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Thronwechsel in Japan «Es ist der Start einer neuen Ära»

Was bedeutet der Thronwechsel in Japan für Japanerinnen und Japaner, die in der Schweiz wohnen?

In Japan bricht eine neue Ära an: Am 1. Mai übergibt Kaiser Akihito seinem ältesten Sohn, Prinz Naruhito, den Chrysanthemen-Thron. Mit der zeremoniellen Inthronisation des Tennō, des neuen japanischen Kaisers, beginnt die Zeitrechnung erneut bei Stunde Null.

Was bedeutet der Kaiserwechsel und die neue Regierungszeit «Reiwa» für Japanerinnen und Japaner in der Schweiz?

Das Ende eines Zeitgeistes

«Für mich ist es das Ende eines Zeitgeistes, der eng verbunden ist mit eigenen Erfahrungen», sagt Kazu Huggler. Sie ist eine japanische Modedesignerin, die heute mit ihrem Mann und ihren Kindern in Zürich lebt.

Vier Menschen verbeugen sich vor einem älteren Paar
Legende: 60. Hochzeitstag von Akihito und Michiko am 10. April 2019: Noch grüsst Narihito (ganz recht) seinen Vater als Kaiser. imago / Kyodo News

«Ich bin in der Showa-Ära geboren und kann mich noch genau erinnern, wie die neue Zeit ‹Heisei› verkündet wurde. Damals studierte ich in Tokio japanische Kunstgeschichte und Ästhetik», erzählt Kazu Huggler.

Eine Generationenfrage

Für Satoshi Hirano hingegen, der einen Coiffeursalon unweit der Universität Irchel betreibt, ist der Kaiserwechsel eher eine Formalie.

«Ich bin schon seit 26 Jahren in der Schweiz, davor war ich in Amerika. Wenn diesen Mittwoch der Kaiserwechsel vollzogen wird, erinnert mich das vor allem daran, dass ich selbst nun zur alten Generation gehöre», sagt Satoshi Hirano lachend. «Ich denke und schreibe schon lange in der westlichen Zeit.»

Umrechnen

Yu Miyauchi ist zwar in Japan geboren, aber grösstenteils in der Schweiz aufgewachsen und wohnt heute in Zürich. Auch für die Assistentin bedeutet der Kaiserwechsel in erster Linie ein Umrechnen:

«Dass die Zeit erneut auf Stunde Null gesetzt wird, werde ich vor allem dann spüren, wenn ich wieder einmal ein Päckchen von meinen Eltern aus Japan erhalte und ich erneut in unsere europäische Zeit umrechnen muss.»

Hoffnung auf Harmonie

Für Miki Haller, Reiseleiterin aus Männedorf, ist es schon das zweite Mal, dass die Zeit auf Stunde Null gesetzt wird. «Mein Mann fragt mich dann oft: Ist das nicht eine Art Reset? Aber der Kaiserwechsel ist für mich nicht ein Zurückstellen der Zeit, sondern der Start einer neuen Ära, der ich mit grosser Freude und Hoffnung entgegenblicke.»

Getrocknete Algen, japanisch beschriftet.
Legende: Getrocknete Algen in Tokyo: Sie sind bereits mit der neuen Regierungszeit «Reiwa» beschriftet. imago / AFLO

Unter der Regierungszeit «Heisei» hat es viele Naturkatastrophen gegeben. Für die neue Regierungszeit «Reiwa» wünscht sie sich eine Phase, die weniger Krisen zu verbuchen habe und «in der wir, wie der Name, der grob übersetzt ‹schöne Harmonie› bedeutet, glücklich zusammen leben können.»

Zu harmonisch?

Der Doktorand in Musikwissenschaften Yusuke Takamatsue betrachtet den Kaiserwechsel mit gemischten Gefühlen: «Auf der einen Seite finde ich es schön, dass der Kaiser, der viel Gutes geleistet hat, seine Amtszeit nun gebührend beenden kann», sagt er.

Coca-Cola-Flasche mit japanischer Aufschrift.
Legende: Coca-Cola feiert mit: Sogar auf der Flasche hier wird «Reiwa» verkündigt. imago / AFLO

«Andererseits schauen wir mit Skepsis auf die mediale Berichterstattung. Denn Zahlen wie die Arbeitszeit, die Quote der Arbeitslosen oder auch der Prozentsatz derjenigen, die das Kaiserpaar unterstützen, werden in letzter Zeit eher beschönigt», erzählt er. «Der Kaiser hat in Japan vor allem symbolischen Charakter. Ich denke, dass Politik und Kaiser getrennt betrachtet werden müssen».

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