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Swisstopo: Seit 175 Jahren wird die Schweiz vermessen
Aus Kontext vom 03.01.2021. Bild: KEYSTONE / GAETAN BALLY
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Schweizer Landeskarten Warum die Schweizer Landeskarten keine Angst vor Google haben

Vor 175 Jahren erschien die erste Schweizer Landeskarte. Heute ist alles anders. Die Digitalisierung sieht man beim Bundesamt für Landestopographie aber als Glücksfall.

Vor 175 Jahren wurde die erste offizielle Landeskarte der Schweiz veröffentlicht: die Dufourkarte, benannt nach General Guillaume-Henri Dufour. Es waren grosse, teure Blätter im Massstab 1:100'000.

Heute passen die Landkarten der Welt locker in die Hosentasche – dem Smartphone sei Dank. Beliebt sind etwa die Apps von Google und Swisstopo, und die sind erst noch kostenlos.

Wem soll eine Landkarte dienen?

Man könnte meinen, dass Landkarten einfach ins Elektronische übertragen wurden. Doch das ist etwas komplizierter. Die Digitalisierung der Karten bedeutet nämlich einen Paradigmenwechsel.

Auf den Papierkarten war das Ziel meist Vollständigkeit. Insbesondere auf den Landkarten von Swisstopo, wie sich das Bundesamt für Landestopografie heute nennt. Auf ihren Karten wird sämtliches Wissen über die Landschaft in der Schweiz aufgeführt.

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Aus dem Archiv: Neuauflage der Dufour-Karte
Aus Tagesschau vom 28.04.2015.
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Eine elektronische Karte hingegen kann selektiv sein, richtet sich nach bestimmten Bedürfnissen der Benutzer. Bei Google Maps ist das am offensichtlichsten: Die Karte richtet sich an Reisende und Konsumierende. «Google Maps ist eine Basiskarte mit sogenannten ‹Points of Interest›», sagt Lorenz Hurni, Professor für Kartographie an der ETH Zürich.

Google Maps punktet in bewohnten Gebieten

Google Maps sei gut genug, um sich in bewohnten Gebieten zu bewegen und wirtschaftlich interessante Orte zu finden: Restaurants, Museen, Geschäfte. Auch für die Navigation biete Google eine gute Grundlage. Das könnte künftig für selbstfahrende Autos wichtig werden.

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Expertengespräch: Was kann Swisstopo, was kann Google?
aus Kontext vom 03.01.2021. Bild: KEYSTONE / AP / PATRICK SEMANSKY
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«Im Gelände möchte ich mich aber nicht auf Google Maps verlassen», sagt Hurni. Grund sind zum Beispiel fehlende Höhenlinien. Ausserdem macht Google wenig Angaben zur Beschaffenheit der Landschaft: Wälder, Wiesen oder Gletscher sind nur schemenhaft dargestellt.

Im Grunde kann man Google Maps auch gar nicht mit der Swisstopo-App des Bundesamts für Kartographie vergleichen. Diese bildet die Grundversorgung. Die Swisstopo-Karten sind vielfältiger nutzbar: für Freizeit, für Behörden, für die Raumplanung. Und letztlich garantieren sie die Datensouveränität des Landes. Diese sollte man nicht aus der Hand geben, sagt Hurni.

Digitalisierung ist gut für die Kartographie

Für Swisstopo ist die Digitalisierung ein Glücksfall: «Viel mehr Leute nutzen unsere Produkte, dank Internet und App ist unser Angebot leichter zugänglich», sagt Christoph Streit, Leiter Produktmanagement bei Swisstopo.

Er sieht sich nicht in einer Konkurrenzsituation zu Google. Man habe einen Landesvermessungsauftrag, das sei etwas anderes. Und daraus resultiere ein klar definierter Qualitätsanspruch. Das sei ein Vorteil für Swisstopo.

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Legende:Ausschnitt aus der Schweizer Landeskarte 1845 und 2018map.geo.admin.ch

Stets auf dem neusten Stand

In regelmässigen Abständen werden die Karten akribisch nachgeführt, nach immer gleichen Standards, die letzte Kontrolle findet manuell statt. Bei Google, aber auch bei nutzergeführten Karten wie OpenStreetMap, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen weiss man nicht genau, ob und wann eine Karte aktualisiert wird.

Swisstopo ist das Landschafts-Gedächtnis der Schweiz. Auf map.geo.admin.ch, Link öffnet in einem neuen Fensterim Browser öffnen lässt sich jeder Ort in der Schweiz in einem beliebigen Jahr seit 1844 anschauen. Diese und alle anderen Online-Dienstleistungen von Swisstopo sind seit diesem Jahr gratis zugänglich. Die erste Landkarte kostete vor 175 Jahren noch so viel wie 100 Kilogramm Rindfleisch.

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 4.1.2021, 09:03 Uhr.;

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