Der Täuferweg liegt am nördlichsten Punkt der Schweiz, einen Katzensprung von Deutschland entfernt. Kein Zufall: Denn das war schon vor 500 Jahren eine Grenzregion. Hierher flüchteten im 16. und 17. Jahrhundert «Taufgesinnte».
Weil sie Kindertaufe und Kriegsdienst ablehnten, wurden die Täufer vom reformierten Kanton Bern und anderen Kantonen ausgewiesen. Manche durften sich im Jura niederlassen. Die meisten Täufer aber flüchteten «ennet de Rhy».
Von Schaffhausen aus ging es weiter in Staaten, die sie aufnahmen: in die Pfalz, die Niederlande oder bis nach Amerika. Der Schaffhauser Täuferweg informiert über diese bewegte Geschichte der Region. Von Merishausen führt er hoch auf den Randen, vorbei an Täuferverstecken im Wald bis hinunter nach Schleitheim.
Ein gemeinschaftliches Projekt
Den Themenweg bauten die reformierte Kirche, der Kanton und Ortsansässige gemeinsam. Sie wollten wissen, was in ihrer Heimat früher los war.
«Es hat mich einfach Wunder genommen, wer die Täufer waren», sagt der Merishausener Emil Weber. «Wir haben mehrere Flurnamen wie Täuferstieg, Täuferquelle, Täuferweg – und wussten doch nicht, was dahintersteckt.»
Merishausener und Schleitheimer Freiwillige fingen an zu forschen. Die reformierte Kirche, der Kanton und der Naturpark Schaffhausen halfen mit. Schliesslich konnte Emil Weber selbst die Wegschilder für den Täuferweg anbringen. Regelmässig füllt er jetzt die Kästen mit nützlichen Faltplänchen nach.
Sie würden rege nachgefragt. Auch aus dem Ausland kommen interessierte Wandersleute auf den Täuferweg.
Offene Bevölkerung
Ein Start- oder Endpunkt des schönen Naturwegs ist das Heimatmuseum Schleitheimertal mit dem «Täuferzimmer». Hier zeigt Heimatforscher Willi Bächtold stolz sein Prachtstück: eines der vier noch bekannten Originaldrucke des «Schleitheimer Bekenntnisses». Das hätte ein engagierter Bürger auf einer Auktion in München ersteigert, strahlt Bächtold.
Ihr Bekenntnis verfassten die Täufer 1527 hier in Schleitheim. Aus anderen Schweizer Kantonen wurden sie ihres unangepassten Glaubens wegen immer wieder ausgewiesen. Schaffhausen war ein wenig offener. Zumindest die Bevölkerung, ergänzt die reformierte Pfarrerin Doris Brodbeck.
Unrühmliche Geschichte
Auch Brodbeck engagiert sich seit Jahren, damit dieser unrühmliche Teil reformierter Geschichte nicht vergessen geht. Schliesslich verfolgten die Reformierten damals mit den Täufern ausgerechnet ihre reformatorischen Glaubensgeschwister. Bei diesem Weg gehe es daher auch um Versöhnung.
2004 wurde dem ein Denkmal gesetzt: Der «Täuferstein» erinnert an die Verfolgung der evangelischen Minderheit. Und Doris Brodbeck regt auf ihren Führungen auch zum Nachdenken an und fragt: «Wie gehen wir heute mit Minderheiten und Andersgläubigen um?»
Vom Täuferstein aus geht es tief in den Wald hinein: Hier fanden verfolgte Täuferfamilien einst Zuflucht. Sie bauten sich Holzhütten, versteckt im Wald. Eine solche «Täuferhütte» haben sie für den Täuferweg nachgebaut. Denn steinerne Zeugnisse haben diese Menschen auf der Flucht keine hinterlassen.
Der Schaffhauser Täuferweg führt über den Randen durch wunderschöne, teils unberührte Natur. Schmetterlingswiesen säumen den Weg. Neben tiefen Einblicken in die Geschichte der Region Schaffhausen gibt es also auch fantastische Ausblicke bis zu den Alpen zu erleben.