555 Pennsylvania Avenue: Hier, an der Hauptverkehrsader, die das Capitol mit Weissen Haus verbindet, steht seit zehn Jahren das weltweit grösste Zeitungs- und Medienmuseum.
Während einige Blocks weiter der US-Präsident sich regelmässig abfällig über die US-Medien äussert, erzählt das News-Museum «Newseum» die Geschichte der vierten Gewalt und des Nachrichtenwesens.
Auf sechs Stockwerken finden Besucher in dem mächtigen 450-Millionen-Dollar teuren Museum originale Ausstellungsstücke. Darunter die 2001 zerquetschte Antenne vom Dach des World Trade Center.
Verspottet, verunglimpft, bedroht
Aber auch mit aktuellen Entwicklungen der Pressefreiheit beschäftigt sich das Newseum. Gerade hat Arthur Sulzberger, Herausgeber der New York Times, dem US-Präsidenten vorgeworfen, mit seinen verbalen Angriffen die Sicherheit von Reportern zu gefährden. Journalisten würden immer häufiger verspottet, verunglimpft, bedroht.
Dies geschehe, weil Trump unablässig die Medien angreife und sich hartnäckig weigere, die in der Verfassung festgeschriebene Rolle freier Medien zu bekräftigen, sagt Newseum Kuratorin und Vize-Präsidentin Carrie Christoffersen. Allerdings seien «Alternative Fakten» und «Fake News» keineswegs ein Produkt unserer Zeit.
«Denken Sie nur an die Regenbogenpresse, die vor 100 Jahren entstanden ist», betont Christoffersen. «Auch die Parteipresse hat in Amerika eine lange Tradition.»
Verluste trotz Besucher
Sorgen bereiten den Museumsmachern auch die eigenen Finanzen – und das, obwohl letztes Jahr 850‘000 Besucher verzeichnet wurden. Doch während die Museen an der berühmten National Mall allesamt kostenlos sind, verlangt das Newseum 25 Dollar Eintritt für Erwachsene.
Trotzdem macht das Museum Verluste. Über die Höhe schweigt die Museumsleitung. 30 Millionen Dollar pro Jahr, vermutet die Washington Post und nennt das Newseum ein «sinkendes Schiff». Dazu kommen die immensen Kosten für den Unterhalt des Museums, dass in einer der teuersten Strassen der USA liegt. Erste Mitarbeiter wurden bereits entlassen.
Trotzdem hält es Kuratorin Christoffersen für abwegig, das Newseum zu schliessen: «Es gibt ein grosses öffentliches Interesse!» Ist es möglich, das Museum an einen neuen Standort wiederzueröffnen? «Ja, klar! Sollten wir das Museum untervermieten oder uns mit anderen Institutionen teilen? Warum nicht!»
Üppige Gehälter, magere Gewinne
Tatsache ist: Die Geschäftsleitung hat sich bereits mehrfach mit Immobilienfirmen getroffen, um Teile oder das ganze Gebäude zu verkaufen oder zu vermieten.
Einer der Hauptspender, das Freedom Forum, hat sich finanziell zurückgezogen. Kritisiert wurde von der Stiftung, dass trotz Verluste weiterhin üppige Gehälter an die Vorstände des Newseums gezahlt wurden.
Vielleicht hilft dem finanziell angeschlagenen Museum auch ein neuer Marketing-Gag. Im Museums-Shop sind seit kurzem T-Shirts mit der Aufschrift «You are very fake news» zu kaufen und günstigere rote Kappen «Make America great again».
Ob zynische Parodie oder touristische Devotionalien für Trump-Unterstützer – die New York Times nannte den Verkauf eine sehr schlechte Idee. Das Newseum sollte die Medien würdigen und nicht die Schlagworte derer, die sie untergraben.
Das Newseum mit seiner Botschaft einer freien, investigativen Presse wird mehr denn je gebraucht. Angesichts eines US-Präsidenten, der Journalisten als «kranke Leute» bezeichnet, unablässig lügt und der Tatsache, dass dreiviertel aller Staaten über keine oder nur eingeschränkte Pressefreiheit verfügen. Für das Newseum geht es nun darum, eine Strategie für die Zukunft zu finden.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Aktuell, 15.08.2018, 17:10 Uhr