Das Wichtigste in Kürze:
- Christen, Muslime und Anhänger der einheimischen afrikanischen Religionen leben in Benin friedlich zusammen .
- Eine Expertengruppe der Schweizer Bischofskonferenz hat das westafrikanische Land Benin besucht, um sich über religiöses Zusammenleben zu unterhalten und Menschen mit afrikanischen Wurzeln, die in der Schweiz leben , besser zu verstehen.
- Trotz Plädoyer für ein Burkaverbot will Weihbischof Alain de Raemy den Austausch mit den verschiedenen Gruppen der Muslime in der Schweiz weiter pflegen und Vorurteile abbauen .
«In Benin glauben alle Menschen an Gott», sagt Alain de Raemy. Die Benin-Reise hat den Weihbischof aus dem Bistum Lausanne, Genf und Freiburg tief beeindruckt. Er denkt an die zufriedenen Gesichter von Menschen, die in grösster Armut leben.
Religion ist aus dem Alltag der Menschen in Benin nicht wegzudenken. Ein Unterschied zur Schweiz, wo ein Viertel der Bevölkerung konfessionsfrei ist. Christen, Muslime und Anhänger der einheimischen afrikanischen Religionen leben in Benin friedlich zusammen. Noch. Im Nachbarland Nigeria ist der Religionsfriede durch Extremisten der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram gefährdet.
Mehrere Religionen in einer Familie
Die Experten der Arbeitsgruppe Islam der Schweizer Bischofskonferenz – unter der Leitung von Weihbischof Alain de Raemy – haben den Menschen in Benin ihre Solidarität bekundet. Sie haben sich auch über die Erfahrungen im Zusammenleben von verschiedenen Religionen ausgetauscht.
«Es läuft gut, weil die Familien gemischt sind», erklärt Alain de Raemy. Der Vater Muslim, die Mutter Christin, das ist nichts Ungewöhnliches in Benin. In vielen Familien gibt es Angehörige unterschiedlicher Religionen.
Austausch mit Muslimen
Warum aber in die Weite schweifen, wo es doch vor der Haustüre genügend Herausforderungen gibt. Alain de Raemy ist Präsident der Arbeitsgruppe Islam der Schweizer Bischofskonferenz. Er betont, dass die Bischöfe den Austausch mit den Musliminnen und Muslimen auch in der Schweiz pflegen. Es gehe bei einer solchen Reise auch darum, Menschen mit afrikanischen Wurzeln, die in der Schweiz leben, besser zu verstehen.
An Gott glauben, aber wie?
Eine Frage, die in den letzten Monaten in der Schweiz immer wieder heiss diskutiert wurde, ist das Burka-Verbot. Im Kanton Tessin ist bereits ein entsprechendes Gesetz in Kraft.
Alain de Raemy erklärt die Haltung der Schweizer Bischöfe: «Für uns ist auf der einen Seite die Religionsfreiheit sehr wichtig. Wir dürfen keiner Religion ihre Art zu zeigen, wie sie an Gott glauben, verbieten. Andererseits erachten wir das zivile Zusammenleben in einem Land als ebenso wichtig. Es gibt gewisse Regeln des Zusammenlebens. Dazu gehört, dass man sein Gesicht zeigt, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch im allgemeinen Zusammenleben.»
Problem hochgespielt
Ist dies ein Plädoyer für ein Burka-Verbot? Alain de Raemy: «Ja, obwohl diese Burka bei uns sehr selten ist.» Das Problem werde auch ein wenig hochgespielt. Die Aussage von Weihbischof Alain de Raemy präzisiert eine Stellungnahme der Schweizer Bischöfe vom 9. September 2016.
Im letzten Sommer hatte sich bereits Gottfried Locher, der Ratspräsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes in ähnlicher Weise für ein Verhüllungsverbot ausgesprochen.
Vorurteile
Für Alain de Raemy gibt es noch andere Herausforderungen. Er will den Austausch mit den verschiedenen Gruppen der Muslime in der Schweiz weiter pflegen. Für ihn steht fest: Sich Kennenlernen helfe Vorurteile abbauen. Das trage zu einem friedlichen Zusammenleben bei – in Benin und in der Schweiz.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Blickpunkt Religion, 19.2.2017, 8:08 Uhr.