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Gesellschaft & Religion Roboter - so nah und doch so fern

Roboter arbeiten für uns. Oder gegen uns? Während die Industrie Lösungen finden muss für ein gesundes Gleichgewicht zwischen Roboter- und Menschenarbeit, wächst in der Wissenschaft die Faszination an humanoiden Robotern stetig an.

Ein sanfter Weckdienst zum Aufstehen, die Spiegeleier mit Speck schon auf dem Frühstückstisch und noch ein Küsschen mit auf den Weg zur Arbeit. Klingt nach einem wundervollen Start in den Tag. Wenn dann der Roboter bis zum Abend noch die Wohnung sauber macht und das Abendessen zubereitet, sollte man eigentlich wunschlos glücklich sein. Oder nicht? Bewirkt das blosse Wissen darum, dass es sich in Wirklichkeit um einen Roboter handelt, dass wir emotional kalt bleiben? Was passiert hingegen, wenn der Roboter nicht nur besser aussieht als der Partner, sondern auch liebevoller, aufmerksamer und grosszügiger ist?

Das unheimliche Tal

Der japanische Robotiker Masahiro Mori beobachtete in den Siebzigerjahren des letzten Jahrhunderts einen seltsamen Effekt: Bis zu einer gewissen Ähnlichkeit mit Menschen akzeptieren wir humanoide Roboter. Sehen sie aber fast so aus wie wir, so sinkt die Akzeptanz rapide. Am besten nehmen Menschen Roboter an, wenn sie überhaupt nicht mehr vom Menschen zu unterscheiden sind. Dieses Phänomen der temporären Inakzeptanz nannte Mori das «Uncanny Valley», das unheimliche Tal.

Der Mensch lässt sich also bis zu einem gewissen Grad nicht täuschen, ausser er will es so. Doch das eigentlich Unheimliche kommt im Gedankenexperiment erst nach dem «Uncanned Valley». Wenn nämlich der Punkt erreicht ist, wo sich Roboter äusserlich und in ihrem Verhalten in nichts mehr vom Menschen unterscheiden: Künstlich alternde Haut, Haare die sich nach bestimmter «Laufzeit» weiss verfärben – genau derselbe Alterungsprozess wie beim Menschen. Hier stellt sich die Frage ob etwas, dass sich nicht mehr vom Original unterscheidet, am Ende selbst zum Original wird? Warum auch nicht? – Die Natur hat viereinhalb Milliarden Jahre gebraucht, wir Menschen machen es in ein paar Jahrhunderten.

Roboy – Der Roboterjunge aus Zürich

Der Grundstein dazu ist heute schon gelegt und die Schweiz forscht ganz vorne mit: Beim neusten Robotik-Projekt der Universität Zürich hat man versucht in neun Monaten einen humanoiden Roboter zu bauen, der den menschlichen Bewegungsapparat anatomisch imitiert. Das Resultat heisst Roboy. Metallfedern stehen hier für Muskeln und Schnüre für Sehnen. Sein Kopf besteht aus einem Projektor und einer Leinwand als Gesicht, auf die verschiedene Mimiken und Gefühlszustände projiziert werden können. Professor Rolf Pfeifer ist der Initiator dieses Projekts und seinerseits Pionier in sehnengesteuerter Robotik. Er sieht Roboy als Modell für weitere Forschungen, aber weniger als möglichen Arbeitsroboter.

Video
Professor Rolf Pfeifer über sehnengesteuerte Robotik
Aus Kultur Extras vom 04.05.2013.
abspielen. Laufzeit 48 Sekunden.

Industrieroboter

Überhaupt werden uns die humanoiden Roboter in Punkto Arbeit nicht so bald in die Quere kommen, im Gegensatz zu den Industrierobotern: In immer mehr Fabriken und Lagerhallen werden solche Roboter eingesetzt. Sogar in der Produktion von Industrierobotern selbst werden Industrieroboter eingesetzt. Eine wahre Industrieroboter-Industrie hat sich so über die Jahre entwickelt und der Mensch bleibt auch hier aussen vor. Ob die voranschreitende «Robotisierung» der Arbeitswelt negative Konsequenzen haben wird auf Wirtschaft und Gesellschaft bleibt sicherlich schwierig zu beantworten.

Video
Professor Rolf Pfeifer über Industrieroboter
Aus Kultur Extras vom 04.05.2013.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 29 Sekunden.

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