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Taizé-Neujahrstreffen 17'000 Jugendliche feiern in Basel das Christentum

In Basels Strassen sind die jungen Christen nicht zu überhören. Selbst in den Trams wird gesungen. Das ökumenische Taizé-Neujahrstreffen findet zum ersten Mal im Dreiländereck statt – mit Menschen aus 45 Ländern.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Communauté de Taizé, gegründet 1949 als ökumenischer Männerorden, organisiert zahlreiche Treffen, um den Austausch zwischen Christen zu fördern.
  • Das Neujahrstreffen 2017 findet in Basel statt – es dauert vier Tage und ist von Gebeten, meditativen Gesängen und gemeinsamem Schweigen geprägt.
  • Die Gläubigen sind zwischen 18 und 35 Jahren alt und kommen mit Isomatte und Schlafsack in Privatquartieren unter.

Die ökumenische Gemeinschaft von Taizé hat zu ihrem 40. Neujahrstreffen ins Dreiländereck Basel geladen: Frieden und Versöhnung unter den Völkern und Kirchen, das ist seit rund 70 Jahren ihre Botschaft.

Rund 17'000 junge Menschen aus 45 Ländern sind nun in der Region Basel – darunter Tausende christliche Jugendliche aus den Regionen Nordwestschweiz, Südbaden und dem Elsass. Katholische, reformierte und freikirchliche Gast-Gemeinden helfen mit.

Drei junge Frauen sitzen in einem grossen Raum mit anderen, sie halten Papiere in der Hand.
Legende: Austausch und Gesang für eine tiefere Freude: 17'000 junge Christinnen und Christen treffen sich in Basel. Keystone

Auf den Lippen Ökumene und Völkerverständigung

In Basel sind die jungen Christinnen und Christen nicht zu übersehen und zu überhören. Sie strömen aus Gottesdiensten in sieben Kirchen der Stadt und den St. Jakob Hallen. Auf Plätzen, in Bussen und Trams wird munter weiter gesungen: «Ubi caritas et amor, deus ibi est» – wo Liebe ist, da ist Gott.

Der Taizé-Orden

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Die Communauté de Taizé ist ein ökumenischer Männerorden, der 1949 in Taizé, Frankreich, gegründet wurde. Seit 1978 gibt es zum Jahreswechsel ein mehrtägiges europäisches Jugendtreffen, zu denen sich Gläubige aus ganz Europa treffen.

Das Neujahrstreffen 2018 wird in Madrid stattfinden.

Die grösste Gruppe kommt aus Polen, gefolgt von Ukrainerinnen und Deutschen. Gerade in Osteuropa kommt die Taizé-Bewegung gut an. Auch dort, wo sich christliche Jugendliche oft einsam fühlen in ihrem Glaubensbekenntnis.

Missionieren wollen längst nicht alle

Am Taizé-Treffen finden kosmopolitische, christliche Jugendliche endlich Gleichgesinnte. Hingegen sei Missionieren so gar nicht ihr Stil, sagt ein Kölner Pilger.

Er beschwert sich über eine Gruppe, die am Rande des Treffens missionieren wollte. Das sei hier unangebracht. Die Ökumene, die Vielfalt christlicher Traditionen zu erleben, das sei doch gerade das Anziehende am Taizé-Treffen.

Ein kleines Wunder

Die Gläubigen sind zwischen 18 und 35 Jahren alt. Sie kommen mit Isomatte und Schlafsack in Privatquartieren unter. Ein kleines Wunder, dass dies im stark säkularisierten Basel geklappt hat.

Der Schweizer Taizé-Bruder Richard war von Anfang an voller Vertrauen, dass die Begegnung gelingen würde. Vertrauen, das sei ein Motto des Treffens und ein Motto von Taizé, führt der aus Bern stammende Theologe aus.

Rückgriff auf uralte Traditionen

Die vier Tage des Neujahrstreffens sind von Gebeten, langen, meditativen Gesängen und gemeinsamem Schweigen geprägt.

Es ist eine moderne Form christlicher Spiritualität, die auf uralte Traditionen zurückgreift: auf das mystische Herzensgebet, auf klösterliche Tugenden wie Einfachheit und Stille und auf das Bibelstudium.

Keine Vorschriften

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Die Taizé-Brüder geben lediglich biblisch-spirituelle Impulse. Predigen wollen sie nicht. Die jungen Erwachsenen sollen und wollen sich ihre eigenen Gedanken zum Glauben machen.

Die Brüder sehen jedoch auch die Zukunftsängste der Jugendlichen. Der leitende Bruder Alois erkennt, wie stark sich die jungen Erwachsenen nach einer «tieferen Freude» sehnten. Wie sie das als Christinnen und Christen in der aktuellen Welt anstreben könnten, das tauschen die Jugendlichen in Workshops aus.

Taizé schreibt ihnen nicht vor, was und wie sie zu glauben haben. Das schätzen viele Jugendliche ausdrücklich. Die meisten von ihnen waren selbst schon einmal in Taizé im Burgund. Dort herrscht ein einfacher Lebensstil, schlichte Unterkunft, einfaches Essen.

Weder Luxus noch Alkohol

Auch in Basel reicht Linseneintopf aus der Dose, um satt zu werden. Mandarinen und Joghurt sind genug. Die Teilnahme sollen sich ja auch Gläubige aus ärmeren Ländern leisten können.

Die Gemeinschaft würde sie stärken und ermutigen. Dazu bräuchten sie weder Luxus noch Alkohol. Da staunt die Basler Bevölkerung nicht schlecht. Die hiesigen Kirchen freuen sich über den fröhlichen Glaubensimpuls, der von den Pilgern ausgeht.

Sendung: SRF 1, Gottesdienst, 31.12.2017, 13.10 Uhr

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