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Warum man im Alter noch etwas vorhaben sollte
Aus Kultur-Aktualität vom 26.08.2019. Bild: Getty Images / supersizer
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Sachbuch übers Älterwerden «Alte Menschen müssen sich den Respekt verdienen»

Nicht abwarten, bis Schluss ist: Der Philosoph und Publizist Ludwig Hasler fordert in seinem Buch «Für ein Alter, das noch was vorhat» Senioren auf, am Leben aktiv teilzunehmen. Ein Gespräch über eine ältere Generation mit Zukunft.

Ludwig Hasler

Ludwig Hasler

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Ludwig Hasler, geboren 1944, ist ein Schweizer Philosoph und Publizist. Er studierte Physik und Philosophie an der Universität Zürich. Als Philosoph lehrte Hasler an den Universitäten Bern und Zürich. Er war Mitglied der Chefredaktion des «St. Galler Tagblatt» und der «Weltwoche». Seit 2001 ist Hasler als freier Publizist und Hochschuldozent tätig.

SRF: Die Lebenserwartung steigt. Der sogenannte Lebensabend kann heute problemlos 25 Jahre dauern. Das klingt super. Wenn man Ihr Buch liest, bekommt man aber das Gefühl: Ausruhen ist mit der Zeit langweilig und macht nicht richtig glücklich.

Ludwig Hasler: Ausruhen ist schön als Intermezzo. Aber 25 Jahre ausruhen? Das halte ich für eine bescheuerte Perspektive.

Denn die Frage ist ja immer: Passiert überhaupt noch etwas oder passiert nichts mehr? Oder geht es nur noch darum, dass ich mich selber in Bewegung setze?

25 Jahre ausruhen? Das halte ich für eine bescheuerte Perspektive.

Wie kann man diese 25 Jahre sinnvoll gestalten, wenn es die Kräfte denn zulassen?

Ich glaube, das Beste ist, wenn wir sesshaft werden und dass wir dort, wo wir leben, etwas Schlaues tun.

In der Schweiz entstehen überall sogenannte Seniorenräte. Sie machen nicht nur Frühlingsausfahrten oder organisieren Mittagstische, sondern nehmen die Probleme, die sie haben, in die Hand. Sie lehnen es ab, die Passivfraktion der Gesellschaft zu sein. Sie wollen die Akteure in ihrem Leben sein.

Es entsteht da allmählich das Bewusstsein, dass man besser lebt, wenn man an der Welt der anderen mitwirkt.

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Zerfallender Körper – freier Geist
aus Kontext vom 08.01.2019. Bild: Keystone / DPA OLIVER
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In Ihrem Buch schreiben Sie, dass der der sogenannte Generationenvertrag nicht beliebig elastisch sei. Was meinen Sie genau damit?

Dass wir immer älter werden, bedeutet ja auch ganz banal, dass wir immer länger Rente beziehen. Momentan fordern Senioren überall mehr Respekt vor dem Alter. Sie beklagen die Diskriminierung.

Buchhinweis

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Ludwig Hasler: «Für ein Alter, das noch was vorhat». Rüffer & Rub, 2019.

Ich sage dann – und das hören viele nicht gern –, dass es besser wäre, wenn wir uns diesen Respekt durch Mitwirken verdienten. Indem wir den Jüngeren helfen, diese Welt zu gestalten und zu bewältigen. Indem wir uns nicht einfach jahrzehntelang aus dem Staub machen.

Man kann sich ja schon fragen, welche Macht die alten Menschen haben sollen. Bei den Abstimmungen sagt man ja häufig, sie würden andere überstimmen. Warum soll der Mensch an einer Zukunft mitwirken, die er selber dann gar nicht mehr erleben wird?

Das ist die sogenannte Sinnfrage. Der Mensch ist nicht dazu gemacht, um in der Gegenwart aufzugehen. Das versuchen viele Alte. Einigen gelingt es. Andere fallen in in eine Depression, andere betrinken sich laufend. Das steigt ja beides ab 65.

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Alkohol im Alter: Die stille Epidemie?
aus Kontext vom 16.07.2019. Bild: imago images / McPHOTO
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Das hat damit zu tun, dass der Mensch keine Blume ist. Der Blume genügt die Gegenwart. Sie ist einfach so schön. Das reicht. Wir Menschen – das sagen die Philosophen – sind exzentrische Wesen.

Wir kommen erst zu uns, wenn wir aus uns herausgehen, wenn wir über uns hinausgehen. Zur Welt, zu den anderen. Wenn wir am Leben der anderen teilnehmen und mitwirken.

Das Gespräch führte Sandra Leis.

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