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Religiöse Bauten in Abu Dhabi Die Moschee soll strahlen – die Kirchen lieber nicht zu sehr

Abu Dhabi ist ein muslimisch geprägtes Emirat, auffällige christliche Symbole sind in der Öffentlichkeit verboten. Doch Migranten aus Indien und den Philippinen sorgen für eine wachsende christliche Minderheit.

Wer durch Abu Dhabi fährt, sieht viele islamische Bauten. Am prächtigsten ist die Scheich-Zayid-Moschee. Sie ist eine der grössten Moscheen der Welt. Die blankweisse Fassade reflektiert die Wüstensonne. Ein wenig erinnert der Prachtbau an den Taj Mahal.

Der Traum vom Paradies in weiss

Von einer «Moschee wie das Paradies» war die Rede, als das Gotteshaus 2007 eröffnet wurde. Der Schmucktitel kam nicht von ungefähr. Ein Paradies auf Erden, freilich zu Ehren Gottes, das hatte sich Scheich Zayid gewünscht.

Die Gebetshalle.
Legende: Alles glänzt: eine Gebetshalle der «Grossen Moschee» in Abu Dhabi. Imago/BE&W

Der Gründungsvater der Vereinigten Arabischen Emirate gab den Bau in Auftrag, übernahm die Kosten und wurde auch Namensgeber der Moschee. Die Menschen vor Ort nennen sie aber oft nur die «Grosse Moschee».

Prachtbau für 40'000 Menschen

Koransuren über das Paradies waren den Architekten und Künstlern Inspiration. Auf dem weissen Marmor sind etwa Dattelpalmen zu sehen – so stellt man sich das Glück auf Erden vor. Auch Abbildungen von Milch und Honig sind in das kostbare Material eingelassen.

Der Innenhof der Moschee ist mit Blumenmuster verziert.
Legende: Im Hof der Moschee können bis zu 30'000 Gläubige Platz finden. Imago/BE&W

Knapp 40'000 Menschen finden in der Scheich-Zayid-Moschee Platz. Die Haupthalle ist für 7000 Männer ausgelegt. Frauen finden in kleineren Gebetshallen Platz, die für 1500 Menschen gedacht sind. Im offenen Hof wiederum können sich rund 30'000 Muslime versammeln.

Stilvoll statt schrill

Schon von weitem beeindruckt die Moschee mit ihren vier Minaretten, die 107 Meter hoch gen Himmel stürmen. Auch die 82 weissen Kuppeln sind ein Hingucker. Sie sind unterschiedlich gross, manche haben vergoldete Spitzen.

Ein Minarett und einige weisse Kuppeln sind hinter Palmen zu erkennen.
Legende: Vier Minarette und über 80 Kuppeln ragen in den Himmel. Imago/Westend61

Abu Dhabi ist bemüht, sich vom verhältnismässig schrillen Dubai abzugrenzen. Es setzt auf Stil und Understatement, etwa mit dem frisch eröffneten Louvre Abu Dhabi und dem Guggenheim-Museum, das sich im Bau befindet.

Mehr als 90 Prozent sind Ausländer

Abu Dhabi ist das grösste und erdölreichste der sieben Gebiete, die zusammen die Vereinigten Arabischen Emirate bilden. Komplexe gegenüber Dubai sind daher nicht angebracht. Zumal die Ähnlichkeiten überwiegen: Wie in Dubai sind in Abu Dhabi die meisten Bewohner Ausländer.

Ein Mann, eine Frau in Tschador und ein Kind laufen durch einen Gang in der Moschee.
Legende: Viel Prunk, viel weiss, Gold und Blumen: So ist die Moschee ausgestaltet. Imago/Zuma Press

Von einem Ausländeranteil von über 90 Prozent ist die Rede. Das wenige Land zwischen Wasser und Wüste teilen sich einige wenige Nachkommen der Emire und Nomaden mit reichen Expats und armen Wirtschaftsmigranten aus Indien und den Philippinen.

Katholische Kirche wächst in der Wüste

Entsprechend hat auch die religiöse Vielfalt zugenommen. Grossen Zulauf hat die römisch-katholische Kirche vor allem von frommen Philippinern. Aber auch reformierte Kirchen haben Bauten in Abu Dhabi.

Sendehinweis: Der Bischof von Arabien

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Der Thurgauer Kapuzinermönch Paul Hinder ist seit 15 Jahren Bischof von Arabien – mitten in Abu Dhabi befindet sich sein Bischofssitz. «Perspektiven» hat ihn besucht – das Porträt läuft am 20.5.18 um 8.30 Uhr auf Radio SRF 2 Kultur.

Die Vorgabe des Staates lautet aber, nicht zu missionieren und das Christentum nicht ostentativ zur Schau zu stellen. Wer also nach einem hohen Kirchturm oder einem grossen Kreuz Ausschau hält, wird in Abu Dhabi nicht fündig.

Kreuzform vor Ölzentrale irritiert

Vor dem Hintergrund der restriktiven Religionspolitik Abu Dhabis verwundert eine Kreuzform aus Metall. Sie ist ausgerechnet vor dem Hauptsitz der ADNOC zu sehen, einer Gesellschaft, die mit Öl, der wichtigsten Einnahmequelle des Landes, handelt.

Ein Metallkreuz vor einer Gebäudefassade.
Legende: Mit Religion hat's nichts zu tun: Das Kreuz vor dem Hauptsitz einer Ölfirma. SRF/Raphael Rauch

Allerdings steht das Metallkreuz nicht für eine Kehrtwende in der Religionspolitik. Die Ölgesellschaft ADNOC teilte SRF mit, das kreuzförmige Objekt sei ein «Blowout-Preventer». Also ein grosses Ventil. Es verhindert, dass bei Bohrungen unkontrolliert Öl raussprudelt.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Blickpunkt Religion, 22.4.18, 8.08 Uhr

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