SRF: Wie kam es, dass Sie Abt wurden?
Phrathep Kittimoli: Nachdem ich mein Philosophiestudium beendet hatte, wurde ich ausgewählt. Denn für das Amt des Abtes braucht es eine gute Ausbildung, gutes Benehmen, sowie Selbstdisziplin.
Um hier in der Schweiz zu bleiben, gebe ich mein Bestes und versuche mich, den Umständen anzupassen. Ich bin stolz darauf, in diesem Land zu sein, denn es ist sehr friedlich hier. Die Menschen sind diszipliniert und pflegen ihr Land gut.
Viele Menschen, die bei mir Rat suchen, denken zu viel nach und schaden sich damit.
War es Ihre Absicht in die Schweiz zu kommen?
Nein, es war nicht meine Absicht. Ich wurde bestimmt. Heinrich Steiner gründete 1988 die Wat Thai Vereinigung. Er war überzeugt, dass die Nachfrage in der Schweiz nach einem thaibuddhistischen Tempel steigt. Aus diesem Grund hat er meinem Kloster in Thailand eine Einladung für die Schweiz geschickt.
Warum braucht es diesen Tempel?
Weil es eine grosse Nachfrage gibt. Nicht nur von in der Schweiz lebenden Thailändern, sondern auch von Schweizern. Viele Menschen, die bei mir Rat suchen, denken zu viel nach und schaden sich damit.
Sie denken zu viel über die Zukunft nach, weil sie Angst haben oder über die Vergangenheit, weil sie viel verloren haben. Aber die Welt ist nicht statisch, und alles ist in einem ständigen Fluss. Ich helfe den Leuten, dies zu verstehen und erinnere sie daran, dass uns Buddha gelehrt hat, in der Gegenwart zu sein. Denn nur die Gegenwart ist real.
Wenn mich Schweizer fragen, wie ich zu Trumps Wahl stehe, frage ich zurück: Wieso kümmerst du dich um die Anderen?
Nachdem Donald Trump gewählt wurde, sehen viele pessimistisch in die Zukunft. Wie sehen Sie die Zukunft?
Trump wäre nicht zum Präsidenten gewählt worden, hätte er nicht viele Menschen, die ihn unterstützen. Wenn mich Schweizer fragen, wie ich zu seiner Wahl stehe, frage ich zurück: Wieso kümmerst Du Dich um die Anderen? Wir können und sollen uns nicht einmischen. Wir müssen ruhig bleiben. Leider können viele Menschen nicht mehr schlafen, weil sie zu viel nachdenken. Das ist falsch. Der Buddhismus hilft uns, genau das zu verstehen.
Warum glauben Sie, ist der Buddhismus im Westen so beliebt?
Er ist nützlich für den Menschen. Wenn man den Buddhismus praktiziert, kann man der Wahrheit ein Stück näher kommen. Alles ist unbeständig. Was auch immer uns umgibt, kann sich verändern.
Vielleicht fühlen sich manche an ihre Jugend gebunden und denken, dass sie immer jung aussehen müssen. Aber das kann niemand erwarten, denn alles ändert sich. Wir sollen uns auch nicht an Dingen festhalten. Wenn wir dies akzeptieren lernen, werden wir uns nicht mehr den Kopf zerbrechen.
Was schätzen Sie an der Schweiz?
Schweizer haben viel Disziplin. Das Gesetz wird hier strickt durchgeführt. Wir Mönche sind sehr ähnlich: Wir haben viel Selbstdisziplin. Schweizer können zudem sehr gut für sich selber schauen und sie können andere Länder dazu inspirieren, mehr auf ihr Land acht zu geben. Sie sind sehr ordentlich.
Das Gespräch führte Jana Füglistaler.
Sendung: SRF 1, Bilder zum Feiertag, 17.5.2017, 22:20 Uhr