stellt man sich das Glück auf Erden vor. Auch Abbildungen von Milch und Honig sind in das kostbare Material eingelassen.
Knapp 40'000 Menschen finden in der Scheich-Zayid-Moschee Platz. Die Haupthalle ist für 7000 Männer ausgelegt. Frauen finden in kleineren Gebetshallen Platz, die für 1500 Menschen gedacht sind. Im offenen Hof wiederum können sich rund 30'000 Muslime versammeln.
Stilvoll statt schrill
Schon von weitem beeindruckt die Moschee mit ihren vier Minaretten, die 107 Meter hoch gen Himmel stürmen. Auch die 82 weissen Kuppeln sind ein Hingucker. Sie sind unterschiedlich gross, manche haben vergoldete Spitzen.
Abu Dhabi ist bemüht, sich vom verhältnismässig schrillen Dubai abzugrenzen. Es setzt auf Stil und Understatement, etwa mit dem frisch eröffneten Louvre Abu Dhabi und dem Guggenheim-Museum, das sich im Bau befindet.
Mehr als 90 Prozent sind Ausländer
Abu Dhabi ist das grösste und erdölreichste der sieben Gebiete, die zusammen die Vereinigten Arabischen Emirate bilden. Komplexe gegenüber Dubai sind daher nicht angebracht. Zumal die Ähnlichkeiten überwiegen: Wie in Dubai sind in Abu Dhabi die meisten Bewohner Ausländer.
Von einem Ausländeranteil von über 90 Prozent ist die Rede. Das wenige Land zwischen Wasser und Wüste teilen sich einige wenige Nachkommen der Emire und Nomaden mit reichen Expats und armen Wirtschaftsmigranten aus Indien und den Philippinen.
Katholische Kirche wächst in der Wüste
Entsprechend hat auch die religiöse Vielfalt zugenommen. Grossen Zulauf hat die römisch-katholische Kirche vor allem von frommen Philippinern. Aber auch reformierte Kirchen haben Bauten in Abu Dhabi.
Die Vorgabe des Staates lautet aber, nicht zu missionieren und das Christentum nicht ostentativ zur Schau zu stellen. Wer also nach einem hohen Kirchturm oder einem grossen Kreuz Ausschau hält, wird in Abu Dhabi nicht fündig.
Kreuzform vor Ölzentrale irritiert
Vor dem Hintergrund der restriktiven Religionspolitik Abu Dhabis verwundert eine Kreuzform aus Metall. Sie ist ausgerechnet vor dem Hauptsitz der ADNOC zu sehen, einer Gesellschaft, die mit Öl, der wichtigsten Einnahmequelle des Landes, handelt.
Allerdings steht das Metallkreuz nicht für eine Kehrtwende in der Religionspolitik. Die Ölgesellschaft ADNOC teilte SRF mit, das kreuzförmige Objekt sei ein «Blowout-Preventer». Also ein grosses Ventil. Es verhindert, dass bei Bohrungen unkontrolliert Öl raussprudelt.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Blickpunkt Religion, 22.4.18, 8.08 Uhr