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(K)eine Zukunft für Klöster?
Aus Perspektiven vom 09.03.2024. Bild: Dolores Rupa
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Sterbende Ordensgemeinschaften Mit diesen Ideen versuchen die Schweizer Klöster zu überleben

Die Klöster der Schweiz stehen vor einem epochalen Umbruch. Die Gemeinschaften sind überaltert, der Nachwuchs fehlt. Doch es gibt neue Initiativen und Angebote, um die Tradition aufrechtzuerhalten. Die Not macht bekanntlich erfinderisch.

Klöster und Ordensgemeinschaften prägten mit ihren Bibliotheken, Spitälern, Schulen und Internaten einst Generationen von Menschen. Heute lösen sich viele Klöster der Schweiz selbst auf. Ihre sozialen Aufgaben hat längst der Staat übernommen.

Kleiner werdende Gemeinschaften ziehen sich in einen Teil der historischen Gebäude zurück. Andere ziehen aus, wie derzeit die Kapuziner, die Olten verlassen. Ein Paukenschlag: Eine Ära geht zu Ende.

Schambesetztes Thema

Die Zukunft der Klöster beschäftigt die Gemeinschaften seit Jahren. Öffentlich darüber reden wollen nur wenige. Acht Frauengemeinschaften haben SRF für ein Gespräch abgesagt. Das Thema ist mit Scham behaftet, Perspektiven und Patentrezepte scheinen bis heute zu fehlen. Wie wird es gelingen, die klösterliche Kultur und Lebensweise in die Zukunft zu retten?

Oft werden verlassene Klöster umgenutzt. Im ehemaligen Kapuzinerkloster in Stans im Kanton Nidwalden dreht sich alles um Kulinarik im Alpenraum. Der Unternehmer Samih Sawiris hat den Sitz seiner Orascom Development Holding AG in einem ehemaligen Frauenkloster in Altdorf eingerichtet.

In einigen Klöstern ziehen auch neue religiöse Gemeinschaften ein. Andere stellen Wohnraum zur Verfügung wie die Schwestern im Kloster Fahr in Unterengstringen bei Zürich. In ihrer ehemaligen Bäuerinnenschule ist ein Projekt für Mehrgenerationenwohnen untergebracht. Weitere Klöster verlegen sich auf Seminare, Hotelbetrieb oder spirituelle Angebote.

Hier kann man Klosterluft schnuppern

Im Zisterzienserinnen-Kloster Mariaziell-Wurmsbach am oberen Zürichsee leben acht Schwestern. Die Äbtissin Monika Thumm schaut relativ entspannt in die Zukunft: Nach der Reformation im 16. Jahrhundert lebten nur noch vier Schwestern im Kloster, um 1900 waren es wieder 60.

Video
So lebt's sich im Kloster
Aus Mona mittendrin vom 04.01.2023.
Bild: SRF abspielen. Laufzeit 35 Minuten 40 Sekunden.

Vor drei Jahren gaben die Schwestern schweren Herzens ein Mädcheninternat auf. Nun bieten sie eine «Auszeit mit spirituellem Flair» für junge Frauen und Männer an. Diese leben einen Monat oder länger im Kloster, arbeiten mit und haben Zeit, ihren persönlichen Fragen und Anliegen nachzugehen.

Auszeit vom Alltag

Auch das Kapuzinerkloster Rapperswil öffnet seine Tore weit für Gäste. Die Kapuziner gehen auf den heiligen Franz von Assisi zurück. Sie sind dem Ideal der Armut verpflichtet. Als «Bettelorden» gehört das Teilen zu ihrer DNA.

Der Kapuzinerorden in der Schweiz

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Der Name des Kapuzinerordens leitet sich von der Kapuze der braunen Ordenskutte ab. Entstanden ist der Orden im 16. Jahrhundert in Italien. In der Schweiz wurde 1535 in Bigorio (TI) das erste Kapuzinerkloster gegründet. Altdorf (UR) war 1581 das erste Kloster des Ordens nördlich der Alpen.

Den Höchststand an Mitgliedern erreichte der Orden in der Schweiz im Jahr 1962. Die Kapuziner zählten damals 820 Personen.

Die Ordensbrüder waren als Prediger, in der Krankenpflege oder als Lehrer aktiv. Sie gründeten eigene Schulen und Gymnasien. Schweizer Kapuziner waren ab dem 18. Jahrhundert auch als Missionare im Einsatz.

Heute besteht die Gemeinschaft aus weniger als 100 Mitgliedern.

Im «Kloster zum Mitleben» in Rapperswil bleiben Interessierte eine Woche, Kurzzeitgäste drei Tage. Manche nehmen im Kloster auch eine längere Auszeit vom Alltag. Die Plätze sind begehrt, es gibt sogar eine Warteliste. Das Projekt leitet eine ökumenische «Lebensgemeinschaft auf Zeit». Dazu gehören sechs Kapuziner und eine evangelisch-reformierte Pfarrerin.

Das Kloster in Rapperswil wird vom See aus an einem sonnigen Tag fotografiert.
Legende: Ein halbes Jahrtausend Geschichte: Seit über 400 Jahren wirken Kapuziner im Kloster Rapperswil. SRF

Die Kapuziner drehen den Spiess um: Sie stellen nicht die Sorgen um die Zukunft der Gemeinschaft in den Vordergrund, sondern die Nöte und Fragen der Menschen. Viele interessieren sich für Spiritualität und Meditation, wollen sich zurückziehen und suchen die Stille. Hier knüpfen die Kapuziner an.

Mit ihren Angeboten können Klöster wie die Kapuziner in Rapperswil oder die Zisterzienserinnen in Mariazell-Wurmsbach weiterhin ein spiritueller Schatz für die Menschen in der Schweiz sein.

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Radio SRF 2 Kultur, Perspektiven, 10.3.2024, 8:30 Uhr.

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