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Sachbuch: Revolte - der weltweite Auftstand gegen Globalsisierung
Aus Kultur-Aktualität vom 25.02.2020.
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Sachbuch «Revolte» Was tun mit dem Unmut der Unzufriedenen?

Journalist Nadav Eyal interviewt Neonazis, Trump-Anhänger und Marine Le Pen und fragt: Warum ist die Welt so in Aufruhr?

Nadav Eyal ist in der Welt viel herumgekommen. Als Chefkorrespondent eines israelischen Fernsehsenders hat er Trump-Wähler in den USA interviewt und mit syrischen Flüchtlingen auf ihrem Weg durch Europa gesprochen.

In Thüringen hat er deutsche Neonazis getroffen, die sich nach alten, ruhmvollen Zeiten zurücksehnen. Von der französischen Politikerin Marine Le Pen hat er sich in Paris erklären lassen, wie sie die Abgehängten hinter sich sammeln und ihr rechtsextremes Rassemblement National zur stärksten Kraft in Frankreich machen will.

Machtstrukturen zerstören

Die Welt ist in Aufruhr – so sieht es Eyal. Die Menschen, die im Irak, im Iran oder in Paris auf die Strasse gingen, verbinde zwar keine zusammenhängende Ideologie, wohl aber die Überzeugung, dass die etablierten Machtstrukturen zerstört und ersetzt werden müssten.

Für Eyal hängt schon allein deshalb alles miteinander zusammen, weil die Welt im 21. Jahrhundert umfassend vernetzt ist; abgeschiedene, isolierte Räume gibt es nicht. Seine Beobachtungen von verschiedenen Brennpunkten fügen sich zu einer nachdenklich stimmenden Bestandsaufname.

Eyal gehört nicht zu denen, die den Prozess der Globalisierung als Ganzes verdammen. Er will vielmehr ihre negativen Auswüchse in den Griff bekommen.

«Ausbeutungszentren» in Asien und Afrika

Sein Buch richtet sich daher gegen eine Sicht – etwa auf Seiten der radikalen Linken – die besagt, dass es keine nachhaltige Globalisierung gibt und weltweite Vernetzung nur Elend produziert. Eyal hält mit Statistiken dagegen: Eine Milliarde Menschen wurde aus extremer Armut erlöst, die Kindersterblichkeit ist gesunken und ebenso die Zahl der Analphabeten.

Aber der Autor zeigt auch die Kehrseite des Fortschritts, erzählt von «Ausbeutungszentren» in Asien und Afrika. Deshalb ist für ihn die Position von ultraliberalen Ökonomen, die davon ausgeht, dass durch die Globalisierung letztlich jeder profitiert, gleichsam nicht akzeptabel.

Extremisten auf dem Vormarsch

Der Unmut der Unzufriedenen müsse in die richtigen Bahnen gelenkt werden, argumentiert Nadav Eyal. Er will die Gesinnung und die Energie der Revolte nutzen, um eine neue, bessere Weltordnung zu schaffen. Doch er ist kein Träumer.

Buchhinweis

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Nadav Eyal: «Revolte. Der weltweite Aufstand gegen die Globalisierung». Aus dem Hebräischen von Ruth Achlama, Ullstein Verlag.

Vorerst sieht der Journalist allerorts Extremismus und Rassismus auf dem Vormarsch – begünstigt durch Politiker wie den US-amerikanischen Präsidenten. Ein destruktiver und kurzsichtiger Politikstil habe das «Zeitalter der Verantwortung» abgelöst, das durch die Erinnerung an Weltkrieg und Vernichtung geprägt war.

Deutschland in der Verantwortung

Nun komme es darauf an, die Menschen für eine neue politische Erzählung zu gewinnen. Die zentrale Frage an die Mainstream-Politik laute: «Wofür kämpft ihr?»

Die notwendige Antwort sei: «Für Veränderung!» Es genüge schlichtweg nicht, Parteien wie die AfD zu bekämpfen.

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Rechtsextremismus Deutschland: Eine Aussteigerin erzählt
aus Rendez-vous vom 17.12.2019. Bild: Keystone
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Europa und vor allem Deutschland sieht Eyal in einer besonderen Rolle. Wo, wenn nicht hier, solle es gelingen, Menschen gegen extremistische und populistische Kräfte zu mobilisieren. Sein leidenschaftliches Buch zeigt, wie notwendig solches Engagement gerade heute ist.

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